„Hauptsache, das Feuer wird gelöscht, oder?“

Neunkirchen · Kreisbrandinspekteur setzt auf Wehr-Denken über Gemeindegrenzen hinweg. Nicht jeder Löschbezirk bringt noch die Sollstärke.

 Der Nachwuchs packt an. Damit das so bleibt, werben die Feuerwehren im Kreis um die Jugend. ArchivFoto: Becker&Bredel

Der Nachwuchs packt an. Damit das so bleibt, werben die Feuerwehren im Kreis um die Jugend. ArchivFoto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

Werner Thom (63) ist seit 1. Dezember 2006 Kreisbrandinspekteur. Der Illinger kümmert sich hauptberuflich beim Landkreis als Sachbearbeiter um Brand-, Zivil- und Katastrophenschutz. Thom ist verheiratet, hat drei Töchter und einen Enkel.

Bei der Wahl der neuen Führung im Löschbezirk Eppelborn gab es in diesem Jahr ein Novum: Amtszeit der Führung auf zwei Jahre verkürzt, zwei Stellvertreter für den Löschbezirksführer. Lokales Ereignis oder allgemeine Entwicklung?

Thom: Lokales Ereignis. Eine Verkürzung der Amtszeit sollte sicher nicht Schule machen. Es braucht ja auch Zeit sich einzuarbeiten. Zwei Stellvertreter sind nicht das Schlechteste. Man kann die Arbeit auf zwei Schultern verteilen. Bei kleinen Einheiten ist es eher nicht nötig, bei größeren kann das schon sinnvoll sein.

Der Löschbezirk Fürth ist personell unterbesetzt, berichtete die Feuerwehr Anfang des Jahres dem Ortsrat. .

Thom: Fürth bleibt im Moment mit 20 Aktiven unter seiner Sollstärke. Das ist natürlich nicht gut. Aber Fürth hat aktuell auch sechs Mädchen und Jungen in der Jugendfeuerwehr. Das ist für den kleinen Ort nicht schlecht.

Was wäre denn die Sollstärke?

Thom: Fürth bräuchte 27 Aktive. Die Sollstärke orientiert sich nicht nur an der Kopfzahl der Bevölkerung, sondern auch an der Gefährdungslage. Die ist in einer Wohngegend geringer, als wenn da Industriebetriebe stehen. Das wird in der Brandschutzbedarfsplanung analysiert und festgesetzt.

Sind andere Löschbezirke im Kreis in einer vergleichbaren Situation?

Thom: Aktuell sind alle anderen Löschbezirke über dem Strich.

Wird es eines Tages Orte in unserer Region ohne Feuerwehr geben?

Thom: Da müsste ich wohl in eine Kristallkugel schauen. Aber es wird sicher noch die eine oder andere Zusammenlegung geben. Illingen zum Beispiel ist auf diesen Weg bereits eingebogen.

Können nicht Flüchtlinge für die Feuerwehr geworben werden?

Thom: Das ist gewollt, aber es gibt keine direkte Lösung. Das braucht Zeit. Wer in den Einsatz geht, muss gut ausgebildet sein. Es geht um Schutz und Selbstschutz. Und wer in den Einsatz geht, muss Deutsch sprechen. Die Kameraden müssen miteinander reden können.

Wenn Menschen fehlen, wie viel lässt sich durch Organisation und Struktur auffangen?

Thom: Löschbezirke werden ja über die 112 und die Leitstelle in Saarbrücken alarmiert. Da kann zeitlich und räumlich genau eingeben werden, welcher Löschbezirk in welchem Fall und zu welcher Zeit alarmiert wird. Das ist flexibel und komfortabel machbar. Das hilft vor allem beim Tagesalarm zwischen 6 und 18 Uhr. Problem ist doch die geringe Tagesverfügbarkeit, wenn unsere Leute andernorts auf der Arbeit sind und nicht zum Einsatz können. Es wäre grundsätzlich wünschenswert, wenn Feuerwehrangehörige einsatznah Arbeit fänden. Da könnten gerade öffentliche Arbeitgeber drüber nachdenken.

Grundsätzlich und zusammenfassend: Wie sehen Sie die Feuerwehr im Kreis Neunkirchen aufgestellt?

Thom: Technisch sind wir relativ gut ausgestattet. Die Kommunen versuchen, ihren Verpflichtungen nachzukommen. Personell stehen wir im Moment noch ausreichend da. Aber eben im Moment. Generell muss sich noch stärker gemeindeübergreifenden Denken durchsetzen. Nicht: unsere Feuerwehr, eure Feuerwehr. Hauptsache, das Feuer wird gelöscht, oder?

Sie haben einen Wunsch frei…

Thom: Das Ehrenamt sollte eine größere Wertstellung erhalten und besser gefördert werden, zum Beispiel durch Schaffung einer "Feuerwehrrente".

Das Gespräch führte Claudia Emmerich

Zum Thema:

 Kreisbrandinspekteur Werner Thom. Foto: Thom

Kreisbrandinspekteur Werner Thom. Foto: Thom

Foto: Thom

Werner Thom hat beim SZ-Besuch auch Statistik mitgebracht. Ende 2016 zählten im Kreis die sieben Feuerwehren mit ihren 33 Löschbezirken 1401 Mitglieder, davon 89 Frauen - Eppelborn 310/17, Illingen 203/13, Merchweiler 86/0, Neunkirchen 326/33, Ottweiler 177/7, Schiffweiler 180/10, Spiesen-Elversberg 119/9.

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