Kolumne Apropos Das Handy, die Frau, der Hund und ich

Das Smartphone ist unverzichtbar. Zu jeder Tages- und Nachtzeit. Auch Tiere sollten nicht ausgeschlossen sein.  

Kolumne brauchen Tiere Handys?
Foto: Robby Lorenz

Dies ist ein Outing. Ja, ich stamme aus diesen galaktisch weit entfernten Jahren der 1960er, einer seltsamen Zeit des Hinterfragens und Kritisierens. Ja, ich kann heute als Mittfünfziger alte Menschen verstehen, die sich der Moderne nicht mehr zugehörig fühlen und bange fragen, in welcher Welt sie eigentlich leben. Ja, ich habe ein Smartphone aus dienstlichen Gründen, an dem ich zur Kontaktaufnahme schon mal eine WhatsApp-Gruppe mit nur einem weiteren Mitglied eröffnet habe, weil ich keinen Schimmer hatte, wie ich sonst mit diesem Menschen auf eben diesem Kanal hätte in Kontakt treten können. Und ja, ich schüttele schon mal den Kopf ob des Mitteilungsbedürfnisses vieler meiner Mitmenschen, die sich in extensiver Nutzung des kleinen, in der Handfläche beinahe festgewachsenen mobilen Endgerätes widerspiegelt. Tatsächlich hat das Ding seine Vorzüge, wenn auf dem Einkaufszettel Unklarheit herrscht und der Telefon-Joker möglich ist. Oder ein Termin (Date) kurz vor knapp einer Änderung bedarf. Es gibt wahnsinnig viel abzustimmen und die Gewerkschaften werden zurecht bald die 25-Stunden-Woche für Arbeitnehmer als Vollzeitstelle fordern, weil der Mensch auch seine fünf, sechs Stunden Schlaf braucht.

Trotz größtem Verständnis gibt es dennoch Situationen, die mich schier fassungslos machen. Wie diese Woche tief in der Nacht. Ich im Auto auf dem Heimweg, eine Frau mit zwei großen Hunden an der Leine auf dem Trottoir. Logisch, die gute Dame hat auch bei zwei in verschiedene Richtungen strebenden Vierbeinern ein Handy in der Hand. Und vollführt während des Redens einen Tanz, Meisterin der verworrenen Lage zu bleiben. Das ist schon hohe Schule. Synthese aus Natur und Digitalisierung. Die Frage, die sich mir in diesem Moment stellt: Gibt es noch keine Smartphones für Hunde? Das Internet weiß es: Natürlich gibt es die. War dumm von mir zu sinnieren, wie ich die super Idee an einen megareichen Ami verkaufe für läppische 1,52 Prozent Gewinnbeteiligung. Und von dem sagenhaften Geld dann in meiner Villa am Gardasee nachts mit meinem Hund am Lido entlangspaziere. Ohne Smartphone. Nur wir beide, die Sterne über uns.

Ja, ich bin ein Romantiker.

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