Insolvenz, Stadionsanierung, Trainerabgang

Neunkirchen · Fans von Borussia Neunkirchen haben es nicht leicht. Seit Jahren hängt der Traditionsclub und Ex-Bundesligist in der Fußball-Oberliga fest. Im April 2015 dann die Hiobsbotschaft: Die Borussia stellt wieder einen Insolvenzantrag.

Während sich das Insolvenzeröffnungsverfahren gleich der Kurve eines Parabelfluges zwischen himmlischen Wolken und dem harten Boden der Tatsachen bewegte, kickte sich die Mannschaft unter dem neuen Trainer Michael Petry davon unbeeindruckt auf Platz vier. Doch gerade, als sich das Flugzeug Borussia einer sanften Landung zu nähern scheint, verkündete Petry, dass er seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern und nach der Saison zu Ligakonkurrent FC Wiesbach wechseln wird.

"Ich werde hier ganz normal weiterarbeiten und meinen Vertrag erfüllen", sagt Petry und lenkt den Fokus auf das Sportliche: "Wir haben ein hammerhartes Programm vor uns und wollen gut aus der Winterpause kommen." Der Vorsitzende Martin Bach erklärt: "Wir sind dem Trainer sehr dankbar, dass er die Aufgabe in einer schwierigen Zeit übernommen hat. Das ist ihm hoch anzurechnen." Er ergänzt: "Auf der anderen Seite ist es auch hoch anzurechnen, dass die Borussia ihm die Chance gegeben hat. Wir akzeptieren seine Entscheidung, aber sind schon ein wenig enttäuscht. Von unserer Seite hat niemand Druck aufgebaut."

Wer auf Petry folgen wird, steht im Gegensatz zur Zielsetzung nicht fest. "Wir wollen bis 2020 strukturell so aufgestellt sein, dass wir in der Regionalliga spielen können", sagt Bach. Personell hat sich nicht viel verändert. Jens Kirchen wird der Mannschaft nach seinem zweiten Kreuzbandriss in Folge weiter nicht zur Verfügung stehen. Und Marc Leibold arbeitet nach einem Bänderriss im Fuß an seiner Rückkehr. Nach der Vertragsauflösung mit Faruk Ljaic und der Kündigung für Djemel N'Ganvala aus disziplinarischen Gründen wurde einzig Marcel Jung von der U 19 der SV Elversberg verpflichtet.

Ein Nachfolger für den im November 2015 zurückgetretenen Sportvorstand Adetunji Adeyemi ist wie ein neuer Trainer noch nicht gefunden. "Wie bei der Trainersuche ist es uns auch dabei wichtig, eine gute Entscheidung zu treffen. Wir werden nichts überstürzen", sagt Bach.

In die Causa Ellenfeldstadion kam zuletzt Bewegung: Das frühere Aufsichtsratsmitglied Jens Kelm kümmert sich um mögliche Zuschüsse von kommunaler, Landes- und Bundesebene und hat im Januar einen Investitionszuschuss beim Neunkircher Sportverband für die Betonsicherung im Tribünenbereich beantragt. Um das Stadion für die "Agenda 2020" - also die Regionalliga - fit zu machen, bedarf es nach Schätzungen des Vereins an Investitionen von etwa 300 000 Euro.

Das schönste Stadion bringt der Borussia allerdings wenig, wenn sich nur wenige Zuschauer dort einfinden. "Die Mannschaft hat in der Vorrunde einen über die Erwartungen hinaus guten und attraktiven Fußball gespielt. Das kann man ihr gar nicht hoch genug anrechnen", lobt Bach und ergänzt: "Ich hoffe, dass mit dem Ende der Insolvenz die Zuschauer die Leistungen der Mannschaft in der Zukunft honorieren." Nach ersten Auszahlungen an Gläubiger will der Verein in diesem Jahr das Insolvenzverfahren auch formell abschließen.

Sportlich soll es möglichst so weitergehen wie bisher. "Im Fußball kann viel passieren - das haben wir in den vergangenen beiden Spielzeiten leidvoll erfahren", erinnert sich Bach an Abstiegskampf nach starken Hinrunden. "Ich bin immer noch von der Stärke des Kaders überzeugt. Unser Ziel wird es sein, den Tabellenplatz zu halten, und das können wir schaffen", sagt Trainer Petry und ergänzt mit Blick auf die besondere Situation beim Tabellenvierten in der restlichen Rückrunde: "Die Jungs haben alle einen starken Charakter. Das haben sie schon dadurch bewiesen, dass sie mit dem Verein durch die drohende Insolvenz gegangen sind. Da wird sie auch ein Trainerwechsel nicht umwerfen."

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