Kreis arbeitet vorbildlich in der Flüchtlingshilfe

Neunkirchen · Mit seiner Informationsveranstaltung „Integration und Ehrenamt“ tourt das Ministerium für Soziales ab sofort durchs Land. Zum Auftakt ging es nach Neunkirchen. 80 Gäste erlebten einen informativen Abend.

"Im Jahr 2013 hatten wir 45 Flüchtlinge, letztes Jahr 256", sagte der Kreisbeigeordnete Karlheinz Müller in seiner Begrüßung zur Veranstaltung "Integration und Ehrenamt" in Neunkirchen , "für 2015 sind es mit Stand heute bisher 1101." Dass bisher alle gut untergebracht und betreut wurden und Neunkirchen laut Staatssekretär Stephan Kolling als Musterlandkreis in Sachen Flüchtlingshilfe gilt, ist zu großen Teilen den Ehrenamtlern zu verdanken. Sie zu unterstützen und Antworten auf drängende Fragen zu geben, war Ziel des Treffens im Landratsamt. "Zurzeit gibt es 30 Initiativgruppen", meldete Kreis-Sozialamtsleiter Udo Zägel, dessen zusätzliche Tätigkeit als Ehrenamtskoordinator des Trägerverbundes sich zu einem Full-Time-Job gemausert hat. Alle sieben Gemeinden verfügen mittlerweile über ein Netzwerk für die Flüchtlingshilfe . Das müsse auf Kreisebene zusammengeführt werden.

Nach der Vorstellungsrunde der Experten wurde es konkret. Ganz großes Thema war der Wunsch der Flüchtlinge, möglichst schnell zu arbeiten - schon im Asylverfahren. Das ist möglich, informierte Monika Zöllner vom Innen-Ministerium. "Für 1,05 Euro pro Stunde dürfen sie beschäftigt werden." Gut funktioniert diese Art Beschäftigung bei der Wohnraumsanierung oder auf den Bauhöfen. Wie Zägel betonte, hält Neunkirchen als einziger Landkreis 40 Plätze für gemeinnützige Arbeit von Flüchtlingen vor. Wobei der Spracherwerb immer Priorität haben müsse. So machen auch Praktika in Betrieben wenig Sinn, wenn man sich nicht verständigen könne, gerade auch mit Bezug auf Sicherheitsvorschriften.

Mehrfach im Raum stand zudem die Frage nach der Fahrerlaubnis. "Der syrische Führerschein ist sechs Monate gültig", erklärte Katja Sauerbrey, Geschäftsführerin des Neunkircher Job-Centers. "Dann muss er umgeschrieben werden", was mit einer theoretischen und einer praktischen Prüfung einhergehe. Erfahrungsgemäß brauchen die Flüchtlinge zusätzlich etwa zehn Fahrstunden, um sich auf die andere Verkehrssituation einzustellen. "Wir finanzieren das, wenn der Job dran hängt." Sonst nicht. Ganz klar auch die Sachlage in punkto Haftpflicht , wenn Flüchtlinge Rad fahren. Wie jeder andere Bürger sind sie selbstverantwortlich für ihr Tun und im Falle eines selbst verursachten Unfalls haftbar zu machen. Sinnvoll wären Verkehrsschulungen, die laut Kolling bereits auf den Weg gebracht wurden.

Kritische Bemerkungen waren die Ausnahme. Eine davon betraf das bisher vergebliche Bemühen um einen 7,5 Tonner für den Transport von Möbeln und Spielsachen. Michael Schütz, Geschäftsführer des Caritasverband Schaumberg-Blies, hatte eine gute Nachricht: "Wir haben letzte Woche zwei Fahrzeuge zur Verfügung gestellt bekommen." Genau für solche Fragen biete sich aber auch das kurz vor Start stehende Online-Portal des Landes an, so Kolling: "Nächste Woche geht es los."

Dass gerade die Syrer gut vernetzt sind, ist die Beobachtung von Martin Horzella vom Diakonischen Werk. Sein Rat: "Entmündigen sie diese Personen nicht, die können sehr viel selbst machen."

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