„Kirche muss wieder Familie sein“

Neunkirchen · Seit 60 Jahren stellt sich Franz Mockenhaupt nun schon in den christlichen Dienst am Menschen. Der 87-Jährige Priester kann auf viele interessante und wertvolle Begegnungen zurückblicken.

 Sein Diamantenes Priesterjubiläum feiert Pastor Franz Mockenhaupt. Foto: Willi Hiegel

Sein Diamantenes Priesterjubiläum feiert Pastor Franz Mockenhaupt. Foto: Willi Hiegel

Foto: Willi Hiegel

Franz Mockenhaupt hält das Gemeindeleben in Heinitz am Laufen. Nach dem Abriss von St. Barbara feiert er regelmäßig Eucharistie - im Pfarrhaus, wo er wohnt, oder in der ehemaligen Grundschule. Den Abriss der Kirche St. Barbara und die folgenden Bauarbeiten erlebt er hautnah mit. Ab und zu sei er am liebsten fortgelaufen, erzählt Mockenhaupt im Gespräch mit unserer Zeitung im Pfarrhaus St. Marien. "Aber ich kann ja die Leute nicht im Stich lassen." Menschen im Stich zu lassen kam für Franz Mockenhaupt während seiner Tätigkeit als Seelsorger nie in Frage. Seine persönliche Geschichte hat ihn zum Prieseramt geführt. "Ursprünglich wollte ich Jura studieren", erzählt er. Der Vater hatte ihn für die gehobene Beamtenlaufbahn vorgesehen. Doch als zwei seiner Brüder im Zweiten Weltkrieg fielen, einer schwer verwundet und der vierte in russische Gefangenschaft geriet, änderten sich die Pläne von Franz Mockenhaupt. Sein Weg führte ihn von seiner Heimat in Brabach an der Sieg über den Pallottiner-Orden ins Trier Prieserseminar. Seine Weihe erhielt er am 31. Juli 1955 - heute vor 60 Jahren.

Als Kaplan war Mockenhaupt von 1956 bis 1960 in Neunkirchen . Es folgen Stationen in Sinzig, 14 Jahre in Wellesweiler (1962-1974) und Koblenz (1976-2003) sowie den Gefängnissen in Koblenz und Zweibrücken.

Seit dem ersten September 2003 bewohnt Mockenhaupt im aktiven Ruhestand das Pfarrhaus. "Ich hätte auch zurück in meine Heimat gehen können, hatte aber das Gefühl, dass ich hier mehr gebraucht werde", erzählt er zu seinem damaligen Entschluss. Wo Franz Mockenhaupt überall gebraucht wird, ist beachtlich. So hilft er unter anderem in Bildstock, Friedrichsthal, Heiligenwald, Sulzbach und Neuweiler aus. Natürlich aber auch im Raum Neunkirchen .

In Erinnerung sind Mockenhaupt zahllose wertvolle Begegnungen mit Menschen. Ob es nun das Gespräch mit den Häftlingen, Neunkircher Hüttenarbeitern oder Jugendlichen war. Sie alle haben ihn und seinen Glauben geprägt. "Ich selbst sehe den Glauben heute ganz anders als früher", sagt der Priester. Während früher gegolten habe ‚Ich muss glauben, was die Kirche sagt', sei Glaube heute für ihn ein Geschenk, dass sich in der Beziehung zu anderen Menschen, der Natur und natürlich zu Gott zeige. "Wir sollten uns freuen und nicht verkrampfen", so Mockenhaupt.

Dass die "Institution Kirche von den Menschen lebt", hat der erfahrene Geistliche längt begriffen. Er wünscht sich, dass "Kirche wieder eine Familie wird". Und das, so sei er überzeugt, funktioniere nur, indem sie die Nähe zu den Menschen suche. Auch deshalb sei er dankbar für alle noch Lebenden und Verstorbenen, die ihn bisher begleitet und so sein Leben bereichert haben. Sein persönliches "Programm" für den Umgang mit den Mitmenschen sieht Mockenhaupt in einem Paulusbrief formuliert. Dort heißt es "wir sind nicht Herren eures Glaubens, sondern Diener eurer Freude".

Gefeiert wird am Sonntag, 2. August, um 10 Uhr mit einem Festgottesdienst in der Marienkirche - anschließend geht es um die Kirche weiter.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort