Kolumne Apropos Das kleine a und die Frage nach gerechter Sprache
Klempnerinnen, Doktorinnen, Kassiererinnen – die männlichen Berufsbezeichnungen sind in der weiblichen Form bestens enthalten. Es braucht keine Kunstpause im Wort. Ein „a“ für alle wäre inklusiv.
Alter weißer Mann ist so ein Schimpf, der mich wirklich trifft. Denn ich kann mich noch erinnern, mal ein junger liberaler Mann gewesen zu sein. So attestiert von Menschen unterschiedlichen Geschlechts. Tja, lange her. Und so gebe ich als alter weißer Mann unumwunden zu, dass es in meinen Ohren immer etwas seltsam klingt, wenn in meinem Lieblingsradiosender die Sammelbezeichnung für Männer und Frauen mit dem Zusatz „-innen“ verwendet wird. Es liegt dabei nicht an der angehängten Silbe selbst. Es sind diese kurzen Pausen in der Sprachmelodie, die mich die Stirn runzeln lassen. Besonders, wenn etwa mehrere Berufe nacheinander aufgezählt werden. Sagen wir zum Beispiel: „In der Bundeshauptstadt haben sich Klempner-innen, Betonbauer-innen, Dachdecker-innen, Elektriker-innen zu einem Kongress über modernes Bauen getroffen.“ Die ganzen verzögerten „-innen“ bleiben mir fremd im Ohr. Wie wohl ich in der Sache völlig mitgehe. Eine gendergerechte Sprache? Besser heute als morgen!
Gerechtigkeit ist wie Wahrheit allerdings ein großes Wort. Männer meines Jahrgangs fühlen sich mit dem Label „alter weißer Mann“ wohl ziemlich durch die Bank nicht besonders gerecht behandelt. Aber da sie im kulturellen Diskurs bei vielen Themen nach moderner Lesart sowieso vereinfacht gesagt die Klappe zu halten haben, weil zu weiß, zu alt und überhaupt, ist das ja auch egal.
Im Ringen um eine gendergerechte Sprache schlägt nun Freiburg einen neuen Weg ein, wie unter anderem das SWR-Radio berichtet hat. Die Stadtverwaltung der schönen Studentenstadt hat demnach angekündigt, auf der Suche nach Arbeitskräften Jobtitel nur noch in der weiblichen Form anzugeben. Anstelle des Zusatzes (w/m/d) soll es ein schlichtes (a) hinter dem gesuchten Berufsbild geben. Das a steht dann für „alle“.
Alle Menschen unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung, Behinderung, Alter, Herkunft oder Religion, führt der Beitrag aus, sollen sich auf diese Weise direkt angesprochen fühlen. Was weiblich/männlich/divers tatsächlich locker zusammenführt und noch Raum für andere Selbst-Wahrnehmungen lässt.
Nach Jahrhunderten strammem Patriarchats scheint mir dies ein hervorragender Vorschlag. Mal die Frauen nach vorne für die nächsten Jahrhunderte. Die männliche Berufsbezeichnung ist gut in der weiblichen Form untergebracht.
Sollte sich allerdings ein Arzt jetzt darüber aufregen, in der Berufsbezeichnung Ärztin dann als „Ärzt“ mitzulaufen, würde ich entgegnen, dass dies doch eher ein persönliches Problem ist, und er gerne weiter Arzt sein darf. Meine Ohren jedenfalls wären beim Radio-hören besänftigt, wenn die Sprechpause im Wort wegfiele. Und auf Jobsuche dürfen sich mit dem Zusatz „a“ für alle sogar alte weiße Männer angesprochen fühlen.