Illingen bangt erneut um Klinik

Illingen. Illingen steht als Klinik-Standort auf der Kippe - mal wieder. Der Gemeinderat sah sich am Donnerstagabend genötigt, im Rahmen einer Feriensitzung einen Appell an den Klinikbetrieber CTT (Cusanus-Trägergesellschaft Trier) zu verabschieden

 Hat die St.-Hedwig-Klinik nur noch eine Galgenfrist? Foto: Engel

Hat die St.-Hedwig-Klinik nur noch eine Galgenfrist? Foto: Engel

Illingen. Illingen steht als Klinik-Standort auf der Kippe - mal wieder. Der Gemeinderat sah sich am Donnerstagabend genötigt, im Rahmen einer Feriensitzung einen Appell an den Klinikbetrieber CTT (Cusanus-Trägergesellschaft Trier) zu verabschieden. In der Resolution wird darauf hingewiesen, dass Illingen als Erholungsort und von der Infrastruktur her beste Voraussetzungen für den Standort einer Reha-Klinik biete und zentral im Saarland liege. Ferner sei das St.-Hedwig-Haus erst kürzlich bei einer Patientenumfrage als beste neurologische Fachklinik in Deutschland bewertet worden. In der Entschließung fordert der Gemeinderat umgehende Informationen über die Pläne des Trägers und erwartet vom Betreiber "einen Vorschlag zum Erhalt des Klinik-Standortes Illingen". Alle 26 anwesenden Ratsmitglieder und damit auch alle Fraktionen stellten sich vorbehaltlos hinter die Resolution. Man werde gemeinsam mit den Beschäftigten für den Erhalt des Standorts Illingen kämpfen.Hintergrund ist, dass den derzeit 205 Beschäftigen der St.-Hedwig-Klinik offenbar Verlagerungspläne mitgeteilt worden sind. Die CTT hat zum 1. Juli in Völklingen ein Gebäude der Saarland Heilstätten GmbH (SHG) gekauft und will dort wohl den Reha-Betrieb konzentrieren. 2016 oder 2017 soll das Ende für die Illinger Klinik kommen, hieß es. SHG-Geschäftsführer Alfons Vogtel (CDU), der dem Illinger Rat angehört, war bei der Donnerstagssitzung nicht anwesend.

Alle Fraktionen zeigten sich überrascht von der Entwicklung. "Es zeichnen sich zwar seit längerem Probleme ab, aber etwas Konkretes stand nicht im Raum", bewertete der erste Beigeordnete Christian Petry die Lage. Er leitete für den abwesenden Bürgermeister Armin König die Sitzung.

Das Thema kam auf die Tagesordnung durch einen Dringlichkeitsantrag der Kooperationsfraktionen SPD/Linke/Grüne. Für SPD-Fraktionssprecher Guido Jost wäre die Schließung der Illinger Klinik der "zweite Sündenfall", nachdem das Ende für die Reha-Klinik Quierschied im vergangenen Jahr der "erste Sündenfall" gewesen sei. "Das Land gibt Millionen für eine neue Einrichtung in Völklingen aus, dafür werden hier Strukturen kaputt geschlagen", so Jost. CTT-Geschäftsführer Thomas Thiel sei bei einem aktuelle Telefonat mit ihm "stark verwundert" über das Informationsdefizit im Illinger Rat gewesen, berichtete Jost. Laut Thiel hätten König und Thiel schon seit Monaten über die Entwicklung Bescheid gewusst.

Dies weist Rathauschef König zurück. Bei seinem letzten Gespräch mit ihm im April sei Thiel unkonkret geblieben. "Der CTT-Geschäftsführer hat uns nicht zeitnah informiert!", so König gestern auf Nachfrage der SZ. Er habe mittlerweile mit der zuständigen Staatssekretärin Gaby Schäfer telefoniert - auch in Saarbrücken wisse man nicht mehr.

Er stehe uneingeschränkt hinter der Resolution des Rates, so der Bürgermeister: "Für uns ist klar, dass wir den Standort Illingen nicht kampflos preisgeben." Die positiven Punkte zu Gunsten Illingens seien eindeutig. Gleichwohl habe man aus den Auseinandersetzungen um den Klinik-Standort Illingen in der Vergangenheit gelernt, dass es nichts nütze, "die große Keule zu schwingen". "Eine Hopplahopp-Entscheidung ist angesichts des Zeitraumes bis 2016 auch nicht notwendig", will König nichts überstürzen. In seinen Augen haben das Bistum Trier und die Trägergesellschaft eine "Lebensversicherung für Illingen" und die Reha-Klinik abgegeben, als vor einigen Jahren die Akut-Klinik dicht gemacht wurde.

Auf einen Blick

Die Fachklinik St. Hedwig in Illingen ist seit Ende 2000 eine "Klinik für neurologische Rehabilitation". Sie hat derzeit 205 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 140 im medizinischen, therapeutischen und pflegerischen Bereich. Sie betreuen etwa 170 Patienten aus dem Saarland und den angrenzenden Regionen von Rheinland-Pfalz. Das 1913 von der katholischen Kirchengemeinde St. Stephan gegründete Illinger Krankenhaus wurde bis zur Übernahme durch die CTT im Jahr 1983 von den "Schwestern vom Heiligen Geist" als Akutklinik geführt. gth

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