Kreativ-Zentrum Jetzt sind Ideen und Konzepte gefragt

Neunkirchen · Im früheren Kutscherhaus des Neunkircher Eisenwerks entsteht ein Stadtteil-Kreativzentrum. Im Dezember soll es eröffnet werden.

 Der Minister des Inneren Klaus Bouillon (r.) und Oberbürgermeister Jürgen Fried stellen gemeinsam das neue Neunkircher Projekt vor.

Der Minister des Inneren Klaus Bouillon (r.) und Oberbürgermeister Jürgen Fried stellen gemeinsam das neue Neunkircher Projekt vor.

Foto: Jörg Jacobi

„Politik ist auch Marketing, das beherrscht der Jürgen.“ Lob vom Innenminister - und das nicht zu knapp - gab es, als Klaus Bouillon das frühere Kutscherhaus   des Neunkircher Eisenwerks besuchte . Nicht zuletzt dafür, dass Neunkirchen „am schnellsten“ war und es „am besten gehändelt“ habe mit der Antragstellung im Rahmen des Bund-Länder-Programms „Investitionspakt Soziale Integration im Quartier 2017“.

So hatte die Kreisstadt die Nase vorn und kommt nun als erster der sechs Antragsteller, darunter Illingen mit der „Schule auf der Lehn“, in den Genuss einer Förderung aus dem 2,4 Millionen Euro Topf (wir berichteten bereits kurz). Den speist der Bund zu 75 Prozent, 15 Prozent übernimmt das Land, 10 Prozent die nutznießende Stadt oder Gemeinde.

„Wenn ich jünger wäre, wäre ich verlegen“, frotzelte Oberbürgermeister Jürgen Fried zurück, nachdem Bouillon klar gemacht hatte, dass er die Amtszeit des Neunkircher Verwaltungschefs gern höchstselbst verlängern würde.

Aber eigentlich ging es ja um etwas ganz anderes. Strukturwandel nämlich, „dem wir mit dem Mittel der Kultur begegnen“, so Jürgen Fried. Konkreter: das neue Kreativ-Zentrum im ehemaligen Kutscherhaus, für den Oberbürgermeister  eine „weitere Facette“ neben Günter-Rohrbach-Filmpreis, Musicalstadt und Fashion-Show. „Es ist sinnvoll, Kreativschaffende an den Standort zu binden“ – aber auch keine ganz leichte Aufgabe, da es in Neunkirchen weder eine entsprechende Hochschullandschaft noch eine besonders rege Szene gibt. „Es fehlt eben noch  das urbane Umfeld.“

Da muss man sich halt was einfallen lassen, etwas wie das „Haus am Hammergraben“, auch Kutscherhaus genannt, das für 335.000 Euro in ein Stadteil-Kreativ-Zentrum verwandelt wird. Seit sieben Wochen laufen dort die Arbeiten, Anfang Dezember sollte alles fertig sein, kündigte Gerhard Roth, Leiter des Neunkircher  Amtes für Gebäudewirtschaft, beim Ortstermin an. Sieben Räume, ein gemeinsamer Besprechungsraum und eine Werkstatt stehen dann mietfrei für Kreativschaffende zur Verfügung. Die Mieter tragen lediglich die Nebenkosten. „Als Gegenleistung erwarten wir Angebote für Menschen, die sonst keinen Zugang zu Kultur und kreativer Erprobung haben“, erklärte Fried. Man denke da an Workshops, Aufführungen, Selbsttests und ähnliches. „So kann das Projekt ‚Kreativ-Zentrum’ auch einen Beitrag zum sozialen Zusammenhalt im Quartier leisten.“

Für Umsetzung und Koordination dieses Vorhabens wird die Stelle eines Integrationsbeauftragten neu geschaffen, der Unterstützung von einem FSJler erhalten soll. Die Finanzierung des Personals ist in der geschätzten Gesamt- Kostensumme von 450.000 Euro enthalten. Zurzeit erarbeitet wird ein entsprechendes Vermarktungskonzept. Erste Interessenten in Person von Wolfgang Reeb für den Bereich Filmproduktion und Francesco Cottone für Musikproduktion/Vocal-Coaching nutzten die Gelegenheit, um sich das fünfstöckige Haus anzusehen und konkrete Einzugspläne zu schmieden. Wer ebenfalls Interesse hat, kann sich an Citymanagerin Jessica Schmidt wenden,  Tel. (06821) 202 222.

„Das Problem ist, wenn ich nach Neunkirchen mit einem Förderbescheid oder einer Zusage für Fördermittel komme, habe ich auf der Rückfahrt immer schon den nächsten Antrag mit“, hatte Bouillon zu Beginn seiner Stippvisite geäußert. Und genauso kam es auch. Zurück nach Saarbrücken entließ Fried den Minister nicht ohne die Ankündigung, dass in einem nächsten Schritt die Stummsche Reithalle saniert werden soll.

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