Gemeinsam gegen den „schwarzen Hund“

Die Selbsthilfegruppe will Betroffenen einen geschützten Raum sowie Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch geben. Das erste Treffen findet am Mittwoch, 21. Januar, im KOMM statt. SZ-Redakteurin Heike Jungmann sprach vorab mit Ulrike, die selbst von der Krankheit betroffen ist.

Was hat Sie dazu veranlasst, eine Selbsthilfegruppe für Menschen mit Depression zu gründen?

Ulrike: Zunächst einmal ist es nicht meine alleinige Idee, eine Selbsthilfegruppe für Menschen mit Depression zu gründen. Die Idee entstand im Kontakt mit anderen Betroffenen. Wir haben im Verlauf der Erkrankung die Erfahrung gemacht, dass es sehr entlastend sein kann, sich mit Menschen auszutauschen, die mit gleichen oder ähnlichen Problemen kämpfen. Die Stärke einer Selbsthilfegruppe ist das Verständnis der Gruppenmitglieder für die Befindlichkeit des Einzelnen. Hinzu kommt, dass jeder Betroffene über Erfahrungen verfügt, wie er am besten mit dem "schwarzen Hund" (so nannte Winston Churchill seine Depression) umgeht und diese Erfahrungen als Hilfe an andere Gruppenmitglieder weitergeben kann.

Wer ist angesprochen? Auch Menschen, die glauben, depressiv zu sein?

Ulrike: Die Gruppe steht für jeden offen, der sich von der Thematik angesprochen fühlt, es besteht natürlich keine Notwendigkeit, eine entsprechende Diagnose nachzuweisen. Es ist sicher sinnvoll, sich unter der angegebenen Kontaktadresse über die Gruppe zu informieren.

Wird die Gruppe auch von einem Facharzt begleitet?

Ulrike: Die Gruppe wird nicht von einem Arzt begleitet. Es handelt sich um eine Selbsthilfegruppe nur von Betroffenen. Wir werden unterstützt von der KISS (Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe im Saarland). Bei Bedarf besteht die Möglichkeit, dort fachliche Unterstützung zu erhalten, auch in Form einer zeitweisen Begleitung der Gruppe.

Wie werden die Treffs ablaufen?

Ulrike: Der Ablauf ist nicht festgelegt, sondern orientiert sich an den Bedürfnissen der Mitglieder. Bewährt haben sich eine Befindlichkeitsrunde zu Beginn und am Ende der Gruppe und das Konzentrieren auf ein Thema, das von der Gruppe für das jeweilige Treffen vorgegeben wird. Es besteht die Möglichkeit, Entspannungstechniken und Achtsamkeitsübungen zu integrieren. Psychoedukative Elemente können genau so ihren Platz haben, wie praktische Tipps zum Umgang mit Arbeitgeber, Krankenkasse oder anderen Behörden. Die Gruppenregeln werden von den Gruppenmitgliedern gemeinsam festgelegt. Wichtig ist: Die Selbsthilfegruppe kann kein Ersatz für eine ärztliche oder psychotherapeutische Behandlung sein!

Nehmen Depressionskrankheiten in Deutschland zu?

Ulrike: Öffentliches Interesse an der Erkrankung Depression entsteht meist durch den Suizid von Prominenten, zuletzt beim Tod von Robin Williams . Meist "outen" sich in der Folge weitere Prominente als Betroffene, bevor das Thema wieder aus den Medien verschwindet.

Besonders drastisch sind die Zahlen im Landkreis Neunkirchen . Laut Kreisreport der Arbeitskammer des Saarlandes liegt die Anzahl der Arbeitsunfähigkeitstage im Landkreis Neunkirchen bei den psychischen Erkrankungen 35 Prozent über dem Bundesdurchschnitt.

Laut Faktencheck Gesundheit - Depression der Bertelsmann Stiftung leidet jeder fünfte Mensch im Laufe seines Lebens an einer Depression. 50 Prozent aller depressiv Erkrankten erleben mehrere Erkrankungsepisoden. Die Ursachen für den Anstieg psychischer Erkrankungen allgemein und der depressiven Erkrankungen insbesondere sind vielfältig.

Wichtig in dem Zusammenhang: Depression ist in den meisten Fällen gut behandelbar, gemäß Behandlungsleitlinie sind meist Psychotherapie und/oder medikamentöse Behandlung die Mittel der Wahl. Selbsthilfe kann den Genesungsprozess unterstützen.

Die Selbsthilfegruppe trifft sich erstmals am Mittwoch, 21. Januar, von 17 bis 19 Uhr im KOMM, Kleiststraße 39b in Neunkirchen , danach 14-tägig mittwochs von 17 bis 19 Uhr. Kontaktaufnahme möglich unter Telefon (0151) 70 11 35 10.

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