"Kohlhof-Konzept richtige Weg"

Neunkirchen/Saarbrücken

 Gesundheitsminister Georg Weisweiler (FDP) war gestern zu Besuch in der Redaktion der Saarbrücker Zeitung in Saarbrücken. Foto: Oliver Dietze

Gesundheitsminister Georg Weisweiler (FDP) war gestern zu Besuch in der Redaktion der Saarbrücker Zeitung in Saarbrücken. Foto: Oliver Dietze

Neunkirchen/Saarbrücken. Es gibt ein Rätsel, das noch kein saarländischer Gesundheitsminister wirklich gelöst hat - und auch Georg Weisweiler (FDP) hat so recht keine Antwort auf die Frage: Warum sind Saarländer in den bundesweiten Statistiken immer ein bisschen kränker als Pfälzer, Hessen, Württemberger oder Bayern?Früher, so Weisweiler, habe man den hohen Krankenstand auf die harte Arbeit in den Gruben und Stahlwerken zurückgeführt. Aber heute? "Falsches Essen? Zu viele Schwenker? Fleischkäse? Ich habe noch keine Antwort gefunden", schmunzelt der Minister in die Runde. Er war gestern zu Besuch in der Saarbrücker SZ-Redaktion, um den Redakteuren aus den verschiedenen Regionen seine Gesundheitspolitik zu erläutern.

6500 Krankenhaus-Betten gibt es derzeit im Saarland, die auf absehbare Zeit um zwei bis sechs Prozent gekürzt werden sollen: "Das sind dann 150 bis maximal 400 Betten weniger." Gespräche darüber beginnen in den kommenden Wochen. Doch seine vordringliche Aufgabe sieht Weisweiler darin, den saarländischen Krankenhaus-Flickenteppich auf einen gemeinsamen Kurs zu bringen.

Es gibt konfessionelle, kreiseigene, kommunale oder von halbprivaten Gesellschaften geführte Häuser. Dazu das landeseigene Universitätsklinikum, das ein Haus der Maximalversorgung ist. Das zweite Krankenhaus mit Maximalversorgung ist der Saarbrücker Winterberg. Hier ist Weisweiler realistisch: "Alle Versuche, diese beiden Häuser irgendwie zusammenzulegen, sind gescheitert, und ich werde dies nicht tun." Statt dessen hat sich Weisweiler vorgenommen, "drum herum eine neue Struktur zu schaffen." Davon betroffen sind die Krankenhäuser um Saarbrücken wie Püttlingen, Sulzbach, Sonnenberg, Völklingen aber auch St. Ingbert. Am Ende, so stellt sich Weisweiler vor, "könnte es eine Nordschiene und eine Südschiene bei der Versorgung geben. Auf der Nordschiene findet man das Homburger Uniklinikum und die Marienhaus/CTT-Häuser, auf der Südschiene die regionalen, kommunalen oder Kreiskrankenhäuser."

Darin, so Weisweiler, sehe er eine zukunftsfähige Struktur, "für die ich aber noch ein, zwei Jahre brauche." Dann komme es so, dass "nur noch die schwierigen Fälle in die Maximalversorgung gehen und die leichteren auf die übrigen Krankenhäuser verteilt werden." Wichtig sei bei diesem Konzept eine gute Diagnostik vor Ort, anhand derer die Patienten dann in die für sie optimale Klinik überwiesen werden könnten. Neunkirchen sei mit dem neuen Kohlhof-Konzept auf dem richtigen Weg: "Zuvor haben sich die Neunkircher Kliniken untereinander bekämpft, das will ich nicht." Jetzt gebe es das evangelische, also konfessionell gebundene Fliedner-Krankenhaus - und das städtische Krankenhaus, das, gemeinsam mit den übrigen kommunalen Häusern, nach Weisweilers neuen Plänen in zwei Jahren an einem Strang ziehen könne. Eine Kardiologie wird in keines der Neunkircher Krankenhäuser kommen: "Wir haben gut ausgestattete Herz- Kreislaufzentren in Völklingen, Saarlouis, am Winterberg und in Homburg. Das muss reichen", betont Weisweiler. Dass das Saarland sich über seine medizinische Versorgung nicht beklagen könne, sehe jeder ein, der sich mal in anderen Bundesländern umgeschaut habe. In Brandenburg, sagte Weisweiler, "muss man zum Teil 80 Kilometer bis zum nächsten Krankenhaus fahren. Bei uns ist man nach 80 Kilometern oft schon aus dem Land heraus." Für die Neunkircher befinde sich das nächstgelegene Krankenhaus der Maximalversorgung in Homburg, in nur 20 Minuten Entfernung über die gut ausgebaute Autobahn. Für Weisweiler eine ideale Anbindung. Selbst bei Schlaganfällen, wo es auf jede Minute ankommt, haben Patienten aus dem Neunkircher Raum, die von dem mobilen Schlaganfall-Einsatzwagen ("stroke unit" genannt) abgeholt werden, kaum Zeitverluste. "Wir haben gut ausgestattete Herz-Kreislauf-

Zentren."

Gesundheitsminister Georg Weisweiler

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