Im Januar will der Landrat starten

Kreis Neunkirchen · Im zweiten Anlauf der Urwahl haben die Gemeinden gestern schneller ausgezählt. SPD-Mann Sören Meng stand schon um 18.43 Uhr als neuer Landrat fest. Er sprach von einem „großartigen Moment“.

 Sozialdemokrat Sören Meng im Mittelpunkt: Nach dem positiven Wahlergebnis bildete sich eine Traube von Gratulanten um den künftigen Landrat des Kreises Neunkirchen. Im neuen Jahr wechselt der Neunkircher Beigeordnete nach Ottweiler. Fotos: Andreas Engel

Sozialdemokrat Sören Meng im Mittelpunkt: Nach dem positiven Wahlergebnis bildete sich eine Traube von Gratulanten um den künftigen Landrat des Kreises Neunkirchen. Im neuen Jahr wechselt der Neunkircher Beigeordnete nach Ottweiler. Fotos: Andreas Engel

Während im historischen Sitzungssaal des Ottweiler Landratsamtes der SPD-Jubel aufbrandet, steht Sören Meng beinahe schüchtern, gewiss aber im ersten Moment überwältigt, neben Kreiswahlleiter Karlheinz Müller. Nachdem auch das Eppelborner Ergebnis um 18.43 Uhr auf der Leinwand auftaucht, ist die Sache durch. Müller ruft über die Menge hinweg: "Der neue Landrat heißt Sören Meng. Herzlichen Glückwunsch." Eine Armlänge neben dem Sozialdemokraten steht CDU-Herausforderer Tobias Hans , äußerlich ungerührt. Im vollen Saal setzt rhythmisches Klatschen der sozialdemokratischen Seite ein, auch Ex-Landrätin Cornelia Hoffmann-Bethscheider lächelt befreit, während sich einige Jüngere aus der Gruppe um Hans - auch Sozialministerin Monika Bachmann ist gekommen - lieber mit dem eigenen Smartphone auseinandersetzen.

Nach dem ersten Wahlgang um das Amt des Landrates vor zwei Wochen hat die Stichwahl gestern ein deutliches Votum gebracht. 55,9 Prozent der Wähler haben sich für den SPD-Kandidaten Meng entschieden. CDU-Mann Hans kommt auf einen Stimmenanteil von 44,1 Prozent. Zur Wahl gingen von den fast 113 000 Wahlberechtigten 29 427 (646 ungültige Stimmen), das sind 26,1 Prozent. Sein stärkstes Ergebnis erzielte Meng in Neunkirchen . Dort wählten ihn fast doppelt so viele Menschen wie den Konkurrenten. Hans hatte in Eppelborn, Illingen und Merchweiler die Nase vorn.
Dank an Karlheinz Müller

"Das ist ein großartiger Moment für mich", ruft Meng nach dem ersten Jubel. Er freue sich, die Zukunft des Landkreises gestalten zu dürfen. Viele Schulterklopfer und Umarmungen später gesteht er, nach den Monaten des Wahlkampfes auf Reserve zu laufen. Der Akku sei leer. Eine Wahlparty für den Abend habe er nicht geplant, dafür sei er zu abergläubisch. Er sei authentisch geblieben, das habe der Wähler honoriert. Jetzt wolle er seine Dezernatsstelle bei der Stadt Neunkirchen geordnet übergeben und Anfang Januar als Landrat durchstarten. Besonderen Dank richtet er an den kommissarischen Chef der Verwaltung: Karlheinz Müller habe seine Sache hervorragend gemacht.

Tobias Hans liest aus den Zahlen trotz Niederlage viel positives heraus. Es sei schon ein Erfolg gewesen, im Kreis Neunkirchen die Stichwahl zu erreichen. Dazu die guten Ergebnisse in Illingen, Eppelborn, Merchweiler. Ganz Politiker sagt er: "Wir werden uns die Ergebnisse heute Abend noch genau anschauen und ein bisschen feiern." Und dann? Wartet da nicht der CDU-Fraktionsvorsitz im Landtag? Hans lässt sich nichts entlocken. Der Montag stünde im Zeichen der Haushalts-Diskussion, danach werde es um personelle Fragen gehen. Jedes Nachbohren lächelt der schlanke Mann im Anzug smart und professionell weg.

Meinung:
Die Urwahl ist kein Renner

 Gefasste Verlierer (von links): Ministerin Monika Bachmann, Tanja Hans, Henrik Eitel und der gescheiterte Kandidat Tobias Hans.

Gefasste Verlierer (von links): Ministerin Monika Bachmann, Tanja Hans, Henrik Eitel und der gescheiterte Kandidat Tobias Hans.

Von SZ-RedakteurMichael Beer

Die Landrats-Stichwahl hat gestern keine Überraschung geboten. Sören Meng brachte seinen Vorsprung aus dem ersten Wahlgang locker ins Ziel. Die Sozialdemokraten haben damit den Kreis gegen die CDU-Konkurrenz verteidigt. Deren Kandidat Tobias Hans trug die Niederlage mit Fassung. Kein Wunder, wird er doch als baldiger Fraktionschef im Landtag gehandelt. Auf ihn warten beste Karriere-Perspektiven. Ebenfalls absehbar war die geringe Wahlbeteiligung. Einen Landrat wählen zu dürfen, dessen Entfaltungsmöglichkeiten ob größter Budget-Zwänge gering sind, scheint den meisten Menschen weder eine demokratische Ehre noch Verpflichtung. Bei allem Respekt vor dem hohen Gut der politischen Teilhabe: Die Kosten des aufwändigen Wahlverfahrens wären an anderer Stelle besser angelegt.

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