G9-Abstimmung G 9-Abstimmung schleppend angelaufen

Neunkirchen · Wer findet, dass acht Jahre Gymnasium zu kurz für gute Bildung sind, kann nun in seinem zuständigen Bürgeramt seine Stimme abgeben.

 Über die Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums kann man zurzeit im Saarland abstimmen.   

Über die Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums kann man zurzeit im Saarland abstimmen.  

Foto: dpa/Armin Weigel

„Gute Bildung braucht Zeit“, so lautet die Devise der Elterninitiative G9-jetzt!-Saarland. Das Volksbegehren sammelt im gesamten Saarland Stimmen, um das 2001 eingeführte, achtjährige Gymnasium abzuschaffen. Die Vertreter von G9-jetzt!-Saarland fordern für die Kinder „mehr Zeit zum Leben und Lernen“, sowie „mehr Bildungsqualität.“ Statt zwölf Jahre sollen die Schüler des Saarlandes wieder 13 Jahre Zeit bis zum Abitur haben. Bis zum 3. Januar 2018 haben alle im Saarland Wahlberechtigten die Möglichkeit, für die Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums ihre Stimme zu geben. Es sind bis zu 55 000 Stimmen nötig, um diesen Gesetzesentwurf durchzubringen. Auch in den Kommunen des Kreises  Neunkirchen haben die Bürger und Bürgerinnen die Möglichkeit, das Begehren mit ihren Unterschriften zu unterstützen.

In Neunkirchen selbst liegen die Listen im Hauptamt, erster Stock Zimmer 104 des Rathauses aus. Die Öffnungszeiten sind Montag bis Donnerstag von 8 bis 12 Uhr und 13.30 bis 16 Uhr, sowie Freitag von 8 bis 12 Uhr. Illingen: Im Bürgerbüro (Besi). Montag, 8 bis 18.30 Uhr; Dienstag und Donnerstag 8 bis 16 Uhr; Mittwoch 8 bis 12 Uhr; Freitag  7 bis 13 Uhr. Jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 12 Uhr. Eppelborn: Im Bürgeramt des Rathauses. Montag, Mittwoch, Donnerstag: 8.30 bis 15.30 Uhr; Dienstag 7 bis 18 Uhr und Freitag 8 bis 12 Uhr. Und jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 12 Uhr. Merchweiler: Im Rathaus Merchweiler, Zimmer zwei. Montag bis Freitag: 8.30 bis 12 Uhr und 14 bis 15.30 Uhr. Spiesen-Elversberg: Bürgerbüro im Rathaus, erster Stock, Zimmer 101 bis 103. Montag bis Freitag 8 bis 12 Uhr; Montag bis Mittwoch: 13 bis 16 Uhr und Donnerstag: 13 bis 18 Uhr. Ottweiler: Im Bürgerbüro, Zimmer fünf und sechs. Montag bis Freitag: 7 bis 12 Uhr; Montag und Mittwoch: 13.30 bis 16 Uhr; Donnerstag: 13.30 bis 17.30 Uhr. Zudem jeden ersten Samstag des Monats von 9 bis 11 Uhr. Schiffweiler: Im Rathaus, Zimmer 206. Montag bis Donnerstag: 7.30 bis 12.30 Uhr; Montag bis Mittwoch: 13.30 bis 16 Uhr; Donnerstag:13.30 bis 18 Uhr und Freitag: 7.30 bis 12 Uhr.

In den ersten drei Tagen, so hat die SZ auf Nachfrage in den Kommunen erfahren, haben geschätzt je etwa 30 Menschen ihre Stimme abgegeben. Aus der Gemeinde Illingen hieß es, dass die bisherige Resonanz noch keine Rückschlüsse auf die Quote zulasse, immerhin laufe das Begehren viel länger als Briefwahlen. Aber die bisherige Beteiligung sei „bescheiden“. Lediglich die Stadt Neunkirchen konnte keine Aussage über die Beteiligung am Begehren treffen. In der Gemeinde Merchweiler, so teilt man der SZ mit, beteiligen sich bislang überwiegend Großeltern, die um den zukünftigen Bildungsweg ihrer Enkelkinder besorgt sind. Die Ottweiler Bürger wollen mobil machen.  „Alle sagen, dass sie noch mehr Leute auftreiben wollen, die für die Initiative stimmen“, heißt es aus der Stadtverwaltung.

Die Einführung des G8 im Saarland findet seinen Ursprung in der 1997 gehaltenen Rede „Aufbruch ins 21. Jahrhundert“, des ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog.  Sein Appell, etwas zu bewegen und Herzogs Auffassung von moderner Bildung als „lebenslanges Lernen“, greift der ehemalige, saarländische Minister für Bildung, Kultur und Wissenschaft (von 1999-2007), Jürgen Schreier auf. Er brachte durch, dass seit Sommer 2001 im Saarland - als erstem westdeutschem Bundesland - das Gymnasium acht Jahre dauert. (In Gemeinschaftsschulen bleibt es jedoch beim G9.)

Im Saarland haben sich, im Rahmen einer Forsa-Umfrage, 72 Prozent der befragten Eltern für eine Wiedereinführung des G9 ausgesprochen. Außerdem, so eines der Argumente von G9-Jetzt!, sei die Umstellung auf das G8 ohne pädagogische Begründung erfolgt. Man habe weder auf eine entwicklungsgerechte Stoffverteilung geachtet, noch die Lernzeiten berücksichtigt. Es sei lediglich mehr Stress für Eltern und Kinder, so heißt es von Seiten des Volksbegehrens. Durch die Verkürzung der Zeit bis zum Abitur haben sich die Wochenstunden der Schüler um fast vier Stunden erhöht. Rechne man Hausarbeiten, Lernzeit für Klausuren und Recherchen für Referate hinzu, dann endet ein Schultag etwa um 17 Uhr. Das entspräche dann etwa dem Arbeitstag eines Erwachsenen. Für Hobbys und selbstbestimmte Zeit bleibe da kaum Zeit, gibt die Initiative zu bedenken. Außerdem gebe es keine nachweisliche Qualitätssteigerung, im Gegenteil. Es heißt, dass das Abitur-Niveau des G8 unter dem eines neunjährigen Gymnasiums liege.

 G9 Jetzt Elterninitiative startet In der Saarbraºcker Congreaühalle stellt sich Katja Oltmanns (Sprecherin der G9-Jetzt Elterninitiative)  am Mittwoch (26.11.2014) in einer Pressekonferenz vor.    Foto: Becker&Bredel

G9 Jetzt Elterninitiative startet In der Saarbraºcker Congreaühalle stellt sich Katja Oltmanns (Sprecherin der G9-Jetzt Elterninitiative) am Mittwoch (26.11.2014) in einer Pressekonferenz vor. Foto: Becker&Bredel

Foto: BeckerBredel

Wie es nach dem 3. Januar weitergeht, sollten ausreichend Stimmen für G9 abgegeben werden, entscheidet dann der Landtag. Würde sich der Landtag trotz ausreichender Stimmen gegen die Wiedereinführung entscheiden, stünde ein Volksentscheid an.

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