Zum 31. Januar in den Ruhestand Gesund, fit und voller Tatendrang

Neunkirchen · Karin Weiskircher-Hemmer sagt dem Steinwald-Gymnasium Neunkirchen „ade“ und wechselt am 31. Januar in den Ruhestand.

 Nur noch wenige Tage, dann räumt Karin Weiskircher-Hemmer ihren Schreibtisch am Steinwald-Gymnasium Neunkirchen.

Nur noch wenige Tage, dann räumt Karin Weiskircher-Hemmer ihren Schreibtisch am Steinwald-Gymnasium Neunkirchen.

Foto: anja Kernig/Anja Kernig

„Mit einem guten Gefühl“ geht Karin Weiskircher- Hemmer. Nach 38 Jahren im Schuldienst endet ihre Erwerbstätigkeit regulär am 31. Januar. „Ich fühle mich gesund und fit“, beste Voraussetzungen, um die gewonnene Freiheit noch möglichst lange selbst gestaltend genießen zu können.

An den 8. August 2002, ihren ersten Tag als Schulleiterin, kann sich die gebürtige Illingerin noch gut erinnern. „Meine Mutter wurde just an diesem Tag 70.“ Sie kam zu spät zur Geburtstagsfeier, aber die Jubilarin war riesig stolz auf ihre Tochter. Die hatte zuvor 22 Jahre am Ludwigsgymnasium Saarbrücken unterrichtet – zwischendurch, 1990 bis 1992, auch mal am Steinwald. Aber es passte noch nicht: „Ich war damals totunglücklich.“ Also wechselte Karin Weiskircher-Hemmer wieder zurück in die Landeshauptstadt, um als Fachleiterin angehende Pädagogen in evangelischer Religion auszubilden.

Als das zur Routine zu werden drohte, bewarb sie sich für die Leitung des Illtal-Gymnasiums. Sehr zum Leidwesen ihrer zwei Töchter dort. „Die wollten das auf keinen Fall.“ Zum angedrohten Schulwechsel kam es aber nie, ihre Mutter erhielt den Zuschlag für den Stadtgarten Saarlouis. Dort würde die Oberstudiendirektorin jetzt auch in Pension gehen. Hätte es damals nicht einen peinlichen Vorfall auf der Abifeier in St. Wendel gegeben, der das Personalkarussell landesweit zum Rotieren brachte und ihr den Posten in Neunkirchen. „Zwei Jahre dauerte es, bis ich sagen konnte: Jetzt ist das GaS meine Schule.“ Wozu die engagierte Elternvertretung viel beitrug. „Die organisieren sich selbst und sind immer da.“

Karin Weiskircher-Hemmers „großes Ziel“ war, Fachräume zu schaffen und Doppelstunden einzuführen. Was, nach viel Warterei, auch klappte. Seit zwei Jahren bleiben Arbeitsmaterialien wie Wörterbücher oder Bibeln an einem Ort und müssen nicht mehr durch die Gegend geschleppt werden. „Für unsere Wünsche gab es vom Landkreis als Träger nie ein Nein. Es ging halt nur langsam.“

Ihr Lieblingsplatz ist ihr Schreibtisch. Von hier aus setzte sie sich unter anderem – erfolgreich – dafür ein, dass der Nachteilsausgleich etwa bei Lese-Rechtschreibschwäche im Saarland bis zum Abitur gewährt wird. „Das ging vorher nur bis Klasse neun.“ Nach den schönsten Momenten der 18 Steinwald-Jahre gefragt, fällt ihr als erstes ein: „Unser Glasknochenkind zum Abitur geführt zu haben.“ Für das Mädchen wuchs das Schulkollektiv ein Stück weit zusammen: „Bei Wanderungen etwa wurde Annika von ihren Klassenkameraden getragen.“ Nicht nur damals vermisste die Schulleiterin einen Aufzug im Haus. Den – oder besser die, zwei wären nötig – einzubauen, fände sie immer noch wichtig. Höhepunkte waren für Weiskircher-Hemmer auch alle Abiturfeiern. Seitdem beim Aufrufen für jeden der rund 80 Abiturienten ein selbst ausgesuchtes Lied eingeblendet wird, kommt dabei keine Langeweile mehr auf: „Von ‚I’m a Barbie Girl’ bis ‚Spiel mir das Lied vom Tod’ ist da alles dabei.“ Natürlich gab es auch traurige Momente. Die Bitte der totkranken Mutter: „Passen Sie gut auf meine Jungs auf.“ Oder die Schülerin, die an Leukämie starb. „Ich trage alle in meiner Erinnerung.“

Die Nachfolge „steht erst im Sommer fest, solange muss mein Stellvertreter, Sascha Schlicker, ran“. Wenn sie sich was wünschen dürfte, dann, dass der Neujahrsempfang fortgeführt wird – und unbedingt auch die Steinwaldvereinbarung. Zwar kostet das eine Stange Zeit: 110 Gespräche zu je 20 Minuten, „das geht über Wochen“. Aber der Nutzen ist so viel größer als der Aufwand, weiß Karin Weiskircher-Hemmer. „Die Fünftklässler kommen fein angezogen, oft mit der halben Familie.“ Und dann spricht man über Rechte und Pflichten und gibt sich die Hand drauf. „Ein Mädchen meinte mal: Ich glaube, das heißt, dass wir Freundinnen werden sollen.“

Für die viele freie Zeit, die jetzt kommt, hat die Pädagogin keinen Masterplan, aber etliche gute Vorsätze: Sport treiben (walken), Englisch auffrischen, das Klavier aktivieren – und eine Art Patenschaft für ein (Flüchtlings)Kind in Scheidt, wo sie lebt, übernehmen. Am meisten profitieren wird aber wohl ihr Enkelkind.

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