Getrübte Vorfreude auf Rio

Neunkirchen · Viele der Sportler und Ehrenamtler im Landkreis Neunkirchen freuen sich auf die morgen beginnenden Olympischen Spiele in Rio. Der Doping-Skandal und die Kommerzialisierung des Sports trüben aber manchem den Spaß.

Wenn morgen in Rio die Olympischen Spiele eröffnet werden, wird bei der Neunkircher Sportlerfamilie Schlegel wieder der Fernseher bis spät in die Nacht flimmern. Leichtathletik, Hockey, Handball, es gibt viele Sportarten , die die Schlegels interessieren. "Wir sind eine sportliche Familie", sagt Vater Winfried. Die Begeisterung kommt nicht von ungefähr: Winfried war lange als Handballer aktiv, Sohn Tomas ist Zehnkämpfer und aktueller Saarland-Rekordhalter im Speerwurf, Tochter Anna ist Leichtathletin. "Bei bestimmten Wettkämpfen sitzen wir sicher bis Mitternacht zusammen", sagt Vater Winfried. Länger schaue allerdings kaum jemand in der Familie. "Wir sind Vielschläfer", erklärt Schlegel lachend. Eine Sportart interessiert ihn jedoch überhaupt nicht: "Fußball gehört für mich nicht zu Olympia".

"Ich bin sehr distanziert, was Fußball angeht", sagt auch der Sportwart des Radfahrvereins Tempo Hirzweiler, Franz-Peter Mailänder, der ansonsten "durchweg alle Sportarten " ansehen möchte. Ihn störe "das ganze Geld, das da im Spiel ist", auch die große Präsenz des Sports in den Medien sei ein "Riesen-Ärgernis". Auch der Doping-Skandal um die russischen Athleten ärgert den Mountainbiker, der nach eigenen Angaben "13 bis 15 Stunden pro Woche" auf dem Rad ist. "Bei uns sind in jedem Rennen Dopingkontrollen möglich", sagt der Sportler . Der deutsche Radsport sei in diesem Bereich Vorreiter. Aus seiner Sicht sind die Ergebnisse mancher Leichtathleten "mit Vorsicht zu genießen". Für ihn seien persönliche Erfolge wichtiger als Medaillen.

Auch Astrid Maßing ärgern Doping und Korruption, die sie als "unsportlich" bezeichnet. Die stellvertretende Vorsitzende des Neunkircher Sportverbandes regt auf, dass bei Olympia mittlerweile nur das Geld im Vordergrund stehe. Die langjährige Jazz-Dancerin und -Lehrerin will deshalb nur "sehr wenig" die Olympia-Übertragungen verfolgen. Ihrer Meinung nach hätten die des Dopings überführten russischen Leichtathleten gesperrt werden sollen. Unverständlich finde Maßing auch, warum die Aufdeckerin des Skandals, Julia Stepanow, nicht in Rio antreten darf.

Norbert Reinermann, Vorsitzender des Boxclubs 1921 Neunkirchen , will sich während der Olympischen Spiele vor allem Leichtathletik und, wen wundert's, Boxen ansehen. Er werde zwar "nicht von morgens bis abends" schauen, aber in jedem Fall alle Kämpfe der deutschen Boxer verfolgen. Interessante Kämpfe der Deutschen, vor allem, wenn es um Medaillen geht, werde er gemeinsam mit Vereinsmitgliedern in einer Shishabar verfolgen.

Auch Armin König , Bürgermeister der Gemeinde Illingen, will sich einige Spiele und Zusammenfassungen anschauen, am wichtigsten seien für ihn die Turner. Wie viele andere Sportfreunde ärgert den ehemaligen Kunstturner jedoch auch das Thema Doping . Eine "Schande für den Sport" sei das, sein Gesamterlebnis trübe das "ungemein". Schuld seien hier Funktionäre wie Thomas Bach . Ärgerlich sei der Skandal für die meisten Sportler , die oft jahrelang darum kämpfen müssten, um bei Olympia dabei zu sein.

Besonders Annika Bruhn und Christoph Fildebrand will König die Daumen drücken. Die Sportler vom Schwimmclub Illingen sind in Rio mit dabei.

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