„Gudde Buwe“ und der Rest der Welt

Neunkirchen · Vor 35 Jahren haben sie zum ersten Mal zusammen musiziert, der damals 17-jährige Ro Gebhardt und der 13 Jahre ältere Amby Schillo. Viel Musik mit vielen Musikern überall in der Welt haben sie gemacht, kamen aber immer wieder zusammen. Bisheriger Höhepunkt: das Konzert anlässlich 35 gemeinsamer Bühnenjahre am Samstag in der Gebläsehalle.

 Neue Songs und Stücke aus 35 Jahren Musik mit vielen Improvisationen – Amby Schillo, Ro Gebhardt und Thomas Girard (von rechts). Fotos: Jörg Jacobi

Neue Songs und Stücke aus 35 Jahren Musik mit vielen Improvisationen – Amby Schillo, Ro Gebhardt und Thomas Girard (von rechts). Fotos: Jörg Jacobi

Es waren Weltklasse-Musiker, die die rund 450 Besucher der Neunkircher Gebläsehalle in einmaliger Zusammensetzung am Samstag zu hören - und sehen - bekamen. Und zwei von ihnen echte Neinkerjer Buwe, "gudde Buwe", wie es Eberhard Schilling in seiner Laudatio ausdrückte. Diese beiden Neinkerjer Buwe sind Amby Schillo und Ro Gebhardt - und die haben vor 35 Jahren erstmals gemeinsam auf der Bühne gestanden. Das war ihnen einen Konzert-Abend wert.

Geladen dazu waren drei Wegbegleiter von früher. Max Hughes aus den USA, der in Berlin lebt und dort Bass-Dozent am berühmten Jazz-Institut Berlin ist, war ein langjähriger Weggefährte der beiden Saarländer und stand mit Ro schon auf der Bühne, als der gerade mal Anfang 20 war. Thomas Girard am Saxofon ist langjähriger Weggefährte von Amby Schillo. Der Österreicher ist beliebter Gast in Big Bands. Dritter im Gäste-Bunde: der Drummer Sebastiaan de Krom aus London. Er ist schon auf Gebhardts erster CD zu hören.

Musiker bleiben länger fit

Und weil die beiden Neunkircher Musiker nicht nur zur Weltklasse zählen und zu den trotzdem ganz bodenständigen Saarländern, sondern auch bei der Damenwelt immer wieder verhaltene Seufzer hervorlocken, war natürlich auch ihre ansprechende Optik Thema der Laudatio. So wusste Eberhard Schilling von einer Dame, für die Gebhardt der "George Clooney der Gitarre" sein soll und erinnerte sich an eine Bekannte von früher, die keine Augen für ihn, dafür umso mehr für Amby Schillo hatte. Der Tipp von Mann zu Mann: Musiker werden. Denn die, so hatte Schilling nachgelesen in den 18 Thesen, was denn einen Musiker auszeichnet, "bleiben länger fit".

Was man auch sein muss - zumindest, wenn man in dieser Liga spielt. Dass das erste Liga ist, zeigte sich bereits beim ersten Song "Fruit of Passion", den Ro vor einem Jahr geschrieben hat. Da gab es für die Besucher auch einiges nicht nur um die Ohren, sondern auch Gymnastik für die Augen, wollte man den virtuosen Fingern folgen. Das Programm ging dann quer durch die letzten 35 Jahre, bot den Besuchern Gelegenheit zum Erinnern und Staunen. Denn das war durchaus gemischt: Die einen kennen (und bewundern) Ro schon lange, die anderen können sich Musik ohne Multi-Talent Amby nicht vorstellen. "Ich habe ihn kennengelernt, da war er gerade mal 14 Jahre alt", erzählt SZ-Fotograf Willi Hiegel, der ganz privat mal hören wollte, was aus dem kleinen Jungen musikalisch rund 50 Jahre später geworden ist. Und fast wirkt er ein bisschen stolz auf ihn.

Fachsimpeleien im Foyer

 „Komm, ich muss dich jetzt mol drügge . . .“

„Komm, ich muss dich jetzt mol drügge . . .“

Eineinhalb Stunden bis zur Pause - die mussten die Musiker nutzen, um den Flüssigkeitsverlust aufzufüllen. Im Foyer wurde kräftig gefachsimpelt. Noch mehr von Amby zu sehen, das erhoffte sich der ein oder andere für den zweiten Teil. Der dauerte noch einmal eine gute Stunde plus Zugabe.

Dass Musiker auch über eine "hohe emotionale Intelligenz" verfügen, wie es in einer der anfangs zitierten Thesen heißt, das stellten Ro und Amby live unter Beweis. Irgendwann im Laufe des Konzertes, da hat es Ro überwältigt. "Ich muss dich jetz mol drügge", schiebt die Gitarre zur Seite, geht hin zu dem Mann, der ihn damals zur Musik gebracht hat und mit dem er jetzt seit 35 Jahren musiziert. Der strahlt und breitet die Arme aus. Der emotionalste Moment des Abends, von "zwee gudde Neinkerjer Buwe".

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