Kolumne Apropos Warmes Auto contra kaltes Rad
Wer morgens als Radfahrer bei den jetzt schon ganz schön frischen Temperaturen unterwegs ist, braucht eine dicke Jacke. Und ein dickes Fell schadet auch nicht ...
Mitte Oktober, und der Morgen ist schon gefrierschrankkalt. Da macht auch der Weg mit dem Rad zur Arbeit auf den ersten Metern wenig Spaß. Wie schön muss es sein, jetzt im angenehm temperierten Auto zu sitzen. Springt die Ampel auf Grün, bewegen sich Mensch und Maschine mit einem minimalen Druck aufs Gaspedal geisterhaft leicht vorwärts. Eventuell etwas Musik, ein paar Nachrichten, der Blick schweift gemütlich über Straße, Häuser, Feld und Wiese. Während auf dem Drahtesel die Kette quietscht, die Hände am Lenker frieren, jeder Meter bergauf unangenehm ist in den dicken Klamotten. Am Ortsausgang wird eines der vorbeituckernden Automobile langsamer. Die Scheibe der Beifahrertür senkt sich herab. Geübte Radler sind in diesem Moment schon halbwegs vorbereitet. „Scheiß Radfahrer“, ist eine männliche Stimme aus dem Fahrzeug zu hören. Der Rest verhallt im Morgendunst, denn das Auto zieht schon wieder an und setzt seinen Weg deutlich schneller als das Zweirad fort. Ob es in diesem Moment einen Grund gibt für die Äußerung? Das Rad jedenfalls bewegt sich schnurgerade nahe am Fahrbahnrand, der Fahrer trägt einen Helm. Auf den Bürgersteig gehört der ausgewachsene Mensch auf diesem Streckenabschnitt nun wirklich nicht, auch wenn der immer mal wieder fürs Radfahren genutzt wird. „Scheiß Radfahrer“, das ist für den Menschen, der viele Jahre und Kilometer auf seinem Rad hinter sich gebracht hat, nicht wirklich eine grobe Entgleisung. Eher so etwas wie ein morgendlicher Begrüßungsruf, etwas rüde vielleicht.