Im Zeichen des Sterns unterwegs

Kreis Neunkirchen · Im Landkreis Neunkirchen sind dieser Tage wieder Hunderte Kinder und Betreuer unterwegs, um Häuser zu segnen und Spenden für die unter dem Klimawandel leidenden Menschen in Turkana (Kenia) zu sammeln. Der mit zwei Jahren jüngste Sternsinger darf Buggy fahren, alle anderen laufen. Kilometerweit.

 Wie in der Neunkircher Kirchengemeinde St. Marien (hier ein Archivfoto), sind ab heute wieder die Sternsinger im gesamten Landkreis unterwegs. Foto: Willi Hiegel

Wie in der Neunkircher Kirchengemeinde St. Marien (hier ein Archivfoto), sind ab heute wieder die Sternsinger im gesamten Landkreis unterwegs. Foto: Willi Hiegel

Foto: Willi Hiegel

Wenn Melchior den Balthasar nicht mag oder Caspar 3 lieber mit dem Caspar in Gruppe 5 tauschen möchte, dann kann es schon mal heiß her gehen bei den Weisen aus dem Morgenland. "Wer mit wem, ist immer ein großes Thema", weiß Anne Ziegler. Die Gemeindereferentin betreut die Sternsinger der Schiffweiler Vier-Pfarreien-Gemeinschaft. Um die Kostüme kümmert sich eine Gruppe Mütter: "Sie bessern aus, waschen und nähen auch ganz neue." Etwa 20 Ministranten, Erstkommunionkinder und Geschwister werden am Samstag im Anschluss an den vom jungen Chor mitgestalteten 10 Uhr-Gottesdienst von St. Martin aus entsendet. "Es wird immer schwieriger, Kinder zu finden", ist die Erfahrung von Anne Ziegler. 2016 sei es "ganz schlecht" gewesen. "In Stennweiler gibt es schon zum zweiten Mal gar keine Sternsinger." Warum das so ist? "Die Eltern unterstützen die Aktion nicht mehr so wie früher", die Motivation fehle. Dabei sei das Sternsingen eine tolle Erfahrung. "Die, die mitmachen, sind jedes Jahr begeistert."

Mit rund 70 Sternsingern rechnet Gemeindereferentin Ursula Zewe-Petry für Spiesen und Elversberg - so viel wie immer. Wobei das kein Selbstläufer ist: "Man muss Werbung machen." Flüchtlinge seien keine dabei, dafür aber Kinder "verschie-

dener Nationalitäten". Auf dem Kopf tragen die Mädchen und Jungen selbstgebastelte Kronen, "die Turbane haben wir aussortiert, die waren unhygienisch". Während der Aktion fährt das "Tee-Auto" rund - zur moralischen und leiblichen Stärkung. Zwei Gruppen starten schon am Freitag im Industriegebiet. "Manche Kinder sind dann tatsächlich drei Tage im Einsatz", lobt Ursula Zewe-Petry. "Wahnsinn, was die Kinder und Jugendlichen leisten. Da ist man wirklich völlig k.o. abends."

Seit 20 Jahren organisiert Beate Sons die Sternsinger-Aktion in Illingen: "Damals durften nur die Messdiener mit", darunter ihre drei Kinder. Die springen heute noch ein, wenn Not am Mann ist. Gesammelt wird übrigens noch mal eine Woche später in der Reha-Klinik. Insgesamt werden in Illingen etwa 40 "Könige" im Alter "von zweieinhalb im Buggy in Begleitung der großen Schwester bis 13" unterwegs sein. Jedes Mal groß ist die Freude der Leute, an deren Tür geklingelt wird: "Die freuen sich wahnsinnig. Manche Omas warten sogar schon auf der Straße."

Mit 15 Jahren die jüngste Organisatorin ist Teresa Hassel. Die Oberministrantin koordiniert die Aktion in Merchweiler. Mit Betreuern kommt man etwa auf 30 Sternsinger. "Voriges Jahr hatten wir Flüchtlinge dabei, diesmal nicht."

Routiniert geht Pfarrsekretär Martin Gerber in Ottweiler die Sache an. 40 Ministranten plus die ältesten Kindergartenkinder laufen mit. "80 Prozent der Teilnehmer waren schon letztes Jahr dabei", schätzt Gerber. An den Haustüren werden traditionell Texte aufgesagt und Lieder gesungen: "Die Leute rufen oft vorher an und fragen, ob sie wieder kommen."

In Eppelborn werden rund 100 Sternsinger ab der 3. Klasse durch die Straßen ziehen. "Anfangs sind die Kinder recht begeistert, doch das wächst sich raus", erzählt Gemeindereferentin Anja Bauerfeld. Der Segen wird noch wie früher mit Kreide an die Türen geschrieben. Nur in Ausnahmefällen nimmt man Aufkleber.

Die größte Gruppe im Landkreis stellt die Pfarrei St. Josef-St. Johannes. 120 Sternsinger zwischen neun und 30 Jahren klappern sämtliche Straßen in Furpach, Kohlhof, Ludwigsthal und Wellesweiler ab. Allerdings ohne Umhänge: "Das hat sich nicht bewährt über den dicken Anoraks ", meint Dechant Jochen Gabriel, von der Reinigung ganz zu schweigen. Wichtig sei, dass sich die kleinen "Könige" warm einpacken, wasserfeste Schuhe anziehen und bei Bedarf Regenschirme mitnehmen.

Nach der ersten Schicht am Samstag von 9 bis 12 Uhr trifft man sich traditionell zum gemeinsamen Pizzaessen, dann geht es weiter, oft bis in den späten Nachmittag. Außer den verplombten Spendendosen nehmen viele Kinder Tüten mit - für Süßigkeiten. Gabriel weist darauf hin, dass es sich beim Sternsingen um die größte caritative Kinder- und Jugendaktion weltweit für Kinder handelt. "Wir kommen immer auf 10- bis 12 000 Euro."

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 Kenia leidet unter Wasserknappheit. Zwei Jungen laufen über die von der Dürre aufgebrochene Erde im Dorf Gakong im Norden von Kenia. Foto: Stephen Morrison/dpa

Kenia leidet unter Wasserknappheit. Zwei Jungen laufen über die von der Dürre aufgebrochene Erde im Dorf Gakong im Norden von Kenia. Foto: Stephen Morrison/dpa

Foto: Stephen Morrison/dpa

Hintergrund Bei ihren Hausbesuchen schreiben die Sternsinger mit gesegneter Kreide über die Türen: 20*C+M+B+17. Dabei steht der Stern für jenen Stern, dem die Weisen aus dem Morgenland folgten. Zugleich ist er das Zeichen für Christus. Die Buchstaben C+M+B stehen nicht etwa für die Namen der drei Könige, sondern für die lateinischen Worte "Christus Mansionem Benedicat", übersetzt: "Christus segne dieses Haus". Die drei Kreuze symbolisieren den Segen "Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes". nig

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