Der ehemalige Furpacher Ortsvorsteher Klaus Becker Im Süden Spaniens ist sein zweites Zuhause

Neunkirchen/Calabardina · Das Leben ist Veränderung. Bekannte Gesichter ziehen sich aus der Öffentlichkeit zurück. Andere entschwinden unserem Blickfeld. Sie machen was Neues oder sie tun, was sie tun, an einem anderen Ort. In dieser Serie gehen wir der Frage nach „Was macht eigentlich...? Heute: Klaus Becker

 Klaus Becker am Ortsschild von Calabardina. Der kleine Ort ist zur zweiten Heimat geworden.

Klaus Becker am Ortsschild von Calabardina. Der kleine Ort ist zur zweiten Heimat geworden.

Foto: Klaus Becker

Klaus Becker und seine Lebensgefährtin haben den längsten Urlaub ihres Lebens hinter sich. Unfreiwillig. Seit März vergangenen Jahres haben der ehemalige langjährige Ortsvorsteher von Furpach-Kohlhof-Ludwigsthal und seine Lebensgefährtin im Süden Spaniens festgesessen. Wegen der Pandemie. Es kann einen schlimmer treffen, durchaus. Doch auch wenn die beiden ihr Leben im eigenen Haus am Meer genießen: 14 Monate von Kindern und Enkeln getrennt, das ist denn doch länger als gewünscht. „Wir sind mit Leib und Seele Oma und Opa“, hat Klaus Becker im Telefonat mit der SZ erzählt. Gestern ging der Flug in die Heimat. Endlich. Enkelin Jolina ist gerade mal zwölf und Opas Augenstern, und all das Skypen („Gott sei Dank kann man sich so wenigstens sehen“) kann eine Umarmung eben nicht ersetzen.

Über 17 Jahre – von Januar 2002 bis Juni 2019 – war Klaus Becker, selbst ein Furpacher mit Leib und Seele, auch, wenn er mittlerweile mit der Lebensgefährtin in Homburg lebt, Ortsvorsteher des Triple-Ortsteiles von Neunkirchen. „Ein Ehrenamt, vor dem ich sehr viel Respekt hatte“, erinnert er sich. „Mein Ziel war es, den Stadtteil nach vorne zu bringen, der Zufriedenheit der Bevölkerung weitmöglichst entgegenzukommen.“

Eine schwere Aufgabe, die er sich selbst auferlegt hatte: Ohr an den Wünschen und Sorgen der Bürger, bürger- und kinderfreundliche Infrastruktur, optimale Voraussetzungen in der Grundschule, Unterstützung der Vereinsarbeit. Das Fazit nach fast 18 Jahren im arbeitsreichen Ehrenamt: „Was ein großes Hindernis darstellte, war, dass man nicht alle gleichzeitig zufriedenstellen konnte. Das hat mich oft sehr belastet.“ Aber die Zeit habe ihm auch viel gebracht. „Und ich hoffe sehr, meinen Mitbürgerinnen und Mitbürgern auch.“

Doch Klaus Becker war nicht nur jahrelang das Gesicht des Ortes, wer an den Mann mit dem markanten Schnurrbart denkt, der denkt unweigerlich auch an Fastnacht. 40 Jahre war Becker im heimischen Verein Eulenspiegel aktiv: Als Büttenredner, Vorsitzender, Sitzungspräsident. Von den Eltern bekam er die Leidenschaft in die Wiege gelegt, hat seine Fastnachtsleidenschaft schon als Kind als Aktiver bei den damaligen Kinderkappensitzungen im Grünen Baum in Furpach ausgelebt. Die Leidenschaft hat Becker an die beiden Töchter vererbt, die jüngste Tochter Jessica war lange Jahre ein erfolgreiches Tanzmariechen. Mittlerweile ist Becker nicht mehr aktiv, aber „besonders stolz bin ich, dass mich die Eulenspiegel zu ihrem Ehrenvorsitzenden ernannt haben“.

Bei so viel Engagement durch die Jahrzehnte ist es nur logisch: „Trotz allem bleiben Furpach und Neunkirchen meine Heimat.“ Und das auch, obwohl Becker längst eine zweite Heimat gefunden hat. So oft es geht im Jahr verbringen Becker und seine Lebensgefährtin ihre Zeit im Haus weit im Süden Spaniens. Das Haus habe früher mal Dieter Thomas Heck gehört, dessen Witwe lebe jetzt etwa zwei Kilometer weit weg. Ansonsten ist der kleine Ort in der Region Mucia nahe der Stadt Àguilas sehr spanisch. Ferienhäuser dort werden überwiegend von Spaniern selbst bewohnt. „Tiefstes Spanien“, lacht Becker im Telefonat. Als die SZ sich meldet, sitzt er gerade draußen in milden Mitte-20-Grad und ist beim Rommee-Spielen. Vor den Fenstern in Neunkirchen fällt der kalte Regen. „Tiefstes Spanien“, das bedeutete für Becker: die Sprache lernen. Das hat er einmal an den Volkshochschulen in Neunkirchen und Homburg. Aber vor allem auch durch die vielen Kontakte mit den Einheimischen. Die Lebensgefährtin unterstützt ihn, sie hat selbst mal neun Jahre dort gewohnt.

„Ich mochte Sommerurlaube am Meer schon immer“, sagt Becker. Allerdings habe sich sein Spanienbesuch auf Touristenorte wie Rosas beschränkt. „Hier ist das ganz anders. Das ist ein gewachsener Ort, Leute, die sich seit 40 Jahren und mehr kennen.“ Er sei sich immer bewusst, sagt Becker, dass er Gast in diesem Land ist, dass es sich gehöre, die Sprache der Einheimischen zu sprechen und nicht andersrum.

Mittlerweile klappt das wunderbar. Mit Pedro, einem pensionierten Tierarzt, pflegt Becker eine intensive Freundschaft. „Nachdem uns beiden Alten vom vielen Walken die Knie weh taten, haben wir uns jetzt Fahrräder zugelegt und radeln damit durch die nähere Umgebung“, erzählt er. Beckers Facebook-Freunde können die Strecken Tag für Tag mitverfolgen. Pedro gehört ebenso wie Becker und ansässige Franzosen und einige spanische Einheimische zu einer Gruppe, die sich drei Mal die Woche trifft, um Petanca (vergleichbar mit Boule) zu spielen. „Ich frage mich heute, wo ich früher die Zeit hergeholt habe, jeden Tag ins Büro zu fahren und die Ehrenämter auszuüben.“

 Klaus Becker mit Pedro, einem pensionierten Tierarzt und Freund, mit dem der ehemalige langjährige Ortsvorsteher gerne Radtouren macht.

Klaus Becker mit Pedro, einem pensionierten Tierarzt und Freund, mit dem der ehemalige langjährige Ortsvorsteher gerne Radtouren macht.

Foto: Klaus Decker
 Das Haus, das Klaus Becker zusammen mit seiner Lebensgefährtin in Spanien bewohnt, hat mal Dieter Thomas Heck gehört.

Das Haus, das Klaus Becker zusammen mit seiner Lebensgefährtin in Spanien bewohnt, hat mal Dieter Thomas Heck gehört.

Foto: Klaus Becker

Becker genießt den Ruhestand in vollen Zügen, „nach turbulenten Jahren“. „Obwohl ich im Herzen ein Furpacher Bub geblieben bin, liebe ich Spanien, die Sonne, das Meer und den Strand. Und das gibt es hier im Überfluss.“ Ist er mal (außerhalb der Pandemie und ganz freiwillig) längere Zeit am Stück in Spanien, kommt die Familie – Tochter und Enkel – zu Besuch, verbringt ihren Urlaub hier. „Ich hoffe, dass noch viele Besuche folgen.“ Doch dann wird’s Zeit, genug geplaudert, Pedro wartet nach dem Telefon-Interview schon für die nächste Fahrradtour. Jetzt wird Becker für einige Zeit auf seinen Freund verzichten müssen. Er ist wieder in der alten Heimat, zum Impfen, zum Knuddeln von Tochter und Enkeln. Bis sie ihn irgendwann wieder packt, die Sehnsucht nach dem Haus am Meer in Calabardina, weit im Süden Spaniens.

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