Hitze macht das Futter knapp

Neunkirchen · Die Rekordtemperaturen der vergangenen Wochen haben bei den Neunkircher Landwirten ihre Spuren hinterlassen. Trockene Böden und erhebliche Ernteeinbußen sind das Ergebnis. Mancherorts herrscht akuter Viehfuttermangel.

Nicht nur für den Menschen war die Hitze in diesem Sommer kaum erträglich. Auch die Landwirtschaft im Kreis Neunkirchen hat, wie der saarländische Bauernverband bestätigt, erheblich unter den hohen Temperaturen gelitten. Im Saarland habe sich die Hitzewelle im Juni und Juli je nach Betrieb zwar unterschiedlich ausgewirkt. Eines hätten die Landwirte jedoch gemeinsam: "Vor allem den Futterbau hat es getroffen", bilanziert Alexander Welsch vom Bauernverband Saar. Gemeint sind Pflanzen wie Mais , Heu oder Gras, mit denen die Bauern ihre Tiere füttern. "In Neunkirchen gibt es viele Pferde. Sie ernähren sich vorwiegend von Heu", sagt Welsch. Vielerorts seien auf Grünflächen die Böden verdorrt. In der Regel werde das Gras vier Mal jährlich geschnitten, so Welsch. Durch die Hitze sei bereits der zweite Schnitt dürftig ausgefallen, der dritte Schnitt falle ganz aus, da "nichts mehr gewachsen" sei. Es müssten noch einige Wochen vergehen, bis sich die trockenen Äcker regenerieren, so Welsch. Zwar habe es in letzter Zeit wieder geregnet. Allerdings sei der Niederschlag - im wahrsten Sinne des Wortes- ein Tropfen auf den heißen Stein gewesen. In einigen Betrieben herrsche deshalb Futtermittelknappheit bis akuter Mangel. Als Konsequenz hat der Verband eine Futterbörse eingerichtet, um den Austausch zwischen Landwirten mit Futtermittelüberschuss und Bauern mit Bedarf zu ermöglichen.

Auch der für die Tiernahrung dringend benötigte Mais sei vielerorts einfach verbrannt. "Im Kreis Neunkirchen ist die Lage beim Mais besonders gravierend", sagt Georg Neufang, Vorsitzender des Kreisbauernverbands Neunkirchen . Die Maispflanze, die normalerweise bis zu drei Meter hoch wächst, habe auf vielen Feldern gerade einmal eine Höhe von 1, 20 Metern erreicht und teilweise keine Kolben ausgebildet. Die Hitze habe das Wachstum der Pflanzen, die den Regen vor allem im Juni brauchen, gestoppt, sagt Neufang. Die Ernte sei im Kreis Neunkirchen daher im Vorjahresvergleich um 50 Prozent eingebrochen. Damit liegt der Kreis deutlich über dem Landesdurchschnitt: Für die Maisernte im gesamten Saarland vermeldet der Bauernverband Einbußen von durchschnittlich 25 Prozent. Auch die Ernteausfälle beim Getreide hielten sich saarlandweit in Grenzen, so Welsch. In Neunkirchen habe es einen Ertragseinbruch von 20 Prozent beim Getreide gegeben, sagt Neufang. Auch bei Hafer und Sommergerste hätten die Neunkircher Landwirte in diesem Jahr 30 Prozent weniger geerntet. Raps und Weizen hätten sehr unter der brütenden Hitze gelitten, so Neufang.

Den Rekordtemperaturen etwas entgegensetzen können die Landwirte kaum. Auf Grund der benötigten Wassermenge können sie die Felder nicht künstlich bewässern. Einige Betriebe setzten Kleegras ein, um die Bodenregenerierung und das Wachstum der Pflanzen zu befördern, erklärt Neufang. Die Futtermittelknappheit könne dazu führen, dass einige Bauern sich gezwungen sehen, ihre Tiere zu schlachten, befürchtet der Landwirt. Der Bauernverband gibt diesbezüglich Entwarnung. Viele Bauern hätten Vorräte aus dem Vorjahr oder könnten zusätzliches Futter erwerben. Doch Welsch weiß auch: "Wenn es im nächsten Sommer wieder so heiß wird, dann wird es richtig knapp."

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