Diskussion um Wahrzeichen der Stadt Neunkirchen Stadthistoriker kritisieren Gasometer-Abriss

Neunkirchen · Mit Überraschung und Betroffenheit reagiert der Vorstand des Historischen Vereins Stadt Neunkirchen (HVSN) auf die aktuellen Pressemeldungen, die im Rahmen der Planung zur Ansiedlung eines Globus-Marktes in Neunkirchen auch den Abriss des Gasometers vorsehen (unsere Zeitung berichtete).

„Der Gasometer und seine Aufschrift ‚Neunkircher Stahl’ als Hinweis auf die seit mehr als 425 Jahren noch heute stattfindende Stahlerzeugung in zwei hochmodernen Walzstraßen ist weithin in alle Himmelsrichtungen sichtbar. Für die einheimische Bevölkerung aber auch die zahlreichen zum Beispiel über die Westspange nach Neunkirchen gelangenden auswärtigen Besucher der Kreisstadt ist er ein typisches, das Stadtbild prägendes Gebäude bei Tag als auch Nacht, ähnlich wie dies auch für die Hochofenanlage gilt“, heißt es in der Stellungnahme des Vereins weiter. Vor dem Hintergrund der Explosionskatastrophe des Jahres 1933 stelle ein derartiges Gebäude, auch wenn es sich hier nur um eine Nachfolge-Konstruktion aus den 70er Jahren handelt, in Neunkirchen zudem nicht nur einen technischen Zweckbau dar, sondern müsse vielmehr auch im Kontext von Mahnung und Erinnerung gesehen werden: „Insofern ist dieses Gebäude nicht nur ein markantes, die Stadtsilhouette prägendes Objekt, sondern zugleich für die industrielle Vergangenheit auch ein die städtische Identität förderndes Symbol, das keinesfalls dem Kommerz geopfert werden darf.“ Ein Verlust des Gasometers, um letztlich den Flächenbedarf einer Tankstellen-Neugründung und einer Waschanlage abzudecken, sei umso unverständlicher und bitterer. „Es stellt sich daher die Frage, ob dem Stadtrat in seiner Beschlussfassung des Bebauungsplanes bekannt und bewusst war, dass hier der Gasometer für eine derartige Alternative geschleift werden soll“, schreibt der Verein weiter. „Bedauerlich erscheint auch, dass über eine solche Planung nicht bereits zeitlich früher, zum Beispiel vor den nunmehr erfolgten Wahlen berichtet wurde, um die Bevölkerung in die Entscheidungsfindung einzubinden.“ Die Kritik des Historischen Vereins Stadt Neunkirchen ziele hierbei ausdrücklich nicht auf die Umgestaltung eines Teils des Hüttenparks oder die Ansiedlung des Globus-Marktes an sich, jedoch gegen eine Planung, die ohne Fingerspitzengefühl für die regionalen Besonderheiten und ohne erkennbare Not der Kreisstadt ein das Stadtbild prägendes Gebäude nehme. Angesichts dieser Entwicklung und auch vor dem Hintergrund eingehender Rückmeldungen aus der Bevölkerung fordert der Historische Verein Stadt Neunkirchen in seiner Mitteilung Rat und Verwaltung der Stadt auf, sich bei der Globus SB-Warenhaus Holding GmbH & Co. KG für den Verbleib des Gasometers einzusetzen. Auch wenn dieser durch den Neubau von Saarstahl funktionslos werde, sollte die das Stadtbild prägende Funktion erhalten bleiben, selbst wenn dies gegebenenfalls mit einem neuen Outfit verbunden sei.

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