Fröhlicher Blick Richtung Weihnachtsmarkt

Wellesweiler · Die Advents- und Weihnachtszeit wird bestimmt von Liedern. Für die SZ-Serie „Klingender Advent“ haben wir uns das weihnachtliche Liedgut vorgenommen und eine Geschichte geschrieben, die dazu passt.

 Auch wenn der Besuch der SZ zur ersten Unterrichtsstunde bei „Erste Schritte zur deutschen Sprache“ überraschend kam – gut gelaunt haben sich Schüler und Caritas-Mitarbeiter gemischt und um den weihnachtlich geschmückten Tisch drapiert. Der stimmt schon mal auf Sonntag ein. Foto: Jörg Jacobi

Auch wenn der Besuch der SZ zur ersten Unterrichtsstunde bei „Erste Schritte zur deutschen Sprache“ überraschend kam – gut gelaunt haben sich Schüler und Caritas-Mitarbeiter gemischt und um den weihnachtlich geschmückten Tisch drapiert. Der stimmt schon mal auf Sonntag ein. Foto: Jörg Jacobi

Foto: Jörg Jacobi

So richtig wissen sie erst einmal nicht, wie ihnen geschieht, die zehn Männer (neun aus Eritrea, einer aus Syrien) und eine Eritreerin. Mitten in ihre erste "Unterrichtsstunde" mit dem Ehrenamtler Klaus Sperber spaziert die SZ, gemeinsam mit allem, was sich in der Caritas im Winterfloß so tummelt. Zu der Weihnachtsdeko auf dem Tisch kommt noch mehr dazu, alle werden animiert zum Plätzchenessen. Die Eritreer sind freundliche Menschen und machen gerne und gut gelaunt mit. Schließlich sind ja auch das irgendwie "Erste Schritte zur deutschen Sprache", wie der Kurs offiziell heißt. Jedenfalls erfahren sie so schon einmal, dass Plätzchen und Tannengrün, bunt behütete Schneemänner, Kerzen, Deckchen mit Engeln und glittrige Nikoläuse um diese Jahreszeit in der neuen Heimat dazugehören. Das mag sie einstimmen auf das, was sie möglicherweise am Sonntag erwartet. Denn dann sind alle eingeladen zum ersten interkulturellen Weihnachtsmarkt im Wellesweiler Winterfloß. Hier, wo viele Menschen mit russischem Migrationshintergrund leben, aber auch Menschen aus Polen, aus Italien, Spanien gemeinsam mit Deutschen und nun auch Syrern und Eritreern sind Miteinander und Toleranz extrem wichtig. Das dachte man sich auch beim Caritasverband Schaumberg-Blies und ist mit zwei Projekten hierhergezogen, unterstützt von der Gemeinnützigen Siedlungsgesellschaft (GSG): Floßfahrt und MUT.

Das Projekt Floßfahrt gibt es seit dem 1. Oktober 2009, erzählt Amalia Beckin. Das Gemeinwesenprojekt war einst untergebracht in der Rosenstraße 15, vor einigen Jahren schon ist man umgezogen in eine Erdgeschoss-Wohnung (von der GSG zur Verfügung gestellt) ins Hochhaus Nummer 24. Die allerersten Ursprünge des Projektes, die liegen allerdings noch weiter zurück. Damals, 2006, war es eine Seniorengruppe, die den Grundstein legte. Die anfangs fünf bis sechs Leute bekamen den ehemaligen Fahrradkeller renoviert als Treffpunkt zur Verfügung gestellt. Auch wenn der Treffpunkt gewechselt hat, die Seniorengruppe gibt es immer noch. Zu ihr sind mittlerweile noch andere Gruppen hinzugekommen. Mittlerweile drei Kindergruppen in drei Altersstufen, geleitet von Lidia Radtschenko. Hier wird gebastelt, gebacken, gewerkelt. Im Büro steht bereits ein Korb voller Styropor-Nikoläuse und Weihnachtsengel. Am Sonntag sollen sie verkauft werden. Ebenso wie tütenweise Weihnachtsgebäck, das die Mütter gemeinsam mit ihren Kindern gebacken haben. "Da kommt noch mehr dazu", erzählt Beckin. Thomas Mörsdorf , als Sozialpädagoge zuständig für die Jugendarbeit und das Modellprojekt MUT (Miteinander und Toleranz), hat sich besonders viel Mühe gemacht: Er hat zu allen "internationalen Speisen, die angeboten werden, wie Schales und Hot Dogs " Informationen zusammengesucht. Die gibt's dann zum Essen dazu.

Die Hot Dogs werden übrigens von amerikanischen Studenten verkauft werden. Die waren es auch, die die Idee zum ersten interkulturellen Weihnachtsmarkt ins Rollen brachten. Denn die Studenten sind zurzeit in der Europäischen Akademie in Otzenhausen und beschäftigen sich mit praktizierter Integration. Wie kann man die besser zeigen als auf einem Weihnachtsmarkt?, dachte man sich im Winterfloß. Die GSG ließ Hütten bauen, drei an der Zahl, und sorgte auch ansonsten für die Logistik. Die Caritas-Mitarbeiter kümmern sich um alles andere. "Die Menschen sind unheimlich motiviert", erzählt Mitarbeiterin Katharina Bußler. Deshalb, so verrät Amalia Beckin, gibt es auch ein Rahmenprogramm: Eine Akkordeonistin tritt auf und Senioren- und Kindergruppen singen gemeinsam. "Wichtig ist, dass die Menschen miteinander ins Gespräch kommen, miteinander kommunizieren. Und irgendwie klappt das auch", weiß Beckin. Dass das etwas einfacher wird, dafür sorgt Thomas Mörsdorf mit verschiedenen Projekten, wie gerade einem gemeinsamen Skate-Ausflug der Jugendlichen. "Das gibt ein Zusammengehörigkeitsgefühl." Mittlerweile kommen auch die jugendlichen Eritreer zum montäglichen Jugendtreff. Weil aber die Sprache immer noch der wichtigste Punkt zur Kommunikation bleibt - Mörsdorf erinnert sich da nicht allzu gern an anfängliche Schwierigkeiten bei der Begrüßung - hat der Sozialpädagoge die "Ersten Schritte zur deutschen Sprache" initiiert. Den allerersten Schritt haben die Elf nun hinter sich. Einen weiteren Schritt zur Integration können sie am Sonntag machen, wenn sie mit den anderen Nationalitäten im Winterfloß in Kontakt kommen. Gemäß dem Motto: Fröhliche Weihnacht überall . . .

Zum Thema:

Der LiedtextFröhliche Weihnacht überall - Volksweise "Fröhliche Weihnacht überall"/ tönet durch die Lüfte froher Schall./ Weihnachtston, Weihnachtsbaum,/ Weihnachtsduft in jedem Raum!/ "Fröhliche Weihnacht überall",/ tönet durch die Lüfte froher Schall./ Darum alle/ stimmet in den Jubelton,/ denn es kommt das Licht der Welt/ von des Vaters Thron.//"Fröhliche Weihnacht überall"/ tönet durch die lüfte froher Schall./ Weihnachtston, Weihnachtsbaum,/ Weihnachtsduft in jedem Raum!/ "Fröhliche Weihnacht überall"/ tönet durch die Lüfte froher Schall./ Licht auf dunklem Wege,/Unser Licht bist du;/ denn du führst, die dir vertrau'n,/ ein zu sel'ger Ruh'.//"Fröhliche Weihnacht überall"/ tönet durch die Lüfte froher Schall./ Weihnachtston, Weihnachtsbaum,/ Weihnachtsduft in jedem Raum!/ "Fröhliche Weihnacht überall"/ tönet durch die Lüfte froher Schall./ Was wir ander'n taten,/ sei getan für dich/ dass bekennen jeder muss,/ Christkind kam für mich.

Zum Thema:

Auf einen BlickDer erste interkulturelle Weihnachtsmarkt im Winderfloß unter dem Motto "Miteinander und tolerant" findet an diesem Sonntag, 21. Dezember, statt. In der Zeit von 15 bis 20 Uhr sind die drei Buden geöffnet, es gibt ein großes Weihnachtsfeuer, einen Weihnachtsmann und internationale Gerichte, Bastelarbeiten und Musik. bea

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