Lehrer lernen, den Schülern und sich selbst besser zu helfen

Neunkirchen · Donnerstagabend. Das Schulgebäude wirkt wie ausgestorben. In der Kantine räumt Annette Müller die Tische zur Seite und stellt ein Dutzend Stühle zu einem Kreis auf. Apfelschorle und Kekse stehen bereit.

Später ist die Hälfte der Stühle wieder weg, die Grippewelle macht auch vor Lehrern nicht Halt. Weshalb des Kurs "ABC Erfolgslehrer" heute in einem sehr intimen Kreis stattfindet. "Veränderungsmanagement" steht auf dem Programm - das letzte von insgesamt fünf Modulen.

Zu Stande gekommen war der Kurs, nach dem Professor Marcus Müller in der Zeitung vom Glücksunterricht an der Gemeinschaftsschule Neunkirchen gelesen und die Schule kontaktiert hatte (wir berichteten). Müller betreibt zusammen mit seiner Frau Annette das Coaching Institut Saarland, das sich der Persönlichkeitsentwicklung hin zu Erfolg und Glück verschrieben hat. "Der Kurs wurde neu für die Schule konzipiert", basierend auf Rückmeldungen zu gemeinsamen Veranstaltungen, Erfahrungen der Müllers aus früheren Coachings und wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Basis des Kurses sind die drei "mentalen Vitamine", die wissenschaftlichen Forschungen zufolge Glück und Motivation maßgeblich beeinflussen. Fehlen Selbstbestimmung, Zugehörigkeit oder Kompetenz, kann sich das bei Erwachsenen wie auch bei Kindern in Aggressivität oder Depressionen äußern. "Motivation oder sogar Glück sind nicht Teil der Lehrerausbildung", betont Annette Müller. "Unser Ziel ist, Lehrern das Modell und seine praktische Anwendung nahe zu bringen, um sich selbst und den Schülern täglich erfolgreicher helfen zu können." Hilfe zur Selbsthilfe also.

Dass Veränderungen nicht jedermanns Sache sind und auf Widerstände stoßen, war Thema des letzten Termins. Dabei galt es unter anderem, sich selbst einzuschätzen: Ignoriere ich lieber oder bin ich prinzipiell interessiert? Trete ich als Bremser oder als Gestalter auf? Aha-Effekte inklusive.

Was das alles bringt? "Ich bin jetzt grundsätzlich aufmerksamer in dem, was ich tue oder sage", erzählt eine Lehrerin im kleinen Kreis. Kommt es zu Konfliktsituationen oder Problemen, versuche sie, etwas Positives in die Diskussion einzubringen oder einen "lustigen Spruch". Was deeskalierend wirke - "oft gehe ich jetzt froher in die Stunde rein." "Ich war erstaunt, was ich selbst für Potenziale habe", verrät eine andere Teilnehmerin. Gut getan haben die Rückmeldungen von Kollegen. Deren Fremdwahrnehmung zu notieren, war Hausaufgabe gewesen.

Ob und wie es jetzt weiter geht, hängt von der Initiative der Lehrer ab. "Das Basismodul ist abgeschlossen", informiert Marcus Müller. Im einem zweiten Schritt solle nun in Individual-Coachings auf die Bedürfnisse der Lehrer einzeln eingegangen werden.

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