„Ihr lacht, aber das ist Eure Sprache“

Wiebelskirchen · Detlev Schönauer alias Bistrowirt Jacques nimmt jeden Dialekt aufs Korn. Auch die Frage, wer den unerotischsten Dialekt spricht, konnte an dem Abend im Wiebelskircher Kulturhaus beantwortet werden.

Sprache kann so schön sein. Einer, der mit Sprache und Dialekten jongliert, als gäbe es kein morgen, ist Detlev Schönauer alias Bistrowirt Jacques. In "die Wiebel in die Kirch" weiß man das zu schätzen. Schon öfter war der Meister im Kulturhaus zu Gast, prompt erwies sich Schönauer dort auch diesmal wieder als Zugpferd.

Wo kommst du her und wie spricht man da, diese Frage zog sich wie ein roter Faden durch den Abend. Zum Glück waren die Quotenpfälzer im Publikum und sogar ein Schwabe, der für reichlich Interaktion sorgte. Saarländisch, Hochwälder Platt, Bayrisch oder Sächsisch - jener Singsang, für den der Unterkiefer ausgehangen wird - der Kabarettist spricht sie alle und fragt sich zurecht, wofür Asylbewerber jetzt eigentlich deutsch lernen sollen: "Das kann doch keiner. "Goethe übrigens auch schon nicht, der sprach ja hessisch."

Nichts ist vor Schönauer sicher, weder die Hochkultur noch die der Dummen, Pardon, der Bildungsfernen. Aber bitte sprach-ethisch korrekt: Wer früher "klein" war, ist heute "vertikal benachteiligt", Rainer Calmund entsprechend "horizontal bevorzugt". Neger und Mohrenköpfe gibt es schon lange nicht mehr, statt dessen "Schaumküsse mit Migrationshintergrund". Nach seinem hoch-wissenschaftlichen Einstieg rund um physikalische Gesetzmäßigkeiten wie Schall, Licht und Zeit schwenkte er recht schnell auf sein Lieblingsthema ein. Zugearbeitet wurde ihm von einer Umfrage, welche den unerotischsten Dialekt ermittelte. Der ist in der Pfalz zuhause, wer hätte es gedacht. Später wurde es noch richtig mathematisch: Per Dreisatz errechnet der Diplom-Physiker die Salmonellen im Lyoner aus. Pro Person. Interessant auch die Frage, wie viele Nürburgringe es braucht, bis Rheinland-Pfalz pleite ist, oder: "Wie viele Spiele die Schalker mit null Spielern gewinnen?" Es wurden viele Tränen an diesem Abend verlacht, "naturellement" - auch von den Ottweiler Eheleuten Roncoroni, die sich als Jacques Bistro-Wiederholungs-Gäste outeten. "Schönauer ist ein Multitalent, wie der die Dialekte rüber bringt und die Musik dazu", schwärmte Werner Roncoroni, "ein Vollblutentertainer, der kann es einfach." Aline Roncoroni ergänzte: "Er hat uns Saarländer gut beobachtet." Vorgeführt wird aber niemand.

Und wenn doch mal, dann völlig zu Recht: Der Export-Weltmeister Deutschland zum Beispiel, der erst fröhlich Waffen nach Syrien liefert und sich dann wundert, wenn es Flüchtlinge regnet. "Hier gilt das Verursacherprinzip." Schönauer kann also auch anders, politisch - eine Ansage an alle braunen Stammtische. Dafür gab es lebhaften Applaus, für den sich der Batschkappträger mit zwei Zugaben bedankte. Dann entließ er das aufgeräumte Volk in die laue Freitagnacht. Wohlwissend: Die kommen wieder.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort