Historisches erklärt die Gegenwart

Kreis Neunkirchen · Reste eines Klosters, über 100 Jahre alte Werkzeugmaschinen, die noch betriebsbereit sind, oder drei Jahrzehnte Kunst von Schülern: Der Tag der offenen Museen hatte am Sonntag auch im Landkreis Neunkirchen einiges zu bieten.

 Hebel und Räder, die noch immer ihren Dienst tun: Ein bisschen technisches Verständnis brauchte, wer im „Maschinen-Museum“ des Neunkirchers Wolfram Herzog vorbeischaute. Foto: ani

Hebel und Räder, die noch immer ihren Dienst tun: Ein bisschen technisches Verständnis brauchte, wer im „Maschinen-Museum“ des Neunkirchers Wolfram Herzog vorbeischaute. Foto: ani

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Eher vereinzelt betreten die Besucher das Stadtmuseum in Ottweiler und so hat dessen Leiter Dieter Robert Bettinger Zeit, ausführlich auf Fragen einzugehen und ein bisschen zu plaudern. Über den Internationalen Museumstag etwa, dessentwegen er am Sonntag geöffnet hat. Zum 38. Mal hatte der Internationale Museumsrat dazu aufgerufen und Museen in Deutschland, Österreich und der Schweiz machten mit. Diesmal unter dem Motto "Museum. Gesellschaft. Zukunft". Weil man zeigen will, dass Museen nicht in der Vergangenheit verharren. "Das Motto verdeutlicht die Aufgabe der Museen", sagt Bettinger und eine Besucherin pflichtet bei: "Sie erklären als Geschichtsträger die Gegenwart."

Bettinger führt die Besucher hindurch zwischen Steinquadern, Resten eines mittelalterlichen Klosters. Viel ist davon nicht übrig geblieben: "Als es zur Zeit der Reformation aufgelöst wurde, haben die Bauern die Steine abgetragen und wieder verwendet." Weiter geht es zu den Grafen von Nassau-Saarbrücken, ihren Persönlichkeiten, Schlösschen und Hinterlassenschaften.

In Neunkirchen gibt es derweil für Technikliebhaber viel zu sehen: Bei Maschinenbau Herzog schmeißt Wolfram Herzog alte Werkzeugmaschinen an, die aus Zeiten seines Großvaters oder von noch früher stammen. Er weiß nicht nur, wie jede funktioniert, er kennt auch ihre Geschichten. "Die hier hat mein Großvater nach dem Krieg auf einer Versteigerung von Reparationsgütern erworben", erklärt er zu einem gerade vorgeführten Riesenbohrer. Die Saarländer hätten als Quasi-Franzosen mitsteigern dürfen, ansonsten hätte sich der Opa die Maschine vielleicht nie leisten können. Stolz ist Herzog auch auf einen restaurierten VW-Pritschenwagen. "Er ist das einzige Auto unter Denkmalschutz im Saarland!" Besucher Jörg Teschner, selbst Elektromechaniker und Oldtimer-Fahrer, ist voll in seinem Element: "Toll, dass die Maschinen in diesem Alter noch betriebsbereit gehalten werden!"

Um Kunst ging es unterdessen im Bauernhaus Habach. Hier wurde eine retrospektive Ausstellung mit Schülerarbeiten aus 30 Jahren Kunstunterricht an der Gemeinschaftsschule Eppelborn eröffnet. Aktuell sind die Bilder von Angelina Müller - etwa eines mit einem Mann, dem das Wasser bis zum Hals steht, dessen Blick aber trotzdem fest ist. "Er lässt sich nicht abbringen von seinem Ziel", erläutert die Schülerin. Der Eppelborner Kulturamtsleiter Aloysius Scholtes registrierte etwas weniger Besucher als in den vergangenen Jahren. "Vielleicht sind wegen des Brückentages viele Leute nicht da", vermutet er.

An dem Museumstag haben sich noch weitere Museen im Kreis beteiligt, offiziell das Schulmuseum und der Handwerkerhof in Ottweiler, das Heimatmuseum in Steinbach und das Jean-Lurçat-Museum in Eppelborn.

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