Gebündelt an der Bliespromenade

Neunkirchen · Der Unterricht an der Fachschule für Heilerziehungspflege findet nicht mehr in Urexweiler, sondern in Neunkirchen statt. Die Kreisstadt bietet dank ihrer Infrastruktur gute Bedingungen für Kooperationen.

 Michaela Pink fährt Anna Lena Serf mit dem Rollstuhl durch die „Waschstraße“, eine Übung zur Förderung aller Sinne. Foto: Thomas Seeber

Michaela Pink fährt Anna Lena Serf mit dem Rollstuhl durch die „Waschstraße“, eine Übung zur Förderung aller Sinne. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

. Alles so neu hier und so weiß (getüncht). Wer am Samstag die unscheinbare Eingangstür zwischen Woolworth und Adler Mode gefunden hatte, musste nur noch ein Stockwerk nach oben, wo ihn die an die Wand gemalte Lebenshilfe-Maxime: "Es ist normal, verschieden zu sein" begrüßte.

Seit August findet man die 1988 gegründete Fachschule für Heilerziehungspflege hier in der Neunkircher Bliespromenade. Ein kleiner Quantensprung für die 90 Fachschüler und ihre Lehrer, die mit dem Umzug aus Urexweiler nun von den Vorzügen einer Kreisstadt profitieren. Die ist nicht nur verkehrstechnisch besser erreichbar, sondern bietet auch dank der örtlichen Schulen, Behörden und sonstiger Infrastruktur gute Bedingungen für Kooperationen.

Praktischerweise zog die Geschäftsstelle des Lebenshilfe Landesverbandes Saarland gleich mit ein: "Jetzt ist alles gebündelt an einem Standort. Hier finden jetzt auch Seminare und Fortbildungen statt", freut sich Lebenshilfe-Geschäftsführerin Barbara Kronenberger. Auf den Tag der offenen Tür angesprochen, meinte sie lächelnd: "Wir üben noch ein bisschen", schließlich veranstalte man so etwas zum ersten Mal. Die Premiere war jedenfalls gelungen, so die Rückmeldung vieler Besucher. Mit Infoständen zugegen waren alle zehn Kooperationspartner der Schule. Als höchst kreative, auskunftsfreudige Gastgeber erwiesen sich die Fachschüler, die unter anderem einen Snoozle-Raum eingerichtet hatten. Dort konnte man im Halbdunkeln bei Musik und meditativen Texten chillen. Wie man Kranke umbettet, wurde im Raum der Aktionen demonstriert. Wer wollte, nahm auf einem Rollstuhl Platz und absolvierte die "Sinnes-Waschstraße" - inspiriert von einer echten Waschstraße, kamen hier verschiedene Bürsten und der Wasserspitzer zum Einsatz. Davor stand allerdings stets die Frage "Darf ich das machen", was Barbara Kronenberger sehr wichtig ist mit Blick auf die im Pflegebereich leider nicht seltenen Übergriffe. "Wir bei der Lebenshilfe setzen auf Wertschätzung." Das deckt sich mit dem, wie Ashley Engel ihren zukünftigen Beruf sieht: "Ich möchte, dass Menschen mit Behinderung mehr akzeptiert und integriert werden", erklärt die 21-Jährige aus Niederlinxweiler, die im dritten Ausbildungsjahr ist und ihre Praxiseinsätze in der Tagesförderstätte der Lebenshilfe St. Wendel absolviert. Obwohl es ein anstrengender, in der Öffentlichkeit oft nicht wahrgenommener oder unterschätzter Beruf ist, würde sie ihn immer wieder wählen: "Es kommt sehr viel zurück." Dass sie sich selbst während der Ausbildung immer besser kennengelernt hat, sieht Ashley Engel als großen Zugewinn: "Man erkennt sich selbst."

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HintergrundDie Ausbildung zum staatlich anerkannten Heilerziehungspfleger an der Privaten Fachschule in Neunkirchen ist schulgeldfrei und erfolgt in Kooperation mit den Lebenshilfeträgern im Saarland. Nach dem einjährigen begleiteten Orientierungspraktikum folgen zwei Jahre Fachschulausbildung und abschließend die einjährige fachpraktische Ausbildung. Eingesetzt werden Heilerziehungspfleger in stationären/ambulanten Wohnformen, Tagesförderstätten, Integrativen Kindertagesstätten und Werkstätten für Menschen mit Behinderung. nig

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