Flüchtlingshilfe sucht Struktur

Kreis Neunkirchen · An diesem Mittwoch, 22. Oktober, stellt die Caritas ihr Modell „Willkomenspaten“ im Neunkircher Kirchenladen „Momentum“ vor. Unterdessen sieht der Kreis angesichts einer steigenden Zahl von Asylbewerbern Handlungsbedarf. Laut Landrätin wird für sechs Monate die Arbeit eines Integrationslotsen zwischenfinanziert.

 Caritas-Besuch in der SZ-Redaktion (von links): Geschäftsführer Michael Schütz, Ehrenamts-Koordinator Stefan Schuhmacher und ASD-Fachdienstleiter Thomas Hans. Foto: cle

Caritas-Besuch in der SZ-Redaktion (von links): Geschäftsführer Michael Schütz, Ehrenamts-Koordinator Stefan Schuhmacher und ASD-Fachdienstleiter Thomas Hans. Foto: cle

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Flüchtlinge willkommen heißen - das braucht neben gutem Willen auch Struktur. Die Aufgabe des noch neuen Ehrenamts-Koordinators für den Landkreis Neunkirchen in Diensten des Caritas-Regionalverbandes Schaumberg-Blies ist es deshalb, "Willkommenspaten" zu finden, zu schulen und zu begleiten (siehe "Stichwort").

Stefan Schuhmacher aus Wemmetsweiler hat diese Funktion im Juli übernommen - 32 Jahre, Theologe und Betriebswirt, verheiratet, ein Sohn. Sein Konzept hat er jetzt bei einem Besuch in der Redaktion vorgestellt, begleitet von Geschäftsführer Michael Schütz und Thomas Hans, Fachdienstleiter Allgemeine Soziale Dienste: "Ich möchte für das Thema Flüchtlinge sensibilisieren, Ansprechpartner sein, Strukturen aufbauen in Zusammenarbeit mit den Pfarrgemeinden."

Das Startsignal nach draußen, so unsere Gäste, fällt an diesem Mittwoch, 22. Oktober, 18.30 Uhr, mit einer Informationsveranstaltung im Kirchenladen "Momentum" auf der Bliespromenade Neunkirchen . Eingeladen sind Menschen, die sich für ein ehrenamtliches Engagement für Flüchtlinge interessieren. Sie lernen das Modell "Willkommenspaten" und mögliche Einsatzgebiete kennen. "Schön wäre es", sagt Schuhmacher", "wenn aus dem Abend eine Helfer-Liste entstehen würde."

"Es gibt viele Menschen in den Gemeinden, die helfen wollen, aber nicht so genau wissen wie", sagt Michael Schütz. "Wir wollen Hilfe koordinieren, mit Professionalität verzahnen." "Ohne die Ehrenamtlichen geht es nicht", betont Thomas Hans und erinnert an die steigenden Anforderungen ans Hilfenetz angesichts steigender Flüchtlingszahlen auch in unserer Region (siehe "Hintergrund"). So sei zum Beispiel die Fallzahl für die Integrationslotsin im Landkreis Neunkirchen nicht mehr vernünftig zu bewältigen (die SZ berichtete). Als Entlastung bekam Amalia Beckin mit ihrer Dreiviertelstelle im Mai noch Maissa Awad-Sayegh an ihrer Seite: mit einer halben Stelle, auf sechs Monate befristet. "Diese halbe Stelle konnten wir jetzt dank der Vitus-Stiftung sechs Monate verlängern", berichtet Michael Schütz.

Und bringt eine zweite Nachricht mit: "Der Kreis finanziert überbrückungsweise für ein halbes Jahr die Arbeit eines Integrationslotsen." Zusätzlich. Landrätin Cornelia Hoffmann-Bethscheider auf SZ-Anfrage: "Vor dem Hintergrund der vielen Flüchtlinge sahen wir dringenden Handlungsbedarf. Die Menschen brauchen Unterstützung, um sich trotz mangelnder Sprachkenntnisse zurechtzufinden. Es handelt sich um eine Zwischenfinanzierung, da Kommunen und Landkreise eigentlich das Land in der Verpflichtung sehen."

Zurück zu den ehrenamtlichen Helfern. Zu Stefan Schuhmachers Konzept gehört es ebenfalls, gewonnene Helfer für ihre Aufgaben auch fit zu machen: "Es sind regelmäßige Schulungen geplant." Etwa Aufklärendes zum kulturellen und politischen Hintergrund in den Herkunftsländern - wer weiß genau, was in Eritrea los ist? Oder zum rechtlichen Status des Flüchtlinges, aber auch des Helfers - wie ist das mit der Versicherung bei Fahrdiensten? Aber auch, wie man gut Deutsch vermitteln oder mit traumatisierten Menschen umgehen kann. Schuhmacher will zudem eine Begleitstruktur aufbauen: "Die Helfer sollen sich regelmäßig untereinander austauschen." Ein "Runder Tisch", der vielleicht als "reisender Tisch" mal in dieser, mal in jener Gemeinde zusammenkommt.

Zum Thema:

StichwortWillkommenspaten sollen im Bistum Trier Flüchtlingen praktische Hilfe leisten. Das sieht ein Konzept des Bistums und des Diözesan-Caritasverbandes vor. Das Bistum stellt 250 000 Euro im Jahr bereit. Konzept im Internet unter www.bistum-trier.de/hilfe-soziales/caritas/unterstuetzung-von-fluechtlingen/ cle

Zum Thema:

HintergrundDas professionelle Hilfenetz im Landkreis Neunkirchen tragen die vom Land bezahlte Integrationslotsen unterm Dach des Caritasverbandes Schaumberg-Blies, der Jugendmigrationsdienst des Diakonischen Werks an der Saar, finanziert vom Bund, sowie die Stadt Neunkirchen mit ihrem Amt für Soziale Dienste. cle

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