Gedeckter Tisch lockt die Wutz

Kreis Neunkirchen. Wie aus dem Nichts taucht plötzlich das Reh vor Gundula S. auf. Obwohl die 47-Jährige die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit von 80 Stundenkilometern sogar unterschreitet, hat sie keine Chance, einen Aufprall zu vermeiden. Gundula S. ist geschockt, ruft aber trotzdem sofort mit ihrem Handy die Polizei

 Im Herbst, wenn die Felder abgeerntet sind, "verirrt" sich auch manch Wildschwein auf die Straße. Die Grünstreifen laden zum Fressen ein. Ein gefährliches, manchmal tödliches Vergnügen. Foto: Polizei

Im Herbst, wenn die Felder abgeerntet sind, "verirrt" sich auch manch Wildschwein auf die Straße. Die Grünstreifen laden zum Fressen ein. Ein gefährliches, manchmal tödliches Vergnügen. Foto: Polizei

Kreis Neunkirchen. Wie aus dem Nichts taucht plötzlich das Reh vor Gundula S. auf. Obwohl die 47-Jährige die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit von 80 Stundenkilometern sogar unterschreitet, hat sie keine Chance, einen Aufprall zu vermeiden. Gundula S. ist geschockt, ruft aber trotzdem sofort mit ihrem Handy die Polizei. Damit habe sie genau richtig gehandelt, sagt Polizeioberkommissar Bernd Jurkschat vom Polizeibezirk Neunkirchen. Auf SZ-Anfrage erläuterte er, wie sich Verkehrsteilnehmer jetzt in der dunkleren Jahreszeit und vor allem in der Nähe von Waldgebieten am besten verhalten. Denn durch die früher einsetzende Dämmerung verschiebt sich der Wildwechsel in verkehrsreichere Zeiten. Die Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Wildtieren steigen ab Oktober sprunghaft an. Das zeigt ein Blick in die Verkehrsunfallstatistik. "Im vergangenen Jahr gab es im Landkreis Neunkirchen insgesamt 4149 Unfälle", berichtet Jurkschat. Davon seien 385 als Wildunfälle registriert, das sind mit 9,27 Prozent immerhin fast zehn Prozent aller Unfälle. Besonders vorsichtig sollten Verkehrsteilnehmer am Rombachaufstieg in Wellesweiler sein, rät Jurkschat, denn hier kommt es durch verstärkten Wildwechsel besonders häufig zu Unfällen. Ein Problem, mit dem sich die Verkehrsunfallkommission beschäftigte. Daraufhin wurden im Sommer am Rombachaufstieg Wildreflektoren angebracht. Wenn sich nun Fahrzeuge mit Licht nähern, werden nahende Tiere geblendet und - so hofft die Kommission - vom Überqueren der Straße abgehalten.Wichtig sei auf jeden Fall, die Verkehrsschilder Wildwechsel zu beachten, dort die Geschwindigkeit zu reduzieren und mit erhöhter Konzentration zu fahren. Falls es doch zu einer "Begegnung" auf der Fahrbahn mit Wildschwein und Co. kommt, sollte man sich und die anderen Verkehrsteilnehmer nicht durch ein Ausweichmanöver in Gefahr bringen. Dann lieber das Lenkrad festhalten und einen Crash in Kauf nehmen, rät der Neunkircher Polizeioberkommissar. Wie oben erwähnt, ist dann sofort die Unfallstelle zu sichern und die Polizei zu alarmieren, die dann den zuständigen Jagdpächter informieren kann. Unverantwortlich sei es, das angefahrene Wild einfach auf der Straße liegen zu lassen und weiter zu fahren. "Die Folgen können gerade für nachkommende Zweiradfahrer verheerend sein", warnt Jurkschat.

Doch was treibt gerade jetzt so viele Rehe über die Straßen? "Im Herbst, wenn die Felder abgeerntet sind, vollzieht das Rehwild eine Art Revierwechsel", erklärt Förster Ingo Piechotta. Rehe ziehen sich aus den Feldern und Wiesen zurück in die Wälder, die voller Eicheln und Bucheckern sind und zudem Deckung, also Sichtschutz bieten, ergänzt der Leiter des Reviers Wustweiler. Auch das eine oder andere Wildschwein "verirrt" sich auf die Straße. Denn sie halten sich gern an Grünstreifen auf, wo das Mähgut liegen bleibt und ein Eldorado für Schnecken und Würmer bildet. Ein gedeckter Tisch für das Wild kann also zur bösen Falle werden . . .

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