Kolumne Apropos Verdi macht keinen Mittag

Mit Bildern ist es so eine Sache in der Sprache. Kann auch mal in die falsche Richtung gehen.

 MIchael Beer  Foto: Robby Lorenz

MIchael Beer Foto: Robby Lorenz

Foto: Robby Lorenz

Wenn es dringlich ist, arbeiten wir gerne mit Bildern, um unserer Sprache den rechten Nachdruck zu verleihen. „Es ist fünf vor zwölf“ ist ein solches, das in vielerlei Zusammenhängen zur Anwendung kommt, wenn es wirklich eng scheint. Manchmal ist es dann sogar schon zwei vor zwölf oder so. Also wirklich allerhöchste Eisenbahn! Nun hat auch die Gewerkschaft Verdi ein dringendes Anliegen: Bessere Arbeitsbedingungen für alle Leute, die mit ganz jungen Menschen arbeiten. Etwa in Kita und Krippe, wenige als pädagogische Fachkraft auch in der Nachmittagsbetreuung. Deshalb macht sie mit Warnstreiks – an diesem Mittwoch ist es wieder so weit – auf ihre Forderungen aufmerksam. Auf einem Flyer heißt es nun: „Es ist 4 nach zwölf – wir löschen nur noch Brände.“ Ok. Verstanden. Die Botschaft lautet: Es ist mega dringend. Schon verstanden. Aber um im Bild zu bleiben: Nach zwölf ist definitiv zu spät! Zug abgefahren, ließe sich sagen. Und das mit dem „Brände löschen“ kann per se völlig falsch verstanden werden. Insbesondere, wenn Männer auf einen Kasten Bier schielen. Zum Glück ist diese Assoziation nicht zwingend die erste im Zusammenhang mit Kinder-Betreuung. Die ist noch immer Frauendomäne. Dennoch vermittelt das Brände-löschen den Eindruck, als habe sich die Gewerkschaft in der Sparte geirrt. Vielleicht ging es um eine Kampagne für Fridays for Future: Der Klimawandel macht schließlich keine Mittagspause. Und dann sind da noch die Eltern der Kita-Kinder. Die werden ihren eigenen Blick auf den Verdi-Slogan haben und fragen: Wohin mit meinen Kindern um halb Eins??