Fußabdrücke als Spiegelbild der ToleranzGerti und Buddy Elias dokumentieren das Schicksal Anne Franks

Ottweiler. "Herzlich Willkommen - wer immer du bist" - dem deutschlandweiten Motto der Interkulturellen Woche wird in diesem Jahr zum ersten Mal auch in Ottweiler Leben eingehaucht. Während die bundesweite Interkulturelle Woche eigentlich von 23. September bis 29

Ottweiler. "Herzlich Willkommen - wer immer du bist" - dem deutschlandweiten Motto der Interkulturellen Woche wird in diesem Jahr zum ersten Mal auch in Ottweiler Leben eingehaucht. Während die bundesweite Interkulturelle Woche eigentlich von 23. September bis 29. September dauert, legte das ehrenamtliche Organisationsteam in Ottweiler die Dauer der Aktionswoche etwas lockerer aus, wie Laima Rui erklärte: "So viele Einrichtungen und Gruppen hatten uns ihre Hilfe zugesagt, dass nicht alles in diesen kleinen zeitlichen Rahmen gepasst hat." Deswegen gab es beispielsweise schon vor zwei Wochen ein Sprachtraining für Migranten.

Bereits die Vorbereitungsphase für die Interkulturelle Woche in Ottweiler stand ganz im Zeichen des diesjährigen Mottos: Laima Rui hieß in einer interkulturellen Werkstatt Menschen aller Nationen willkommen, um gemeinsam die Dekoration für die offizielle Eröffnungsfeier herzustellen. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen: Fußabdrücke, bemalt mit den unterschiedlichsten Flaggen, lagen auf den Treppenstufen im Schlosstheater und leiteten die Besucher weiter. Auf den Fußabdrücken war auch das ein oder andere fröhliche und traurige Lächeln zu sehen, was die gemischten Gefühle der Migranten widerspiegeln sollte. "Die aktuellen politischen und gesellschaftlichen Ereignisse zeigen, dass Toleranz und gegenseitiger Respekt immer noch nicht selbstverständlich sind", erklärte Laima Rui in ihrer Eröffnungsrede.

Weil Hans-Heinrich Rödle, scheidender Bürgermeister von Ottweiler, wisse, wie wichtig Integration ist, habe er sich vor zwei Jahren direkt bereit erklärt, die Schirmherrschaft für die Interkulturelle Woche 2012 in Ottweiler zu übernehmen. "In Ottweiler sind 58 Nationen vertreten. Das ist nicht vergleichbar mit Völklingen oder Neunkirchen, aber jeder Einzelne ist uns wichtig", sagte der Bürgermeister. Weil das Zusammenkommen vieler Nationen auch ein Nährboden für Rassismus ist, soll in Ottweiler in den kommenden Tagen auch gegen Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit vorgegangen werden. Denn wie Landrätin Cornelia Hoffmann-Bethscheider deutlich machte, bedeutet kulturelle Vielfalt nichts anderes als eine große Bereicherung.

Auch Doris Deutsch, die Witwe des im letzten Jahr verstorbenen Alex Deutsch, saß am Sonntag im Publikum. Ihr Mann, ein Ausschwitz-Überlebender, habe bis zu seinem Tod zu sagen gepflegt: "Lasst euch nicht hineintreiben in Hass und Gewalt." Nach diesen zum Nachdenken anregenden Worten, die erinnerten, dass Friedfertigkeit nicht selbstverstaändlich ist, feierten die Menschen unterschiedlicher Nationen gemeinsam stundenlang zu Klängen aus aller Welt - von Trommelmusik bis hin zu litauischer Volksmusik. Dabei war die kulturelle Vielfalt nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen: Trachten verrieten die eine oder andere Herkunft.

Was nun in den kommenden Tagen folgt, fasste Holger Schäfer, neuer Bürgermeister von Ottweiler, kurz und knapp zusammen: "Wir wollen feiern, diskutieren und uns einfach nur kennenlernen." Ottweiler. Zahllose Briefe, Dokumente und Fotos der Familie Frank haben auf dem Dachboden des Hauses von Anne Franks Cousin, Buddy Elias, überlebt und wurden dort vor einiger Zeit entdeckt - ein Sensationsfund. Mirjam Pressler hat, unter Mitarbeit von Buddy Elias' Frau Gerti Elias, daraus die so einzigartige wie exem-plarische Geschichte der deutsch-jüdischen Familie Frank "Grüße und Küsse an alle" zusammengefügt, die sich liest wie ein großer schicksalhafter Familienroman.

Am 25. September lädt der Landkreis Neunkirchen ab 18 Uhr im Rahmen der Interkulturellen Woche zu einer Lesung aus "Grüße und Küsse an alle" mit Gerti und Buddy Elias ein. Die Lesung findet im Historischen Sitzungssaal im Witwenpalais, Wilhelm-Heinrich-Straße 36, in Ottweiler statt. red

Auf einen Blick

Das weitere Programm: Dienstag, 25. September: 16.30 bis 17.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus, Das Schicksal der Anne Frank: Das Ehepaar Elias liest über das Leben und Schicksal von Anne Frank; 18 Uhr, Witwenpalais: Ehepaar Elias liest aus "Grüße und Küsse an alle" (Mirjam Pressler); Mittwoch, 26. September: zehn Uhr, Pflanzung von Anne-Frank-Rosen im Rosengarten in Ottweiler; 18.30 Uhr, Landratsamt Ottweiler, Eröffnung einer Foto-Ausstellung über das Leben der Guarani-Indianer; Donnerstag, 27. September: 15.30 bis 17 Uhr, Spiele aus aller Welt (Kinder von sechs bis zehn Jahren), Teestube Ottweiler; Freitag, 28. September: 18 Uhr, JuZ Ottweiler, Interkultureller Filmabend; 20 Uhr, Kirchenkeller der Ev. Kirche, Konzert mit Die Grenzgänger; Sonntag, 30. September: zehn Uhr, Evangelische Stadtmission, Erntedank-Gottesdienst mit interkulturellem Buffet (Mitbring-Buffet). Das Programm liegt in den Ämtern aus.rol

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