Wasser speichern in Wäldern im Kreis Neunkirchen So hält ein intakter Wald Wassermassen auf

Kreis Neunkirchen · Der Klimawandel sorgt für Wetterextreme. Unter dem Dach von Buchen und Eichen lässt sich Regen speichern.

 Ein dicker Baumstamm im Stennweiler Wald verfault und ist damit Lebensraum und Wasserspeicher.

Ein dicker Baumstamm im Stennweiler Wald verfault und ist damit Lebensraum und Wasserspeicher.

Foto: Michael Beer

Das Klima ändert sich augenscheinlich: Auf regenreiche Tage und Wochen folgen knochentrockene Phasen. Während in den Wasserphasen anschwellende Flüsse zur Bedrohung für menschliche Siedlungen werden, leidet der Wald in den Zeiten, da kein Wölkchen den Himmel trübt. Der Illinger Landschaftsökologe Helmut Jochem macht sich dafür stark, viel mehr Regenwasser zu sammeln. Und das im heimischen Garten genauso wie etwa im Wald (die SZ berichtete). So lasse sich dem Phänomen Überschwemmungen/Dürre ein Stück weit begegnen. Die Förster im Kreis Neunkirchen betonen im Bezug auf ihren Part in der Geschichte, der Wald sei bereits heute ein riesiger Puffer. Gleichwohl sehen sie die Waldwirtschaft aktuell im Umbruch. Von gesteigertem Holzeinschlag wie etwa vor zehn Jahren müsse man sich wieder verabschieden, sagt Förster Thomas Brill vom Revier Furpach. Alte Baumbestände mit hohen Kronen sorgten dafür, dass nicht zu viel Sonne auf die Böden komme und so junge Bäume nachwachsen können. Es sei acht bis zehn Jahre her, dass beim Wegebau das Thema Wasserspeicher gleich mitgedacht wurde. Sein Kollege Roland Wirtz habe das vorangetrieben.

Wirtz ist nicht nur als Förster für den Raum Eppelborn zuständig, er kümmert sich beim Saarforst-Landesbetrieb auch um den Umweltschutz im ganzen Saarland. In Sachen „Retension“, also das Rückhalten von abfließendem Wasser, mache der Forst in der Tat einiges, bestätigt er. Und dies seit etwa einem Jahrzehnt. Beim Wegebau im Wald werde das Wasser über Gräben in Becken geführt, die es für eine Weile halten. Wo lehmige Erde vorherrscht, sind das auch Lebensräume für Amphibien. Auf Buntsandstein wie in Furpach versickert das Wasser dafür zu schnell. Wirtz: „Einen großen Wasserrückhalt erreichen wir damit nicht. Wenn es viel und stark regnet, sind die Becken schnell voll.“ Zugleich sammele der Wald aber auch auf andere Art viel Wasser. Stichwort naturnahe Waldwirtschaft. „Wenn wir Totholz liegen lassen, hilft das gleich auf zweierlei Weise,“ erläutert der Förster. Ein parallel zum Hang liegender Stamm wirke wie eine Bremse. Wasser läuft bei Starkregen dagegen, muss sich einen neuen Weg suchen und wird langsamer. Zugleich speicherten verfaulende Stämme sehr viel Wasser. Sie seien wie ein Schwamm. Wirtz erinnert an die Überflutungen in Dirminen 2016: „Wo Wald vorgelagert war, ist fast nichts passiert, wo Felder angrenzten, ging die Flutwelle über Dirmingen hinweg.“

 Ein Retentionsbecken am Wanderweg zwischen Stennweiler und Ottweiler. Auf der Strecke gibt es mehrere Tümpel, die Wasser zurückhalten.

Ein Retentionsbecken am Wanderweg zwischen Stennweiler und Ottweiler. Auf der Strecke gibt es mehrere Tümpel, die Wasser zurückhalten.

Foto: Michael Beer

Die extensive Waldwirtschaft hält der Förster für wichtiger als große Becken. Um Holz zu schlagen, dürften Waldmaschinen nur alle 40 Meter auf Rückegassen fahren. So werde eine große Verdichtung des Bodens auf der Fläche verhindert.

Wie viele Retentionsbecken sie in ihrem Wald habe, könne sie gar nicht sagen, erläutert die Ottweiler Försterin Sybille Rauchfeld. Nicht alle seien künstlich angelegt. Im Stennweiler Wald könne man einige auf engem Raum sehen. Die Sommer der drei vergangenen Jahre waren nach ihrer Beobachtung sehr trocken. Die Tiere des Waldes könnten sich durch die Bäche aber mit Wasser versorgen.

 Im Wald zwischen Stennweiler und Ottweiler: Retentionsbecken sorgen dafür, dass Wasser nicht zu schnell in die Bäche abfließt. Und sie sorgen für schöne Spiegelungen.

Im Wald zwischen Stennweiler und Ottweiler: Retentionsbecken sorgen dafür, dass Wasser nicht zu schnell in die Bäche abfließt. Und sie sorgen für schöne Spiegelungen.

Foto: Michael Beer

Die Förster sind sich einig, dass große Wasserflächen im Wald nur schwer umsetzbar sind. Mulden beim Wegebau als Wasserpuffer zu schaffen, sagt Thomas Brill, sei „kein großer Akt“. Das müsse überall getan werden, wo es möglich ist. Große Tümpel anzulegen werde dagegen sehr teuer und in Schutzgebieten wie den FFH-Gebieten (Fauna-Flora-Habitate) wohl unmöglich. Für die kommenden Jahre sei es in der Waldwirtschaft wesentlich, die Altbestände dicht zu halten und darunter junge Bäume nachzuziehen. Wo der Wald zu licht werde, gingen die Samen nicht mehr auf. Brill: „Die Natur bestraft uns, wenn wir so weiter machen wie gehabt.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort