Hase im Gespräch Vom Hasen, dem Ei und Osterfest

Wie geht es einem, für den Ostern die arbeitsreichste Zeit des Jahres ist?

 Wenn das menschliche Auge den Osterhasen erblickt, glaubt es, es handele sich um einen gewöhnlichen Feldhasen.

Wenn das menschliche Auge den Osterhasen erblickt, glaubt es, es handele sich um einen gewöhnlichen Feldhasen.

Foto: Elke Jacobi

Dieses Wochenende ist ja das Wochenende für Sie. Sind Sie fit?

Osterhase: Naja. Ich muss sagen, ich konnte nicht ganz so trainieren wie die Jahre zuvor. Es war einfach zu viel los in Wald, Feld und Flur. Alles joggt, alles fährt Rad. Und dazwischen die einsamen Wanderer.

Also waren Sie schon ganz viel unter Menschen . . .

Osterhase: Ja. Das kann ich ja locker. Normalerweise sieht mich keiner, ich kann mich ja tarnen. Und sieht mich doch mal einer, dann sehe ich für den aus wie ein ganz normaler Feldhase.

Wie ist das aber mit Abstand halten?

Osterhase: Also da vertraue ich mal drauf, dass es uns Tiere selten trifft. Und falls ich schon infiziert sein sollte: Frau Hase hat mir für alle Fälle mal eine Maske genäht. Die Anleitungen gibt es jetzt ja überall im Netz. Meine hat Küken drauf (lacht).

Aber Ostern fällt nicht aus?

Osterhase: Also ich bitte Sie! Ganz im Gegenteil. Ich vertraue ja drauf, dass die Menschen das viel intensiver feiern als sonst. Wem sonst der Kirchgang zu viel ist, der guckt sich das vielleicht ausnahmsweise mal online an. Da muss er auch nicht den Schlunzanzug gegen den feinen Blazer tauschen. Das finde ich übrigens super, dass dieser Online-Kirchgang möglich ist. Und der ein oder andere denkt in diesen Zeiten vielleicht auch nochmal etwas intensiver über die Ostergeschichte nach. Aber das hat ja jetzt weniger mit meinem Job zu tun.

Der ist was?

Osterhase: Na, ich bringe die Eier. Die haben wir – also meine Frau und die Hasenkinder — lange genug angemalt. Die werden nun verteilt. Wie ich das bereits seit dem 17. Jahrhundert mache.

Oft gibt es doch aber noch ganz andere Geschenke . . .

Osterhase: Sehen Sie: Das mag ich gar nicht. Wo bleibt denn da die Logik? Wie bitteschön sollte sich ein Hase denn beispielsweise ein Fahrrad aus dem Sie-wissen-schon quetschen? Sowas schafft selbst das beste Huhn nicht. Aber gut. Das hat sich so eingebürgert. Also bringe ich das in Absprache mit den Eltern eben auch vorbei und verstecke es (zwinkert).

Warum eigentlich Sie und nicht ein Huhn?

Osterhase: Was weiß ich. Es könnte möglich sein, dass das damit zusammenhängt, das früher zu Ostern der so genannte Naturalzins fällig war. Und da hat man halt auch meine Artgenossen übergeben. Seitdem ist das so. Allerdings sollen ja die Katholiken im Gegensatz zu den Protestanten in Bezug auf mich eher ungläubig gewesen sein. Anfangs. Andererseits: Das Ei ist das Symbol für die Fruchtbarkeit. Und (streckt sich) wir Hasen ja auch. Sicher kennen Sie den Spruch: „Sich vermehren wie die Karnickel“. Also doch irgendwie eine Logik.

Und was halten Sie davon, dass viele Ihrer Artgenossen an den Ostertagen in der Pfanne landen?

Osterhase: Also ehrlich gesagt, ein bisschen empört mich das schon. Andererseits weiß ich ja: Die guten zur Zucht, die schlechten in den Topf. Pech gehabt. So ist das im Leben . . .

Was ist denn ihre Botschaft an die Kinder in diesem Jahr?

Osterhase: Sie sollen nicht traurig sein. Das Wetter genießen, so gut es geht. Sich eine schöne Zeit mit ihren Geschwistern und Eltern machen. Und für ihre Großeltern, Onkel, Tanten, Freunde vielleicht was Schönes malen, für die Großeltern was singen, erzählen und das aufnehmen und ihnen später, wenn man sich wieder treffen darf, schenken. Gott sei Dank kann man ja auch übers Internet Kontakt haben. Vor allem aber sollen sie, wie auch die großen Kinder und die Erwachsenen, weiter dran denken: Sich an die Regeln halten, damit niemand in Gefahr kommt.

Dann will ich Sie nicht länger aufhalten. Sie haben ja noch einiges an Arbeit vor sich. Nur noch schnell: Was machen Sie eigentlich ab Dienstag?

Osterhase: Nun ja, da bin ich erstmal erledigt. Da massiert mir Frau Hase die Läufe und dann mal sehen, was draus wird . . .

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