Kunst im öffentlichen Raum Seit 1936 gießt er Eisen

Neunkirchen · Kunst muss sichtbar sein. Das Paradoxe an der „Kunst im öffentlichen Raum“ ist, dass sie deutlich sichtbar ist, und sie dennoch unsichtbar bleibt, denn kaum jemand nimmt Notiz von ihr. In einer Serie stellen wir Kunstwerke im öffentlichen Raum im Kreis Neunkirchen vor. Heute: „Der Eisengießer“ am Unteren Markt in Neunkirchen.

 Der Eisengießer am Unteren Markt in Neunkirchen gilt als ein Markenzeichen oder Wahrzeichen der Bliesstadt.

Der Eisengießer am Unteren Markt in Neunkirchen gilt als ein Markenzeichen oder Wahrzeichen der Bliesstadt.

Foto: Engel

Die Skulptur „Der Eisengießer“, prominent platziert am Unteren Markt in Neunkirchen im Schatten der Christuskirche, wurde anlässlich des 100. Geburtstages von Freiherr Carl-Ferdinand von Stumm-Halberg 1936 von dem Stummschen Unternehmen gestiftet. Mit seinem Entwurf der Figur des bronzenen Eisengießers gewann Professor Fritz Claus, damaliger Leiter der Bildhauerklasse an der Staatlichen Kunstschule in Saarbrücken, den ersten Preis eines Wettbewerbes, und er erhielt zugleich den Auftrag zur Ausführung des Eisengießers für die Stadt Neunkirchen.

Dem Arbeitsmann wurde ein kleiner Brunnen auf dem Niveau der Hüttenbergstraße hinzugegeben. Prof. Claus, 1885 in Zweibrücken geboren und 1956 in München gestorben, lieferte genau das, was im Deutschland der Nationalsozialisten gern gesehen wurde: Die Idealisierung des „deutschen“ Menschen im Sinne von Wehrhaftigkeit, Entschlossenheit und Heldenmut. Der Eisengießer ist die Verkörperung des Arbeiterbildes der Nazis schlechthin. Dieses Arbeiterstandbild kann getrost als Gegenentwurf zur großen Figur des elitären, neoklassizistischen Denkmals des Freiherrn Carl-Ferdinand von Stumm-Halberg auf dem Stummplatz in Neunkirchen, entstanden 1902, angenommen werden. Der eiserne Eisengießer (das Institut für aktuelle Kunst in Saarlouis nennt Bronze als Herstellungsmaterial) steht auf einem vier Meter hohen, schlanken Sockel, der sich nach unten verjüngt, und „sich gefällig an den Hüttenberg anpasst“, wie der Infotafel-Prosa zu entnehmen ist. 1938 wurde die von dem Denkmal des Arbeiters gekrönte Brunnenanlage am Hüttenberg der Stadt übergeben.

Im Volksmund hieß das Arrangement aus Skulptur, Brunnen und vorgelagertem Beet auch „Heiliges Grab“, denn der Architekt hieß Wilhelm Heilig. Heilig war ein renommierter Architekturtheoretiker und Städtebauer.

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