SZ-Serie „Ich packe meinen Koffer“ Genießen und an Mutter Erde denken

Neunkirchen · Urlaubszeit, Reisezeit. Sie kennen das Spiel „Ich packe meinen Koffer und nehme mit“? Die SZ hat sich spannende Koffer öffnen und ihren Einsatz erklären lassen. Teil 10: Picknick mit einem Profi.

 Hauswirtschaftsmeisterin Melanie Müller hat in der Redaktion den gesunden und nachhaltig gepackten Picknickkorb ausgepackt. 

Hauswirtschaftsmeisterin Melanie Müller hat in der Redaktion den gesunden und nachhaltig gepackten Picknickkorb ausgepackt. 

Foto: Thomas Seeber

Am Ende darf die Redaktion knabbern und naschen. Eine, die viel über gutes und gesundes Essen weiß, hat einen Picknick-Korb für die SZ lukullisch bestückt. Und dabei vor allem auch an die Umwelt und Mutter Erde gedacht. Nun gibt es sicher Tausend und eine Möglichkeit, was für so ein gemeinsames Essen im Freien auf die Decke kommt. Je nach Zusammensetzung der Picknicker – Paar, Gruppe, mit oder ohne Kinder. Je nach Geschmacksvorlieben – süß oder pikant, Kaffee oder Tee, Bier oder Wein. Melanie Müller (33), noch relativ frischgebackene Hauswirtschaftsmeisterin und angestellt bei der Katholischen Familienbildungsstätte Neunkirchen, ist wichtig: „Nachhaltig sollte es sein. Müll vermeiden, auf Plastik verzichten. Wir sollten Ressourcen sparen für unsere Kinder.“ Und mit gutem Willen sei das doch gar nicht so schwer umzusetzen.

Schauen wir auf den gedeckten Tisch und in den Flechtkorb mit grün-weiß-kariertem Innenfutter. Schön sei schon mal, freut sich Melanie Müller, wenn sich Porzellanteller statt Plastikteller füllen, Gläser statt Pappbecher. Wasser hat sie in einer Mehrwegflasche mitgebracht. Den grünen Tee ebenfalls. Alle Leckereien sind in wiederverwendbaren Frischedosen verpackt. In einer lagert ein feuchter Waschlappen: „Zum Hände abwischen. Ich mag diese abgepackten Erfrischungstücher nicht.“ In den anderen Dosen warten – Deckel auf – Vollkornbrote mit Frischkäse bestrichen, Möhrchen und Gurke. Frischkäse und Möhren vertragen sich prima: „Da können wir das Vitamin A aufnehmen.“ Apfel und Nektarine sind ebenfalls dabei: „Eine Banane matscht leicht.“ Es können aber auch Himbeeren oder Brombeeren sein, „wenn die Saison haben“. Saisonal und regional, das sei ein guter Grundsatz beim Picknick wie in der heimischen Küche. Salzgebäck steht griffbereit, ebenso Käsewürfel. Dazu Oliven: „Die sind knackig und halten die Kälte.“ Wer es gern deftiger mag: Bei Wurst zu Salami und rohem Schinken greifen. Hält sich bei Hitze.

Wer jetzt zaghaft einwirft (wie die SZ-Beobachterin): „Fehlt nicht was Süßes?“ Der erntet ein Lächeln: „Wir haben doch Obst.“ Okay, man könnte sich aber auch ein Küchlein vorstellen . . . Noch ein Lächeln. Küchlein darf doch auch sein. Jedem soll es ja bei seinem Picknick schmecken. Wichtiger als Wurst oder Käse, Apfel oder Apfelkuchen, grüner Tee oder Rotwein ist Melanie Müller eben doch der Gedanke an die Umwelt. Müll jedenfalls hat sie in unserer Redaktion kein Fitzelchen hinterlassen. Es ist überhaupt keiner angefallen. Dennoch bedeutet Nachhaltigkeit auch: Porzellan und Glas wiegen mehr als Plastik und Pappe. Und Porzellan und Glas müssen nun mal gespült werden. Aber alles wohl besser als einfach wegwerfen.

Die Kulturgeschichte der Menschheit kennt gemeinsame geplante Essen im Freien schon seit der Antike. Aber man „picknickt“ erst seit dem 18. Jahrhundert, lässt sich weiter nachlesen. Eine Herleitung erklärt das Wort aus dem französischen piquer für „aufpicken“ und nique für „Kleinigkeit“. Mit Beginn der Industrialisierung entdeckten Städter dann die Natur als Ausflugsziel. Arbeiter machten Brotzeit in der Stadt, Bürger fuhren zum Frühstück ins Grüne. Und die Wirtschaft witterte alsbald ihre Chance. Für das Essen unter freiem Himmel braucht es Utensilien: Picknick-Körbe und Picknick-Koffer mit Tellern und Besteck. Nach und nach wurden diese auch für kleinere Geldbeutel erschwinglich. Zuvor waren sie den besser Betuchten für ihre Landpartien vorbehalten. Damit es bei einem ungetrübten Picknickvergnügen in der freien Natur bleibt, hat Melanie Müller beim Kofferpacken auch an Sonnenschutz und Insektenschutz gedacht. Und wer gestochen wurde, für den hat sie auch noch einen natürlichen Tipp: „Halbe Zwiebel auf den Stich. Die ätherischen Öle desinfizieren.“ Also vielleicht ist im Korb noch ein Plätzchen frei.

Mit Kindern kochen, das hat die Hauswirtschafterin (Abschlussarbeit Adventsbrunch mit besonderem Blick auf Allergene und Zusatzstoffe) schon an Grundschulen und Nachmittagsbetreuungen angeboten. Die Idee, mal einen Picknickkorb bewusst zu packen, kam von ihrer Tochter: „Weil es Spaß macht, zusammen das Essen für ein Picknick vorzubereiten. Kinder können prima beteiligt werden: Obst waschen, Gemüse schnippeln. Und beim gemeinsamen Vorbereiten, da wächst doch die Vorfreude.“

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