Kippe mit Knochen und Kinderschuh

Wiebelskirchen. Ein Reifen, eine Gießkanne, Schuhe, Teile eines Fahrrades, ein roter Teppich - noch immer kann Conny Köhler-Pirrong nicht glauben, was sie alles aus dem Erdreich hinter ihrem Garten geborgen hat. Mehrere große Tüten und Kisten sind vollgestopft mit Hausrat, der offenbar im Wald entsorgt worden ist

 Diese Knochen hat Conny Köhler-Pirrong inmitten des Mülls gefunden. Sie stammen von Tieren.

Diese Knochen hat Conny Köhler-Pirrong inmitten des Mülls gefunden. Sie stammen von Tieren.

Wiebelskirchen. Ein Reifen, eine Gießkanne, Schuhe, Teile eines Fahrrades, ein roter Teppich - noch immer kann Conny Köhler-Pirrong nicht glauben, was sie alles aus dem Erdreich hinter ihrem Garten geborgen hat. Mehrere große Tüten und Kisten sind vollgestopft mit Hausrat, der offenbar im Wald entsorgt worden ist. Das Verblüffende daran: Der Müll lag nicht einfach so inmitten der Bäume und Sträucher, sondern war feinsäuberlich vergraben. Wieso? Diese Frage geht Conny Köhler-Pirrong immer wieder im Kopf herum.Vor zwei Jahren ist sie in das ehemalige Grubenhaus in der Schiffweilerstraße in Wiebelskirchen gezogen. Nachdem sie und ihr Mann sich gut eingelebt haben, wollten sie sich jetzt an die Gartengestaltung machen. Direkt an den Garten grenzt ein "kleiner Urwald", wie Köhler-Pirrong sagt. Früher war hier das Gelände der Grube Kohlwald, bis diese am 31. März 1966 endgültig stillgelegt wurde. Heute ist das Gelände im Besitz der RAG.

Ein paar Glasscherben, die auf dem Waldboden lagen, sind Schuld daran, dass die vergrabenen Utensilien wieder ans Tageslicht kamen. "Ich dachte mir, mach' die Scherben schnell weg, bevor sich ein Reh daran verletzten kann", sagt Conny Köhler-Pirrong. Neben den Scherben entdeckte sie Drähte, die halb aus dem Boden ragten. Als sie daran zog, wurden die ersten Müllreste sichtbar. Zusammen mit ihrem Mann ist sie der Sache auf den Grund gegangen. Stoffreste, Eisenschrott, Teile eines Kinderwagens und vieles mehr kam zum Vorschein. So auch Schädel, Kiefer- und andere Knochen von Tieren. Für Conny Köhler-Pirrong der blanke Horror. Sie kann nicht verstehen, wie man die Überreste eines Lebewesens zwischen Müll verscharren kann. Außerdem kommen ihr Fragen nach dem Schicksal der Tiere in den Sinn. Denn ein Schädel (vermutlich von einem Schaf) hat am Hinterkopf ein Loch. Von einer Schussverletzung?

Das Ehepaar hat den illegalen Müllhaufen inzwischen bei der Polizei angezeigt. "Ich geh nicht mehr hier hin", sagt Conny Köhler-Pirrong. "Ich habe keine Lust, noch mehr Knochen zu finden." Beim Blick über den Waldboden liegt der Verdacht nahe, dass hier noch einiges mehr an Müll vergraben ist. Die RAG hat sofort auf die Meldung dieses illegalen Müllhaufens reagiert. "Ein Mitarbeiter war vor Ort und hat sich den Haus- und Sperrmüll angeschaut", erklärt Annette Weinmann, Pressesprecherin der RAG in Saarbrücken auf SZ-Anfrage. "Wir werden schauen, was dort noch liegt und uns darum kümmern."

Conny Köhler-Pirrong ist daran gelegen, dass der Müll verschwindet, damit sie auch mit dieser Entdeckung abschließen kann. Denn unweigerlich beschäftigt sie sich damit. Warum hat das jemand getan? Da die Eisenteile, die im Boden waren, teilweise stark verrostet sind, schätzt Conny Köhler-Pirrong, dass die Sachen schon vor zehn bis 15 Jahren verbuddelt worden sind. Einen konkreten Hinweis gibt es auf den Zeitraum nicht. Aber Köhler-Pirrong hat eine Plastiktüte mit dem Aufdruck Continent gefunden. Der Lebensmittelladen war von 1991 bis 1996 auf dem heutigen Gelände des Kauflands angesiedelt.

Da der Wald quasi nur von den Wohnhäusern aus erreichbar ist, könnte ein früherer Mieter hier Teile seines Hausrates hinterlassen haben. "Ich möchte niemanden verdächtigen", hält sich Köhler-Pirrong mit Vermutungen zurück.

Auch bei der Kreisstadt Neunkirchen ist man überrascht, über eine solche Müllentsorgung: "Es ist erstaunlich, dass eine "Müllkippe" in dieser Art und Größenordnung entstehen kann, ohne dass die Nachbarschaft hierbei Wahrnehmungen hat. Für entsprechende Hinweise ist das Ordnungsamt dankbar", sagt Stadtpressesprecher Markus Müller. Ähnlich gut getarnte illegale Müllhaufen im Wald sind im Rathaus keine bekannt. Bleibt die Frage, warum jemand seinen Müll so mühevoll eingräbt? Und woran die Tiere verendet sind.

 Dieser Schädel weist auf der Rückseite ein Loch auf.

Dieser Schädel weist auf der Rückseite ein Loch auf.

 Es handelt sich vermutlich um den Schädel eines Schafes.

Es handelt sich vermutlich um den Schädel eines Schafes.

 Auch ein Reifen und jede Menge Eisenschrott gehört zu der illegalen Müllkippe im Wald. Fotos: Evelyn Schneider

Auch ein Reifen und jede Menge Eisenschrott gehört zu der illegalen Müllkippe im Wald. Fotos: Evelyn Schneider

Den Tipp für diesen Artikel bekamen wir von Leser-Reporterin Conny Köhler-Pirrong aus Wiebelskirchen. Wenn Sie auch Interessantes zu erzählen haben, wenden Sie sich per SMS/Fax an Telefon (06 81) 5 95 98 00 oder E-Mail an: leser-reporter@sol.de

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