Oberbürgermeisterwahl in Neunkirchen Aus dem Fünfkampf wird ein Zweikampf

Neunkirchen · Nach einem langen Wahlabend in Neunkirchen stand fest: Es geht in die Stichwahl. Am Pfingstsonntag entscheidet sich, wer Oberbürgermeister wird: Jörg Aumann (SPD) oder Dirk Käsbach (CDU).

 Genau, nach oben, an die Spitze des Rathauses, da wollen beide hin: Jörg Aumann, SPD, (links) und Dirk Käsbach, CDU.

Genau, nach oben, an die Spitze des Rathauses, da wollen beide hin: Jörg Aumann, SPD, (links) und Dirk Käsbach, CDU.

Foto: Volker Ammann

Die Stimmung im Ratssaal des Neunkircher Rathauses am späten Sonntagnachmittag ist: keine. Hier und da wird geplaudert, FDP-Kandidat Peter Habel schlendert umher, Christoph Schaufert (AfD) verfolgt die EU-Wahlberichterstattung im TV, Noch-OB-Jürgen Fried (SPD) ist sichtlich entspannt, „wobei jetzt immer klarer wird, dass bald Feierabend ist“, nach und nach trudeln Anhänger der Kandidaten ein und es gibt Pizza. Mit einer Wahlparty scheint hier niemand zu rechen. Die erste Hochrechnung für Europa wird nüchtern zur Kenntnis genommen, nicht nur der CDU-Fraktionsvorsitzende Karl Albert weiß: „Von der Europawahl auf die Kommunalwahl zu schließen, wäre töricht.“ Er soll Recht behalten.

Um 18.40 Uhr kommt CDU-Kandidat Dirk Käsbach samt Entourage in den Saal und registriert mit einem Lächeln den knappen SPD-Vorsprung bei der EU-Wahl im Stadtgebiet. 19.15 Uhr: Tina Schöpfer von den Grünen erscheint mit europäischem Rückenwind, grünem Dress und bester Laune. „Das Ergebnis für Europa ist schon mal super. Mal sehen, was hier passiert.“ Aber hier passiert lange nichts. Es fehlen die Stimmen aus zwei Wahllokalen, da kann Wahlleiter Fred Leibenguth noch so oft am Laptop aktualisieren. Von der OB-Wahl liegen noch keine Zahlen vor. Zeit für Schnittchen und kühle Getränke im warmen Ratssaal.

Es zieht sich. Kurz nach Acht sickern erste Zahlen durch, das Wort Stichwahl macht die Runde. Käsbach steht in einer solchen mit Familie und Anhängern zusammen, allen schauen auf ihre Handys. Wo bleibt SPD-Kandidat Jörg Aumann? Viertel nach Acht: Der Wahlleiter wirft eine Grafik auf die Leinwand, 44 der 47 Wahlbezirke sind ausgezählt. Demnach kommt Aumann auf rund 47 Prozent, Käsbach auf 26, Schöpfer auf 12, Schaufert auf 9 und Habel auf 5. Genosse Eugen Roth applaudiert verhalten. Sonst niemand. Fest steht: Es kommt zur Stichwahl an Pfingstsonntag. Die Begeisterung unter den Rathausbediensteten hält sich in Grenzen.

Jetzt läuft auch Wahlsieger Jörg Aumann (46,8 Prozent) ein, schüttelt Hände, lächelt, zeigt sich wenig überrascht über das Ergebnis, und appelliert an jeden, auch an Pfingsten zu wählen oder vorab die Briefwahl zu nutzen: „Ich wusste von Anfang an, dass es eine knappe Angelegenheit wird. Es hat nicht ganz gereicht, aber wir konnten fast alle Wahllokale für uns entscheiden. Ich bin mir aber sicher, dass wir in zwei Wochen feiern können.“ Angesichts eines Vorsprungs von rund 19 Prozent auf Herausforderer Dirk Käsbach (27,5) keine überhebliche Prognose. Käsbach selbst gibt sich kämpferisch. Er wolle die kommenden beiden Wochen nutzen, um für sich und sein Angebot zu werben. „Viele haben gedacht, es sei unmöglich, eine Stichwahl zu erreichen. Das ist uns gelungen.“

Tina Schöpfer lässt sich die gute Laune nicht vermiesen. Die 11,9 Prozent seien ein gutes Ergebnis. Sie hätte sich zwar etwas mehr erhofft, „aber man muss realistisch bleiben“. Außerdem seien die Grünen mit fünf Mandaten im Stadtrat vertreten und würden „nun vieles mitbestimmen“. Eine Wahlempfehlung? „Das ist jetzt nicht das Thema, aber mal sehen, ob die beiden Herren auf uns zukommen.“ Auf fünf Stimmen im Stadtrat kommt auch die AfD, deren OB-Kandidat Christoph Schaufert (8,6) sein Ziel – „zweistellig“ – zwar verfehlt hat, aber zufrieden damit ist, dass es zu einer Stichwahl kommt. Mit einer Wahlempfehlung seiner Partei ist nicht zu rechnen. Keine Wahlempfehlung hält auch FDP-Kandidat Peter Habel (5,2) für „am fairsten“, man werde sich in den kommenden Tagen diesbezüglich noch zusammensetzen. Er selbst hätte sich sein Ergebnis etwas besser gewünscht, aber dass die FDP künftig drei Sitze im Stadtrat hat, sei ein schöner Erfolg.

Stärkste Fraktion im Stadtrat bleibt die SPD mit 20 Sitzen, fünf weniger als bislang. Die CDU gibt zwei Sitze ab und kommt auf 14. Die Linke verliert drei Sitze und behält noch vier. Die Grünen legen um vier zu und sind mit fünf Vertretern im Stadtrat, die AfD kommt ebenfalls auf fünf. Zwei mehr als bislang fallen auf die FDP, die nun drei Sitze hat.

 Stadtrat Neunkirchen

Stadtrat Neunkirchen

Foto: SZ/Müller, Astrid
 Auch für Wahlleiter Fred Leibenguth (Mitte) wurde es am Wahlabend spät. Es ging auf 22 Uhr zu, bis alle Ergebnisse vorlagen.

Auch für Wahlleiter Fred Leibenguth (Mitte) wurde es am Wahlabend spät. Es ging auf 22 Uhr zu, bis alle Ergebnisse vorlagen.

Foto: Volker Ammann

In den vier Ortsräten bleibt die SPD stärkste Kraft, verliert aber in zweien die absolute Mehrheit: In der Stadtmitte kommen die Sozialdemokraten auf 6 (vormals 9), die CDU (4) auf 4, die Linke (2) auf 1, Grüne auf 2 und die AfD auf 2 Sitze. Im Ortsrat Furpach-Kohlhof-Ludwigstahl schafft es die SPD auf 5 Sitze, verliert 3. Die CDU (5) kommt auf 4 Sitze, Grüne auf 2, FDP und AfD auf je einen.

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