Jonny – sie danken dir

Neunkirchen · Die Neunkircher Musikschule in den Räumlichkeiten des Krebsberg-Gymnasiums platzt fast aus allen Nähten. Und das finden die Verantwortlichen auch gut so. Damit auch alle in den Genuss von Unterricht kommen, gab es einen Spendenaufruf. Mit tollen Folgen.

 Erinnerungen an Jonny Kowa wurden wach, als die Kulturgesellschaft, sprich die Musikschule, den Klavierspendern danke sagte. Sohn Thomas und Gisela Kowatsch sind sich sicher: Wolfgang Kowatsch hätte das so gewollt. Foto: Jörg Jacobi

Erinnerungen an Jonny Kowa wurden wach, als die Kulturgesellschaft, sprich die Musikschule, den Klavierspendern danke sagte. Sohn Thomas und Gisela Kowatsch sind sich sicher: Wolfgang Kowatsch hätte das so gewollt. Foto: Jörg Jacobi

Foto: Jörg Jacobi

Eigentlich ist es bereits im Mai passiert. Da hat ein Klavier den Besitzer gewechselt. Allerdings nicht irgendein Klavier: Genau das Klavier, an dem der Neunkircher Komponist Wolfgang Kowatsch, allen besser bekannt als Jonny Kowa, seine Tausende von Arrangements und zig Eigenkompositionen kreiert hat. Jetzt wollte man den Hinterbliebenen des 2005 verstorbenen Jazzers mal richtig danke sagen. Denn schließlich ist das Klavier an ganz besonderer Stätte zum Einsatz gekommen: der Musikschule Neunkirchen . Sohn Thomas Kowatsch hatte den Aufruf damals gelesen: Dringend Spenden gesucht. "Ich habe sofort gedacht: Das wäre ganz im Interesse meines Vaters. Und habe angerufen." Nadine Petry, bei der Kulturgesellschaft Neunkirchen verantwortlich für die Musikschule, war begeistert. "Wir haben so viele Schüler, 40 Klavierschüler , dazu bis 20 Gesangschüler, die auch Klavierbegleitung brauchen - da kam das wie gerufen." Transportiert haben das Klavier damals Klavierlehrer Wolf Giloi und der musikpädagogische Leiter der Musikschule, Thomas Doll , gemeinsam mit zwei städtischen Helfern. Und beim großen Danksagungstreffen erinnert sich vor allem Doll an den Musiker Wolfgang Kowatsch. "Neunkirchen war ja die Jazz-Hochburg", gerät er ins Schwärmen und erinnert sich an Auftritte unter anderem in der Hamburger Bierstube, einer ehemaligen Gaststätte in der Neunkircher Bahnhofstraße. Dort sind sie alle aufgetreten: Doll gemeinsam mit dem Hannes-Goldbach-Trio, der Neunkircher Jazzer Walter Schubert und natürlich Jonny Kowa. "Wie das beim Jazz so ist: Sessions eben." Erinnerungen werden erst recht wach an diesem Montagmittag im Caroline Fliedner Haus, als Ehefrau Gisela Kowatsch ein ganz besonderes Buch auf den Tisch legt. "Swingende Erinnerungen Wolfgang Kowatsch", ein Album von Ursula und Walter Gehring, Freunden der Kowatsch', dem Musiker gewidmet. Jede Menge Fotos machen das Blättern zur Freude und zur Reise in die Vergangenheit. Neben Kowatsch entdeckt Doll Roland Gebhard auf den Fotos oder auch immer wieder Amby Schillo und und und. Kulturgesellschafts-Geschäftsführer Uwe Wagner staunt. Einen dicken Blumenstrauß und eine Danksagungsplakette hat er mitgebracht für die 87-jährige Witwe. Die gibt in der lockeren Erinnerungs- und Danksagungsrunde gerne zu, dass sie das Klavier schon vermisst, wenn sie ihren Sohn zu Hause besucht. "Schließlich ist da so viel dran geschrieben worden." Kowatsch, der seinen Broterwerb beim SR als Arrangeur hatte, hatte seine Frau Gisela immer als erste Kritikerin, erinnert die sich. Und ganz natürlich hat sie auch Lieblingsstücke. "Fühlst du dich einsam" beispielsweise, so heißt ihre absolute Lieblingskomposition. Ebenso wie drei weitere Kompositionen hat Kowa das Lied ihr gewidmet. Und natürlich kommen auch Sohn Thomas ganz bestimmte Erinnerungen an den berühmten Vater als erstes in den Sinn. "Weihnachten", so sagt er spontan. "Wenn Vater am Klavier saß und gespielt hat und wir alle standen drumrum." So hat jeder der Anwesenden - wie auch (fast) jeder Neunkircher - seine ganz eigenen Erinnerungen an den Neunkircher Vollblutmusiker, der im Jahr 2003 als Erster überhaupt die Bürgermedaille der Stadt überreicht bekam. Viel hätte noch geplaudert werden können. Schöne Erinnerungen, aber auch auch unangenehme Erfahren. Wie die, dass Gisela Kowatsch die Noten ihres Mannes zu treuen Händen weggab. "Dann habe ich nie mehr was von dem Menschen gehört." So soll es jetzt aber nicht sein. Denn es gab neben dem offiziellen noch das allerschönste Dankeschön: Sie darf das Klavier besuchen kommen. Doll versprach: Eine seiner "Jugend musiziert"-Preisträgerinnen wird sicher mehr als gerne was vorbereiten - und dann kommt Gisela Kowatsch und lauscht nochmal den Klängen des vertrauten Instruments. Versprochen.

 Andreas Puhl am Kowatsch-Klavier, das jetzt zur Musikschule gehört. Foto: Petry

Andreas Puhl am Kowatsch-Klavier, das jetzt zur Musikschule gehört. Foto: Petry

Foto: Petry

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Zur PersonWolfgang Kowatsch wurde 1926 in Neunkirchen geboren. Erster Klavierunterricht bereits mit sechs Jahren. Ende 1945 Tanzmusiker bei Amerikanern und Franzosen: Jonny Kowa und seine Rhythmiker. 1947 Abitur am Realgymnasium Neunkirchen . Bunte Abende mit kleinen Bands. 1948 bis 1951 Musikstudium Staatliches Konservatorium Saarbrücken. 1950 Examen als Konzertpianist. 1951 Pianist und Arrangeur beim Unterhaltungsorchester des SR. 1955 Pianist und Arrangeur bei Tanzorchester des SR. 1972 bis 1986 Leiter Halberger Musikanten, Fernsehsendungen: "Im Krug zum Grünen Kranze". 1984 bis 1986 Leiter Tanzorchester des SR. Während der ganzen Jahre: Jazzkonzerte in Neunkirchen . 2003 Verleihung der Bürgermedaille der Stadt Neunkirchen . Im März 2005 stirbt Jonny Kowa. ji/Quelle: "Swingende Erinnerungen"

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