Jetzt hängt die Kunst am Fleischerhaken

Neunkirchen. Früher lagen hier Schnitzel, Würste, Sauerbraten. Jetzt präsentiert sich an selber Stelle Fleisch ganz anderes. Auf den Bildern von Annelie Scherschel-Freudenberger sieht man ausschnittweise Damen inmitten dick aufgetragener Farbe. Und so ist es auch immer ein Scherzchen wert, als die Mitglieder des Künstlerkreises ihre neue Heimstätte bereit machen

 "Feine Kunstwaren" so lautet der Titel der ersten Ausstellung an neuer Stätte, von links Annelie Scherschel-Freudenberger, Elisabeth Bosslet, Hannelore Seiffert und Horst Kraemer. Foto: Willi Hiegel

"Feine Kunstwaren" so lautet der Titel der ersten Ausstellung an neuer Stätte, von links Annelie Scherschel-Freudenberger, Elisabeth Bosslet, Hannelore Seiffert und Horst Kraemer. Foto: Willi Hiegel

Neunkirchen. Früher lagen hier Schnitzel, Würste, Sauerbraten. Jetzt präsentiert sich an selber Stelle Fleisch ganz anderes. Auf den Bildern von Annelie Scherschel-Freudenberger sieht man ausschnittweise Damen inmitten dick aufgetragener Farbe.Und so ist es auch immer ein Scherzchen wert, als die Mitglieder des Künstlerkreises ihre neue Heimstätte bereit machen. "Darf's ein bisschen mehr sein", ist die gern gestellte Frage bei der gut gelaunten Künstlerschar, vertreten durch die Vorsitzende Hannelore Seiffert, durch Horst Kraemer, Elisabeth Bosslet und Annelie Scherschel-Freudenberger an diesem sonnigen Sommermorgen. Ein halbes Jahr war der Künstlerkreis heimatlos. Ausgerechnet während der Bernstein-Ausstellung hatte es kurz vor der Finissage Anfang Februar einen Wasserschaden gegeben, musste die zweiräumige Galerie im Langenstrich in einer Schnellaktion geräumt werden. Obwohl die zehn Mitglieder Augen und Ohren offen hielten: Es wollte sich nichts Passendes finden. Bis im Frühjahr Hannelore Seiffert im Rahmen einer Geschichte in der Saarbrücker Zeitung noch einmal das Leid des Künstlerkreises klagte. Die Neunkircher Familie Merscher las den Text und schaltete sofort. Seit zwei Jahren schon stand ihre Metzgerei am Oberen Markt leer, eine Nachfolge-Metzgerei sollte hier nicht mehr rein. Gerne wollten sie die Räume aber weiter genutzt haben. Da kam der Hilferuf des Künstlerkreises grade recht. Kostenlos stehen die Räume nun unbegrenzt der Kunst zur Verfügung. "Wir fragten uns erst, wie das gehen soll. Das war eine echte Herausforderung", erinnert sich Hannelore Seiffert im SZ-Gespräch. Schließlich ist unübersehbar, wozu die Räume vorher dienten. Es dominiert die große Wursttheke, links und rechts an der Wand sind Kacheln ("an das Muster muss man sich erst gewöhnen"), die Kühlung mit Fenstern und Becken, die Esse, Wursthaken im ehemaligen Verkaufsraum. Im Hinterzimmer wurde früher die Wurst gemacht, wurde ausgebeint. Hier - aber auch nur hier - riecht man noch ein bisschen, was vorher hier geschah. "Wir haben vor allem den Verkaufsraum wirklich gründlich gewienert, acht Stunden nur geschrubbt. Jetzt ist der Geruch draußen", erinnerte sich vor allem Kraemer an den üblen ersten Riech-Eindruck. Ursprünglich war angedacht, die typischen Metzgerei-Utensilien zu verhüllen. Dann entschied man sich, alles genau so zu lassen. Lediglich zwei Kupferrohre links und rechts an der Wand kamen dazu. Hier hängen die Bilder ganz konventionell an den durchsichtigen Schnüren. Im hinteren Teil dienen die Wursthaken als Aufhänger. Die Ecke mit der Räucheresse ist Blickfang mit Infos über den Künstlerkreis, Gästebuch und einem Keramik-Rindskopf. Mit dem für sie typischen Sinn für Humor hat Hannelore Seiffert ihrem Werk einen Heiligenschein aus Markknochen verpasst. Die wurden auch auf vielfältige Art und Weise in ihren Beiträgen zur Galerie-Eröffnung verarbeitet. "Passend eben." Sie stehen in einem Schaufenster, Werke von Jan Hrkal im anderen. Darüber hängen Infos, was der Künstlerkreis macht, was die Kunst macht ("spottet", "zeigt", "entwickelt" usw.). Mit der Eröffnung der neuen Galerie mit der Gemeinschaftsausstellung an diesem Sonntag wird sich nur wenig ändern. Wichtigste Änderung jedoch: Künftig gibt es eine Vernissage und eine Finissage, dazwischen ist auf Nachfrage geöffnet. Ansonsten bleibt alles wie seit Bezug der ersten Galerie am 15. Juli 2007 bewährt. > siehe Seite C 5

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