Kinosaal statt Klassenzimmer

Illingen

Illingen. Wer hat nicht schon während scheinbar niemals endender Unterrichtsstunden davon geträumt, mit seinen Freunden im Kino zu sitzen, statt in der Schule? Dass die Landeszentrale für politische Bildung sich dafür einsetzt, dass dieser Schülertraum für eine Woche im Jahr Wirklichkeit wird, erfreut auch die Kinder und Jugendlichen in Illingen und Umgebung, denn das Union Theater Illingen beteiligt sich an dem Projekt "Schulkinowoche Saarland", das am Montag startete. "Es ist einfach eine gute Sache. Den Kindern macht es einen Riesenspaß und den meisten Lehrern ebenso", berichtet die Inhaberin des Union Theaters, Hanna Haas. Und in der Tat: Plappernd stürmen Schülergruppen die Kinosäle. Die Kleinen kichern und grölen in ihren Sitzen, bis gegen Film-Ende der Bewegungsdrang mehr und mehr die Oberhand gewinnt. Die Großen zeigen sich interessiert an den lehrreichen, teils geschichtlichen Filmen und verfolgen konzentriert das Geschehen, das im Unterricht aufgearbeitet werden soll. Denn nicht nur das Vergnügen, sondern auch die Bildung steht bei dem Projekt im Vordergrund. In Illingen hat man aus den über 50 Filmen der bereits zehnten Kinowoche des Saarlandes zehn Streifen für Klein bis Groß ausgewählt:"Hexe Lilli" nimmt die Grundschüler ab sechs Jahren mit auf eine Reise nach Mandolan und Schildkröte "Sammy" erlebt gefährliche Abenteuer auf der Suche nach seiner besten Freundin. In "Ich - einfach unverbesserlich" wird ein böser Schurke zum liebevollen Stiefvater dreier Waisenkinder. "Der Kleine Nick" versucht im Paris der 1950er Jahre alles, um seine Position gegen ein vermeintlich anstehendes Brüderchen zu verteidigen - eine kunstvolle Satire mit liebevollem Augenzwinkern auf die "Heile Welt" der 1950er Jahre. Im Drama "Mondscheinkinder" geht es um den kleinen Paul, der auf Grund einer Krankheit nicht in die Sonne darf und sich zusammen mit seiner Schwester auf Fantasiereisen begibt. Der achtjährige Leon hat sich in "Ich - einfach unverbesserlich" prächtig amüsiert: "Mit der Schule ins Kino zu gehen, gefällt mit besonders gut. Weil alle Kinder aus meiner Klasse dabei sind."

Für die Älteren werden in "Goethe" Parallelen zwischen dem Leben des Dichters und seinem Werk "Die Leiden des jungen Werthers" herausgestellt. In "The King's Speech" bekämpft Prinz Albert von York sein Stotter-Problem und in "Vincent will Meer" flieht der Tourette-Patient Vincent aus einer Klinik nach Italien, um dort die Asche seine Mutter ins Meer zu streuen. Die Familienkomödie mit tragischer Wende "Almanya - Willkommen in Deutschland" handelt von der Identitätssuche von Cenk Ylimaz, einem Jungen mit deutscher Mutter und türkischem Vater. Der Skandal-Regisseur Michael Moore prangert in "Sicko" die Missstände des privatisierten Gesundheitswesens in den USA an.

Das Fazit von Lehrern wie Schülern ist durchweg positiv: "Die Kinowoche ist super. Man sieht oft Filme, auf die man vorher gar nicht aufmerksam geworden ist", freut sich die 15-jährige Vanessa unter Zustimmung ihrer Freundinnen.

HINTERGRUND

Seit das Projekt SchulkinowocheSaarland vor zehn Jahren ins Leben gerufen wurde, ist das Union Theater Illingen Kooperationspartner. Kinder und Jugendliche aller Altersstufen aus der gesamten Umgebung besuchen die Vorstellungen. Dieses Jahr haben sich 1350 Schüler angemeldet - von den Grundschulen Illingen, Uchtelfangen, Wemmetsweiler, Hüttigweiler, Eppelborn, Marpingen und Heiligenwald. Die Erweiterten Realschulen aus Illingen und Eppelborn sind zu Gast, außerdem das Illtalgymnasium und die Kerpenschule Illingen. ani

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