Großeinsatz im Neunkircher Rathaus: Maismehl löst Giftalarm aus

Neunkirchen · Die Aufregung war groß: Gestern Vormittag rückten Polizei, Feuerwehr, Sanitäter und Notarzt-Teams zum Neunkircher Rathaus aus. Der vermeintliche Giftbrief an OB Jürgen Fried enthielt nach einer ersten Analyse lediglich Maismehl.

 Feuerwehrleute bringen ein Fass ins Rathaus, in das der vermeintliche Giftbrief soll. Im Hintergrund die Gefahrgut-Experten. Foto: Hiegel

Feuerwehrleute bringen ein Fass ins Rathaus, in das der vermeintliche Giftbrief soll. Im Hintergrund die Gefahrgut-Experten. Foto: Hiegel

Foto: Hiegel
 Der Brief mit dem Pulver ist an OB Fried adressiert. Foto: B&B

Der Brief mit dem Pulver ist an OB Fried adressiert. Foto: B&B

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 Hinter dem Rathaus hat die Feuerwehr eine Dekontaminationsstrecke aufgebaut. Foto: Willi Hiegel

Hinter dem Rathaus hat die Feuerwehr eine Dekontaminationsstrecke aufgebaut. Foto: Willi Hiegel

Foto: Willi Hiegel

Jede Menge Feuerwehrautos, Polizei , Rettungsdienst - rund um das Neunkircher Rathaus ist an diesem Donnerstagmorgen die Hölle los. Gefahrgut-Einsatz heißt es erst neutral, dann macht das Wort "Giftbrief" die Runde. Überall Blaulicht, Wehrleute stehen in großen Gruppen zusammen, Sanitäter sitzen wartend in ihren Transportern. Hinter dem Rathaus packt die Feuerwehr Material aus, als wollte sie sich häuslich einrichten: Eine Dekontaminationsstrecke mit Plastikwanne für die Füße und rotem Zelt dahinter steht binnen kurzer Zeit, rundum Flatterband. Schnell ist klar: Ein vermeintlicher Giftanschlag hat den Großeinsatz in der Kreisstadt ausgelöst. In einem an Oberbürgermeister Jürgen Fried adressierten Umschlag findet sich am Morgen ein weißes Pulver - der erste Stock des Verwaltungssitzes wird aus Sicherheitsgründen umgehend geräumt, auch Mitarbeiter aus anderen Etagen verlassen ihren Arbeitsplatz. Gegen 15 Uhr dann Entwarnung: Die Kriminalpolizei teilt mit, ein Sonderkommando des LKA Hessen, Fachbereich Sprengstoff und Entschärfung, hat das Pulver analysiert: Es handelt sich um Maismehl. Die Substanz wird aber zur genaueren Untersuchung in die Virologie der Universitätsklinik Homburg gebracht.

Am Vormittag waren um kurz nach 10 Uhr in der Stadt die Sirenen zu hören, neben den Kräften der Stadt rückt der Gefahrstoffzug des Landkreises an mit Helfern unter anderem aus Illingen und Eppelborn - es ist ein großes Spektakel. Zugleich läuft alles ganz ruhig ab. Die Rathaus-Uhr zeigt 10.25 Uhr. Im Erdgeschoss des Rathauses stehen Mitarbeiter beisammen und scherzen. Die Treppenaufgänge sind gesperrt. Hauptamtsleiter Fred Leibenguth sitzt neben dem Eingang und telefoniert. Er verweist für nähere Auskünfte auf die Pressestelle, zeigt sich aber auch erstaunt (und erleichtert), wie professionell der Einsatz abläuft: "Man sieht, dass wir für den Fall der Fälle gerüstet sind."

Dass es wirklich ein gefährliches Pulver sein könnte, das da im Rathaus angekommen ist, möchte schon da niemand so recht glauben. Presse-Mann Markus Müller und sein Pendant bei der Feuerwehr, Christopher Benkert, tragen hinter dem Empfangstresen Informationen zusammen. Zunächst ist von drei, bald aber von sieben Personen die Rede, die den Brief in Händen hielten oder in unmittelbarer Nähe waren, als er geöffnet wurde. Sie werden von Notärzten untersucht, zeigen dabei keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen.

"Alle wohlauf", sagt Müller und schreibt eine erste Pressemitteilung. "Und das am Jahrestag des Anschlags auf Charlie Hebdo", erinnert er an den Terror von Paris vor einem Jahr. Unterdessen, die Rathaus-Uhr ist auf 10.38 Uhr weitergerückt, biegen Experten in orange-roten Schutzanzügen und einem großen silbernen Fass um die Ecke, steigen die Treppen zum ersten Stock hoch. Sie bergen den vermeintlichen Giftbrief in der Poststelle. Nochmal zehn Minuten später ruft die Empfangsdame des Rathauses ihren Kollegen im Erdgeschoss zu: "Alle können wieder in ihre Büros, nur der erste Stock bleibt da."

Die Feuerwehr hat vor den Türen des Verwaltungssitzes noch lange nicht Feierabend. Gegen 13 Uhr meldet Wehr-Pressesprecher Benkert, insgesamt mussten neun Personen, städtische Angestellte und die Experten des Gefahrenstoffzuges, vorsorglich dekontaminiert werden. Sie unterziehen sich einer Reinigungsprozedur und werden neu eingekleidet. Sechs von ihnen kommen vorsorglich zur Beobachtung ins Winterbergklinikum in Saarbrücken.

Alles in allem sind nahezu 150 Männer und Frauen im Einsatz. Das Rathaus setzt am späten Nachmittag eine Belohnung von 5000 Euro aus, um den Absender des offensichtlich üblen Scherzes ausfindig zu machen.

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