Hingucker für Behinderte und Normalos

Eppelborn. Eine nicht alltägliche Ausstellung unter dem Titel "Mit Behinderungen ist zu rechnen - Un-Korrekte Cartoons" von Phil Hubbe erwartet derzeit die Besucher des Eppelborner Rathauses. Hier ein Rollstuhlfahrer-Paar, dort ein Junge ohne Arme. Alltagsituationen, überspitzt dargestellt, sind auf den Comics im Flur rund um das Bürgerbüro zu bestaunen

Eppelborn. Eine nicht alltägliche Ausstellung unter dem Titel "Mit Behinderungen ist zu rechnen - Un-Korrekte Cartoons" von Phil Hubbe erwartet derzeit die Besucher des Eppelborner Rathauses. Hier ein Rollstuhlfahrer-Paar, dort ein Junge ohne Arme. Alltagsituationen, überspitzt dargestellt, sind auf den Comics im Flur rund um das Bürgerbüro zu bestaunen. Auf den ersten Blick wirken die Exponate wie ganz normale Cartoons, doch bei genauem Hinschauen erstaunt die Thematik. Schmunzeln, lautes Lachen oder doch lieber betreten zur Seite gucken oder den Kopf schütteln, all diese Reaktionen werden die Mitarbeiter des Rathauses in den kommenden Wochen sicherlich erleben."Schon vor der offiziellen Eröffnung habe ich beobachtet, dass die Leute stehen bleiben und sich die Bilder anschauen, die Texte dazu genau durchlesen", berichtet Aloysius Scholtes vom Kulturamt. Die Reaktionen auf die Zeichnungen seien sehr unterschiedlich, so Scholtes weiter. "Das ist auch in Ordnung. Nur Scheinheiligkeit, die möchte ich nicht, wenn sich Leute meine Cartoons anschauen", sagt der Künstler Phil Hubbe, Comiczeichner aus Magdeburg. "Ich finde es traurig, wenn ich beobachte, dass ein 'Normalo' sich erst umsieht, ob nicht ein Rollstuhlfahrer neben ihm steht, bevor er zu lachen beginnt. Das ist scheinheilig", so Hubbe weiter. Seit 1992 ist er als Karikaturist hauptberuflich tätig, doch seine Krankheit, Multiple Sklerose, begleitet den Künstler bereits seit 1985. "Und irgendwann fing ich an, Behinderungen in meinen Zeichnungen humorvoll zu verarbeiten", sagt Hubbe. Humor hat er, will sich nicht vorschreiben lassen, was man gut zu finden hat. "Behinderungen sind ein Tabu-Thema. Doch auf wen nimmt man da Rücksicht? Auf die Behinderten oder die Nicht-Behinderten?", fragt Hubbe. Viel positive Resonanz sei ihm gerade von Seiten der Menschen mit Behinderung entgegengebracht worden. Es habe sogar einen Behindertenverband gegeben, der ihm eine Beschwerde zukommen ließ, weil seine Behinderung noch nicht in seinem Werk vorgekommen sei, so der Künstler.

Mittlerweile konnte Hubbe einen Verlag finden, "was anfangs auch nicht einfach war", und hat vier Bücher veröffentlicht. "Ich wünsche mir, dass durch meine Zeichnungen beide Seiten entspannter miteinander umgehen, Vorurteile aus dem Weg geräumt werden und so eine integrative Lebensweise ermöglicht wird", sagt er. cim

Zu sehen ist die Schau zu den üblichen Öffnungszeiten noch bis zum 20. April.

 Toleranz fördern sollen die Karikaturen von Phil Hubbe. Foto: CIM

Toleranz fördern sollen die Karikaturen von Phil Hubbe. Foto: CIM

Foto: Carolin Grell

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