Neuer Pfarrer „Ich wünsche, ein Teil der Gemeinschaft zu werden“

Neunkirchen · Michael Hilka tritt im März die Stelle als evangelischer Pfarrer in der Neunkircher Oberstadt an.

 Freut sich auf seine neue Aufgabe: Pfarrer Michael Hilka.

Freut sich auf seine neue Aufgabe: Pfarrer Michael Hilka.

Foto: Michael Hilka

Was für eine Woche: Kisten packen in Saarlouis, Kisten auspacken in Neunkirchen. Einrichten. Ankommen. So turbulent im Moment alles ist, so sehr freut sich Michael Hilka auf seine neue Aufgabe in der Oberstadt. Dort beerbt er als evangelischer Seelsorger Thomas Ziaja, der das Jahr der Vakanz überbrückte, nachdem Christiane Rolffs gegangen war. Hilka, der mit seinem Mann in eingetragener Partnerschaft zusammen lebt, kam die Stelle wie gerufen: „Ein Wechsel stand eh an und ich kannte Pfarrer Uwe Schmidt.“ Beim ersten inoffiziellen Austausch mit seinen Kollegen in spe, Britt Goedeking und Schmidt, zeigte sich schnell: Die Chemie stimmt.

Gebürtig ist Michael Hilka in Bad Kreuznach. „Ich habe mich schon immer für religiöse Themen und Gott interessiert“, erzählt der schlanke, jugendlich-offen wirkende 40-Jährige beim Treffen im Café Löwe. Allerdings müsse er da etwas beichten: „Ich war ein schlechter Konfirmant, habe unseren Vikar gepiesackt und boykottiert, wo es nur ging.“ Gleichwohl platzte just in dieser Zeit der Knoten: „Danach bin ich freiwillig in die Kirche gegangen.“ Und zwar allein. Seine Eltern unterstützten ihn zwar bei allem, aber Kirchgänger waren sie keine. Auch nicht die Großmutter, die ihm das Beten beibrachte und Geschichten aus der Bibel erzählte.

Schon früh ging dem Heranwachsenden auf, später mit Menschen arbeiten zu wollen – am liebsten in der dritten Welt als einer der „Ärzte ohne Grenzen“. Gut erinnert sich Hilka, wie er als Junge vor Landkarten saß und Reiseführer wälzte. Doch dann kam der Punkt, an dem ihm klar wurde: „Nee, ich geh in die Kirche.“ Was blieb, war die Sehnsucht nach Afrika. Die konnte Hilka später zum Teil stillen, als er sich – auch vor Ort – im Rahmen einer Partnerschaft mit dem Kongo engagierte. „Da möchte ich gern anknüpfen mit Ruanda.“

Nach der klassischen Ausbildung, sprich Theologie-Studium in Mainz und Bonn, folgte das Vikariat in Düsseldorf und der Probedienst im saarländischen Karlsbrunn/Warndt. Doch plötzlich stockte die Karriere: „Der Arbeitsmarkt war übersättigt“, weshalb Hilka 2009 arbeitslos wurde und ernsthaft überlegte, aus der Kirche auszutreten, „bis heute ein wunder Punkt“. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich als Pfleger in einem Kölner Altenheim, als Arbeitsvermittler im Siegburger Jobcenter und zuletzt als Hilfskraft in einem Bonner Bestattungsunternehmen. „Das hat mir die Augen für vieles geöffnet“, bilanziert der Pfarrer, nachhaltig beeindruckt. „Ich erlebe in meinem Berufsstand, dass viel gejammert wird. Dort habe ich gesehen, wie sich Menschen für wenig Geld aufopfern.“ Im Nachhinein wertet Hilka die zwei Jahre als Geschenk. „Dieser Umweg war genau richtig.“

Im Dezember 2010 wurde Hilka in seine erste Pfarrstelle in Altenkessel und Burbach gewählt. Später wechselte er nach Saarlouis, „enorm dankbar“, wieder in seinem Beruf arbeiten zu dürfen. Im Gemeindebezirk Scheib und Oberstadt möchte er nach der Eingewöhnungszeit eigene Schwerpunkte setzen, „die Gemeinde kann auch gern mit Wünschen an mich heran treten“. Überhaupt wäre Michael Hilka gern ein Pfarrer zum Anfassen, einer, den man auf der Straße grüßt und anspricht. „Seine“ Kirche wünscht er sich präsenter und will mit gutem Beispiel voran gehen, auf Bürgerfesten etwa oder und bei Vereinen. Weil man mit Gottesdiensten immer weniger Gläubige erreicht, will Hilka Angebote kreieren, „die nicht alltäglich sind“. Warum nicht mal einen kleinen Laden anmieten – ähnlich wie das Momentum in der Bliespromenade. „Als ich davon hörte, habe ich direkt leuchtende Augen bekommen“.

In Cafés wird man ihn übrigens öfter antreffen - mit seinem Laptop. „Ich mag es, raus aus dem Büro zu gehen und in der Öffentlichkeit zu arbeiten.“ Denn dort ist er einfach näher dran. Am richtigen Leben.

Der Einführungsgottesdienst für Michael Hilka beginnt am Sonntag, 4. März, um 10 Uhr in der Christuskirche.

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