Immer mehr Bürger im Landkreis Neunkirchen beantragen einen kleinen Waffenschein

Kreis Neunkirchen · Die Kreispolizeibehörde hat 2016 insgesamt 292 kleine Waffenscheine ausgestellt.

 Viele Schreckschusswaffen sind echten Pistolen täuschend echt nachempfunden. Wer sie legal besitzen will, benötigt den kleinen Waffenschein. Das Dokument ist gefragter denn je. Foto: Oliver Killig/dpa

Viele Schreckschusswaffen sind echten Pistolen täuschend echt nachempfunden. Wer sie legal besitzen will, benötigt den kleinen Waffenschein. Das Dokument ist gefragter denn je. Foto: Oliver Killig/dpa

Foto: Oliver Killig/dpa

Neben Ordnung und Sauberkeit ist den Neunkirchern vor allem die Sicherheit wichtig. Auf entsprechende Ergebnisse einer Umfrage hat die Stadt Neunkirchen reagiert und Anfang Februar eine City-Wache in der Wellesweilerstraße eröffnet. Auch Innenminister Klaus Bouillon hat das Thema Sicherheit ganz oben auf die Agenda gehievt. Am Tag der Eröffnung der ersten City-Wache des Saarlandes nahm in der Neunkircher Polizeiinspektion die Fachdienststelle für Wohnungseinbrüche ihre Arbeit auf. Und seit Anfang März wird das "brennpunktorientierte Präventionskonzept" in der City umgesetzt. Sprich, Fußstreifen gehen wie früher durch die Stadt und zeigen vermehrte Polizeipräsenz.

Politik und Polizei tragen dem gestiegenen Sicherheitsbedürfnis der Bürger Rechnung, allerdings für manche offenbar nicht schnell genug. Denn auch im privaten Bereich wird kräftig aufgerüstet. Immer mehr Menschen im Landkreis Neunkirchen legen sich einen kleinen Waffenschein zu. Stellte die Kreispolizeibehörde in den Jahren 2014/2015 lediglich 79 Kleinwaffenscheine aus, so waren es im vergangenen Jahr insgesamt 292. Der Trend scheint ungebrochen. In den ersten drei Monaten bis Anfang April hat die Kreispolizeibehörde bereits 63 Anträge auf Kleinwaffenscheine genehmigt. Wer einen kleinen Waffenschein beantragen will, muss ein zweiseitiges Antragsformular ausfüllen, bei der Kreispolizeibehörde abgeben, einmalig 50 Euro zahlen und eine Bearbeitungszeit abwarten. Der Antragsteller muss volljährig sein, einen festen Wohnsitz haben, zuverlässig und dafür geeignet sein, einen kleinen Waffenschein zu besitzen. Das Waffengesetz definiert unzuverlässige und ungeeignete Personen als Menschen, die vorbestraft oder angeklagt sind. Der kleine Waffenschein berechtigt dazu, Schreckschuss-, Reizstoff- und Signalwaffen zu führen. "Führen" bedeutet, die Waffe geladen und zugriffsbereit bei sich zu tragen. "Der Waffenschein berechtigt nicht dazu, Waffen bei öffentlichen Versammlungen, Aufzügen oder öffentlichen Veranstaltungen zu führen", informiert Jasmin Alt vom Amt für Öffentlichkeit des Landkreises auf SZ-Anfrage.

Ein Fachmann in Sachen Waffen ist Reinhard Hoffmann. Der Neunkircher hat in dritter Generation das Geschäft "Waffen und Sport Hoffmann" am Hüttenberg. Der gelernte Büchsenmacher berichtet unserer Zeitung, dass die Nachfrage nach Schreckschusswaffen in seinem Geschäft derzeit auf üblichem Niveau sei. Lediglich nach den Übergriffen an Silvester 2015 in Köln ging diese für ein, zwei Monate deutlich nach oben. "Da hat man gemerkt, dass die Leute von den Vorfällen aufgeschreckt wurden." Mittlerweile habe es sich beruhigt, und das sei auch gut so. Es sei nichts Schönes, wenn die Bürger Angst hätten. "Lieber verkaufe ich weniger", sagt Hoffmann. Ganz wichtig sei die Beratung der Kunden, ob sie nun eine Schreckschusspistole kaufen oder lediglich ein Abwehrspray. Wobei die Aufklärung über den Gebrauch einer Schreckschusspistole sogar gesetzlich vorgeschrieben sei, betont Hoffmann. Darüber muss ein schriftlicher Nachweis geführt werden. Schließlich kann das Abfeuern von Patronen aus nächster Nähe auf den Menschen erhebliche Verletzungen hervorrufen. Ohne individuelle Beratung rät Hoffmann aber auch davon ab, ein Pfefferspray oder einen Schrillalarm als Selbstschutz für die Handtasche zu kaufen. Diese Dinge hätten nur einen Wert, wenn man sie im Notfall tatsächlich auch einsetzen wolle. Wer eine innere Hemmschwelle vor dem Gebrauch am Menschen habe, solle es besser lassen, ist der Waffenexperte überzeugt.

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