Prinzen Konzert Kein Konzert für Sitzen-Bleiber

Neunkirchen · Beim Auftritt der Prinzen in der Neunkircher Gebläsehalle machen die Besucher ordentlich Stimmung.

 Instrumente, Licht-Show und Texte geben beim Konzert der Prinzen ein einheitliches Stimmungsbild ab.

Instrumente, Licht-Show und Texte geben beim Konzert der Prinzen ein einheitliches Stimmungsbild ab.

Foto: Jörg Jacobi/Jörg jacobi

Die Stühle sind unbesetzt - dennoch ist die Halle brechend voll. Denn die Menschen stehen. Sie klatschen, singen und feiern im Einklang mit der Musik. Die Prinzen spielen in der Gebläsehalle. „Es hat nicht so‘n Niveau wie Bertolt Brecht/ Doch es war nicht alles schlecht“, singen die Fünf, instrumental begleitet von Alexander Zieme (Schlagzeug) und dem „Groovey King“ Mathias Dietrich (Bass). Und wie das stets stürmisch applaudierende Publikum gezeigt hat, war wohl eher alles richtig gut. Denn die Gäste bekommen  mehr als nur lang einstudierte Musikeinlagen und eine atmosphärische Lichtshow geboten. Nein, die Prinzen wollen sie singen hören. Wofür Sebastian Krummbiegel sie für den Hit „Ich wär so gerne Millionär“ auf den Kammerton a stimmt. Und das Publikum ist mit Elan dabei, während es im Chor mitsingt.

Grundsätzlich leisten die direkt aus Thüringen angereisten A-capellaKünstler ganze Arbeit, um ihre Gäste zu animeren, sich für die Musik zu verausgaben. Humorvoll heißt es da beispielsweise: „Einige Menschen haben wohl sehr kurze Arme. Los klatscht mit zur Musik.“ Das lassen sich die Musikbegeisterten in der Gebläsehalle nicht zwei Mal sagen.  Dafür kommt Lob von der Bühne: „Wie ihr abgeht Leute“, oder „Ihr singt so schön.“ Aber es wird nicht nur stimmungsvoll musiziert. Während der Umbauten zwischen den Liedwechseln gibt es oft interessante und lustige Anekdoten zu hören, die inhaltlich in den nächste Song überleiten. Zur solistischen Klavierballade „Zurück ins Paradies“ erklärt Krumbiegel, dass das Lied auch mit Kirchen zu tun hat und deshalb  gut zu Neun„kirchen“ passt. Das Lied hätte er deswegen gerne „Zurück nach Neunkirchen genannt“. Doch, so erzählt Krumbiegel weiter,  Wolfgang Lenk habe sein Veto eingelegt: Man könne doch nicht einfach so aus der gesamten Welt gerade diese Metropole rausgreifen.

Die Ballade ist dabei eher ruhig und nachdenklich und wirkt wie eine Fantasie,  in Denkpausen von leicht jazzigen Klaviereinwürfen unterstützt. Es wird religiös, und der Solist umschreibt gesanglich die Ereignisse im Garten Eden und wünscht sich, wieder ins Paradies zurückkehren zu dürfen. Nach einem Zwischenspiel, in dem der Pianist die Hauptmelodie pfeift, erwacht das Lied zum Leben und das lyrische Ich wird „husch, husch“ zurück ins Paradies gescheucht. Glauben ist eins der vielen Themen die sich durch die Textlandschaft der Gruppe ziehen. In dem Lied „Backstage-Pass ins Himmelreich“ fließt der starke Glaube des musikalischen Leiters Wolfgang Lenk ein. In einer der Umbaupausen berichtet Krumbiegel, dass Lenk nicht nur viele der Songs schreibt, sondern auch vielseitiger Instrumentalist ist.

So vielfältig wie die Inhalte der Texte sind daher auch die Instrumente, die genutzt werden. Sie sind ebenso wie die Licht-Show auf die inhaltlichen Themen abgestimmt. „Er steht im Regen“ erzählt von der unerwiderten Liebe eines Mannes. Die melancholischen Xylophonklänge geben zusammen mit gedimmtem blauen Licht das Gefühl, im Regen zu stehen. Bongos, Gitarren, Klavier, bunte helle Lichter und rhythmischer Samba heben die Stimmung wieder. Mal poppig, mal rockig, Hintergrund mit Akkordeon oder Jens Sembdners gelegentlichen Klaviereinwürfen, die Bandbreite musikalischer Einflüsse ist breit.

Und die Aussagen vermitteln Botschaften von Hoffnung, Vertrauen und Liebe, richten sich aber auch gegen patriotisches Denken. „Wir wollen uns nicht anmaßen anderen etwas vorzuschreiben, aber gerade in diesen bewegten Zeiten wollen auch wir unsere Meinung zeigen.“ Krumbiegel verweist - mit Blick auf die Bundestagswahl - darauf, dass das Lied „Das alles ist Deutschland“ selbst nach 15 Jahren nicht an Aktualität verloren hat. Die Gruppe stellt sich klar gegen rechtspolitsches Denken und führt dafür auch die Lieder „Mein Fahrrad“ sowie „Bombe“ auf.

Zwei junge Besucherinnen, die mit der Musik der Prinzen aufwuchsen, sind positiv überrascht vom Repertoire, das gespielt wird: „Die neuen Lieder sind zwar auch top, aber wir hätten nicht erwartet, dass auch soviele der alten Lieder gespielt werden.“ Nicht nur die beiden jungen Neunkircherinnen haben „ihre“ Prinzen ausgelassen gefeiert.  Die gesamte Halle tobt. Dabei handelt es sich bei den Gästen nicht nur um alteingesessene Prinzen-Fans. Die „Konzertreisende“ Beate aus Köllerbach erlebte in Neunkirchen ihr erstes Konzert der Gruppe und ist begeistert. „Vier Freundinnen von mir und ich haben uns spontan entschlossen herzukommen“, verrät sie im Gespräch mit der SZ. „ Die Jungs sind super Sänger, und die Show ist klasse“. Aber nicht nur für die „fantastische Stimmung“ und die „lustigen Geschichten“ gibt es Lob. „ Auch die Location ist einfach toll. Wenn man  reinkommt ist man schon direkt in Stimmung.“

Übrigens: Die Prinzen haben versprochen „Wir kommen wieder“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort