Weihnachtsmärchen Herzensmenschen machen Theater mit Witz

Neunkirchen · Die Schaubühne Neunkirchen probt derzeit für ihr Weihnachtsmärchen „Baron von Hüpfenstich & Prinzessin Willwisschen“.

 Die Akteure der Schaubühne probten  für das Weihnachtsmärchen in der Aula des Palotti-Hauses. Rechts im Bild die Regiesseurin Angela Heintz.

Die Akteure der Schaubühne probten  für das Weihnachtsmärchen in der Aula des Palotti-Hauses. Rechts im Bild die Regiesseurin Angela Heintz.

Foto: Jörg Jacobi

Ein kleiner Aufschrei, dann sinkt die Prinzessin in Ohnmacht. „Greta, bist du jetzt mit Absicht gefallen?“, fragt Angela Heintz einigermaßen verwundert. Aus dem rosa Tülltraumkleid, in dem die junge Darstellerin hübsch dekorativ auf dem Boden drapiert ist, ertönt ein fröhliches „Ja.“ „Das ist gut, das gefällt mir“, honoriert die Regisseurin die spontane Idee. „Super.“ Loben und Disziplinieren wechseln sich bei dieser sonntäglichen Probe in der Aula des Pallotti-Hauses fast minütlich ab.

Zugegen sind fast alle 29 Mimen des diesjährigen Weihnachtsmärchens, das die Schaubühne Neunkirchen  im Dezember auf die Bühne der Gebläsehalle bringen wird. Der Aufwand hält sich in Grenzen. Wurde „Baron von Hüpfenstich und Prinzessin Willwisschen“ doch letztes Jahr bereits in Blieskastel aufgeführt. Aber es wäre wirklich schade, würde man den Neunkirchern diese aberwitzige Geschichte, die mit Namen spielt und gängige Märchenklischees ein bisschen außer Kraft setzt, vorenthalten.

„Wenn du schon auf dem Boden wie ein Maikäferchen liegst, dann mach auch so – schrei und wackel und zappel“, ergeht gleich die nächste Regieanweisung. „Weil: Der ist doch gräulich.“ Der Menschenfresser nämlich, der ungehobelte Klotz, der einem royalen Geheimnis auf die Schliche gekommen ist. Weshalb ihm König Haltewort nun wohl oder übel sein Töchterchen anvertrauen muss – was für ein Riesendrama! Kein Wunder, dass der ganze Hofstaat schluchzt und heult.

„Aus der Rolle geht ihr erst raus, wenn die Szene zu Ende ist“, rügt Angela Heintz die sieben tuschelnden Wochentagskinder Montag bis Sonntag. Der Text sitzt auch noch nicht wirklich, weshalb die Stichworte fehlen und ergo der eine oder andere Einsatz verpatzt wird: „Der Autor denkt sich was, wenn er das schreibt.“ Im Fall von Clemens Brentano ist das 200 Jahre her. Der Bruder von Bettina von Arnim gehörte zu den Hauptvertretern der Heidelberger Romantik, verfügte aber auch über einigen Humor.

Geduld - die benötigt nicht nur Angela Heintz mit ihren acht bis 74 Jahre alten Schauspielern, sondern auch Bernhard Krämer. Nicht jeder könnte den stocksteifen Zuckerkuchenmann geben, der zunächst nur vielsagend mit den Augen rollen darf. Mit der Prinzen-Rolle gibt der 37-jährige Elektronikentwickler sein Debüt bei der Schaubühne. Sein Freund hatte bei „Dorian Gray“ mitgewirkt und den Tipp gegeben, dass Angela Heintz per WhatsApp einen Prinzen sucht. „Da habe ich sofort angerufen“, erinnert sich Krämer.

Eine Stunde oder mehr dauerte dieses erste Gespräch, bei dem die Theaterpädagogin ihn einlud, doch einfach vorbei zu kommen. „Ich fand die Truppe unglaublich sympathisch, ich hatte direkt ein gutes Gefühl“, erinnert sich der Saarbrücker, der sonst zum Ensemble des Thunis-Studententheaters gehört. „Das sind Herzensmenschen, das passt.“ Theater heißt für ihn, „miteinander etwas auf die Beine zu stellen“. Etwas Bammel hat Krämer noch vor der Gebläsehalle: „Mit Thunis haben wir zuletzt vor 120 Leuten gespielt, da waren wir so stolz. Und super nervös.“ Am 5. Dezember wird es ein Vielfaches sein – und dann noch kleine, zappelnde Zuschauer! Aber es sollte mit dem Wellewatz („Ich heiße Wellewatz und bin ein privatisierender Menschenfresser“) zugehen, wenn diese fidele Schaubühnentruppe sie nicht ruckzuck in ihren Bann schlagen kann.

Aufführungen: Dienstag, 5. Dezember, 10 Uhr und 17.30 Uhr, sowie am Mittwoch, 6. Dezember, um 10 Uhr in der Gebläsehalle Neunkirchen. Karten für fünf/acht Euro über Ticket Regional.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort