Aus zwei mach eins Zwei wollen ihre Kräfte bündeln

Neunkirchen · Bei der Generalversammlung des Verkehrsvereins Neunkirchen wurden einige neue Gesichter in den Vorstand gewählt. 2022 will man mit dem Schutzverein fusionieren und erstmals die Bliesterrasse bespielen.

 Kommenden Sommer möchte der Verkehrsverein die Bliesterrassen bespielen, hier bei der Hundesegnung im Oktober.

Kommenden Sommer möchte der Verkehrsverein die Bliesterrassen bespielen, hier bei der Hundesegnung im Oktober.

Foto: Anja Kernig

 Es wäre so schön gewesen: Ursprünglich wollte Jörg Welter seinen Tätigkeitsbericht „in die Zeit mit Corona und nach Corona“ unterteilen. Aber „die Wirklichkeit hat uns alle eingeholt“. Trotzdem konnte der Vorsitzende des Verkehrsvereins rund 30 Mitglieder in der Stummschen Reithalle begrüßen – etwa halb so viele, wie unter normalen Umständen an der Generalversammlung teilnehmen. Einen schlechteren Zeitpunkt für seinen Amtsantritt als vor zwei Jahren hätte Welter schwerlich finden können: So standen seine ersten beiden Jahre an der Spitze des Vereins fast komplett unter dem Zeichen des Corona-Virus. Wein-Lounge und Neunkircher Messe musste man absagen, ebenso das Weihnachtskonzert 2020. Der Pandemie abgerungen werden konnte nach mehreren Anläufen immerhin das sehr stimmungsvolle „Weintreff Open Air“ im September am Kutscherhaus.

Im erneuten Anlauf ist die 10. Wein-Lounge nun für den 13. und 14. Mai 2022 vorgesehen, „dann im gewohnten größeren Rahmen in der Gebläsehalle“, stellte Welter seinem Ausblick voran. Vielfach sei die Bitte geäußert worden, den neu gefundenen Veranstaltungsort zu etablieren. „Grundsätzlich ein sehr reizvoller Gedanke.“ Doch „aufgrund der eingeschränkten Besucherkapazität und des Wetterrisikos“ bestünden erhebliche Zweifel, „eine solche Veranstaltung kostendeckend durchführen zu können“. Wenn es die Pandemie-Situation zulässt, soll es im Frühjahr zudem wieder eine Neunkircher Messe geben. „Für den Sommer haben wir ein Freiluftkonzert auf den Bliesterrassen ins Auge gefasst.“ Ähnlich wie im Neunkircher City Musiksommer will man die Treppen und Ränge als „natürliches Freilufttheater“ nutzen.

In die Annalen eingehen dürfte das kommende Jahr aber aus einem ganz anderen Grund: der Fusion mit dem Neunkircher Schutzverein für Handel, Handwerk und Industrie. „Wir haben in den letzten Wochen sehr gute und konstruktive Gespräche mit dem Vorstand des Schutzvereins geführt.“ So besteht Konsens darüber, dass ein Zusammenschluss von Vorteil wäre. „Ziel soll es sein, die Kräfte zu bündeln.“ Läuft alles nach Plan, könnte es schon im ersten Quartal des kommenden Jahres zum formalen Beschluss kommen, wofür beide Vereine außerordentliche Mitgliederversammlungen einberufen werden.

Womit Welter auf das allgemeine Stimmungsbild in Neunkirchen zu sprechen kam. „Bei vielen ist eine ziemliche Depression spürbar.“ Seit einem Jahr steht der Kaufhof leer. „Auch die Situation rund um den Stummplatz, in der Bahnhof- oder Hüttenbergstraße wird negativ gesehen“, vor allem bezüglich Leerständen, Sauberkeit und Sicherheitsempfinden. „Damit lockt man aber keine Investoren an.“ Welter sieht die Gefahr einer „sich selbst erfüllenden Prophezeiung“. Leider werden positive Fakten, wie die für Frühling geplante Eröffnung des Globus, der geringe Leerstand im Saarpark-Center, die Gastronomie rund um den Wasserturm oder an der Bliesterrasse, der Neubau und die Sitzverlegung des Unternehmens Terrag oder auch die gute Parksituation und Verkehrsanbindung „derzeit eher nicht wahrgenommen“.

Ein klares Bekenntnis für den Standort Neunkirchen sei dagegen der Neubau der Sparkassen-Hauptstelle auf dem „Wienerwald“-Gelände für rund 200 Mitarbeiter. Diese Leit-Investition in der Innenstadt wird das Bild des Lübbener Platzes und der Bahnhofstraße neu prägen, betonte Welter, der als Vorstand der Sparkasse voll involviert ist. Dass dafür Gebäude der Sparkasse im Hammergraben, in der Lindenallee und in der Millerstraße frei werden, sieht er als wenig problematisch an. „Es gibt momentan eine hohe Nachfrage nach Büroflächen in Neunkirchen.“ Auch an der Revitalisierung des Kaufhof-Gebäudes wird derzeit gearbeitet. Was Vereinspräsident Jörg Aumann später aufgriff: „In Bälde“ werde dort ein Mix aus Wohnen, Handel, Büro- und Freiflächen realisiert, kündigte Aumann an. Genau wie „einige Verbesserungen“ bei der Beleuchtung. In Sachen Kriminalitätsprävention beabsichtige man, erfolgreiche Strategien anderer Städte zu nutzen. Froh zeigte sich Aumann, dass die Kreisstadt kulinarisch aufgeholt hat und sich dank dreier Sushi-Anbieter gastromomisch zeitgemäß präsentiere.

Laut Jörg Welter besteht die Aufgabe des Verkehrsvereins in den kommenden Jahren darin, „zusammen mit der Stadt und ihren Organen die positive Vision des Neunkirchens der Zukunft zu entwickeln und in die Köpfe und Herzen der Menschen zu bringen“. Dafür steht nach den zügig abgewickelten Wahlen an diesem Abend ein „sage und schreibe 17-köpfiges Vorstandsteam“ bereit. Die Besetzung blieb weitgehend die alte. Als neuer Schatzmeister konnte Pascal Enrico Sciasci gewonnen werden. Anke Birk, Susanne Jakobs, Mehmet Göksu und der bisherige Schatzmeister Thomas Rammo verstärken die Riege der Beisitzer. Von Vereinsmüdigkeit kann im Fall des Verkehrsvereins Neunkirchen damit definitiv keine Rede sein.

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