Kolumne Apropos Mal ehrlich: So schlecht war das nicht

Im Saarland sind die Corona-Beschränkungen weitestgehend gefallen. Darüber kann man sich freuen. Muss man aber nicht.

Kolumne zum Ende der Corona-Beschränkungen
Foto: Robby Lorenz

Die Prinzen haben es schon gesungen. Gut, die bezogen sich natürlich auf etwas völlig anderes. Doch momentan muss ich der Titelzeile zumindest aus vollem Herzen zustimmen: „Es war nicht alles schlecht.“

Was ich meine? Na, die Corona-Beschränkungen. Natürlich hätte auch ich die Pandemie keineswegs gebraucht. Weder die schwer Erkrankten und schon gar nicht die vielen, vielen Toten. Nicht die an ihre Grenzen gehenden Pflegekräfte, nicht die Einsamen in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern. Ich rede von den Begleiterscheinungen: Niemand rückte einem zu nah auf die Pelle, der vorgeschriebene Mindestabstand nahm endlich mal Rücksicht auf die persönliche Privatspähre.

Das leidige Händeschütteln, das von manchen Menschen bis zum Exzess betrieben wurde, stoppte von heute auf morgen. Wunderbar! Nur einige schwenkten um auf Fausttatschen oder Ellenbogencheck.

Nun ja. In den Läden: Kein Gedränge, kein ungewollter Körperkontakt. Und dann, als endlich wieder Kultur sein durfte: Wunderbares Schachbrett-Muster, keiner tritt einem ins Kreuz, hustet einem in den Nacken, kämpft mit einem um die Armlehne.

Doch nun machen wir zumindest im Saarland so, als wäre Corona nur ein böser Alptraum von gestern Nacht. Bei Kulturveranstaltungen kämpft der laute Atem des Nachbarn wieder vehement gegen den Bühnenvortrag an. Die begeisterten Händeschüttler kommen wieder aus ihren Löchern. Geht man in die Stadt, nehmen einem die Menschenmassen schier den Atem. Also mir mal jedenfalls.

Gott sei Dank befriedige ich mein Kulturbedürfnis überwiegend in der Pfalz, die schachbretteln noch. Was bleibt? Keine Ahnung. Vielleicht eine Hütte für mich allein, irgendwo, fern von Corona und von Menschenmassen, irgendwo im Urwald.

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