Filmhäppchen, die gemundet haben

Neunkirchen · Ein Forum für saarländische Filmemacher bietet die Stadt Neunkirchen im Rahmen ihres Günter-Rohrbach-Filmpreises. Drei Produktionen, die sich dem Sarkasmus verschrieben haben, wurden am Sonntagabend gezeigt.

 Sie genossen schwarzen Humor in roten Sesseln: Produktionsleiter Phil Christen, die Regisseure Marc André Misman, Tom Wagner und Evelyn Müller (vorne von links) sowie SR-Redakteur Christian Bauer und Oberbürgermeister Jürgen Fried (hinten von links). Foto: ani

Sie genossen schwarzen Humor in roten Sesseln: Produktionsleiter Phil Christen, die Regisseure Marc André Misman, Tom Wagner und Evelyn Müller (vorne von links) sowie SR-Redakteur Christian Bauer und Oberbürgermeister Jürgen Fried (hinten von links). Foto: ani

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Sarkasmus zog sich wie ein roter Faden durch die drei gezeigten Kurzfilme , wie man im lockeren Geplauder feststellte. Und das von bissig bis unschuldig daherkommend, in jedem Fall aber köstlich und zum Schieflachen. Der Kinosaal im Cinetower Neunkirchen war mäßig besetzt, was für eine familiäre Atmosphäre sorgte, doch hätte der Saarländische-Filmemacher-Abend - der Eröffnungsabend der Finalistenwoche im Vorfeld der Verleihung des Günther-Rohrbach-Filmpreises - durchaus volle Reihen verdient gehabt. "Dieser Abend hat bereits Tradition. Wir wollen damit saarländischen Filmemachern die Möglichkeit bieten, in die Öffentlichkeit zu treten", so Oberbürgermeister Jürgen Fried . Christian Bauer, bekannt als Tatort-Redakteur des SR, moderierte die Kurzfilme an und leitete danach die Diskussionen zwischen Machern und Publikum.

"Unser Film ist bei keinem Festival angenommen worden, außer beim Festival des gescheiterten Films", erklärte das Regie-Duo von "Frauke hat gesagt", Evelyn Müller und Tom Wagner, sympathisch unverblümt. Das Scheitern muss aber relativiert werden: Absagen sind das Los des kleinen Filmemachers, wie andere Regisseure des Abends betonten. Heribert (Joachim Lünenschloß), Angestellter, verheiratet, zwei Kinder und unzufrieden, sucht in "Frauke hat gesagt" den Schlüssel zum Glück. In Fraukes (Bettina Koch) Seminar. Und tatsächlich: Er schafft es, die Realität als reines Produkt seiner Gedanken wahrzunehmen - mit erst komischen, dann dramatischen Folgen. Zwar bleibt das Low-Budget nicht verborgen, doch gelingt die Erzeugung einer eigentümlichen Atmosphäre, Heriberts ganz persönlicher Mischung aus Depression und Glückseligkeit. Und dem einheimischen Zuschauer fiel auf: Gedreht wurde in Neunkirchen .

Kein Blatt vor den Mund nimmt "Fair Trade". Regisseurin Emilie Cherlet weilt in Peking, doch Produktionsleiter Phil Christen erklärte: "Sie wollte sich kritisch mit Toleranz auseinandersetzten, ohne auf die Tränendrüse zu drücken." So erlebt Bianca (Alina Wolff) die Vorbereitungen ihres Vaters Jens (Rainer Furch) zur Jubiläumsfeier seines Fair-Trade-Vereins mit, die möglichst Multikulti sein soll. "Einen Schwarzen" hätte er gerne, "aber nur einen." Außerdem einen Rollstuhlfahrer und einen Schwulen. "Einen, bei dem man's auch sieht!"

Professionell und urkomisch präsentierte sich der Streifen "Fürchtet euch nicht", der nicht nur zwei Preise und eine First-Steps-Award-Nominierung vorweisen kann, sondern auch den Papst zu einem Lob bewegt hat. Trotz Schimpfworten und Prügelei. Von Idealismus getrieben ziehen drei Sternsinger (Raoul Migliosi, Lorenz Röttig, Linus Priester) von Tür zu Tür. Doch meist ernten sie Spott und Ablehnung. Als Rabauken ihnen auch noch die kärgliche Kollekte entwenden, wird ihr Zusammenhalt auf die Probe gestellt. Doch Gegenwehr siegt. "Ich wollte den Focus nicht auf ein christliches Publikum legen, sondern allgemein Idealismus herauskitzeln", so der junge Regisseur Marc André Misman.

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Auf einen BlickWeiteres Programm der Finalistenwoche: Heute, Dienstag, 4. November: "Traumland" von Petra Biondina Volpe; Mittwoch, 5. November: "Westen" von Christian Schwochow; Donnerstag, 6. November: "Zeit der Kannibalen" von Johannes Naber. Die Filme werden jeweils um 18 Uhr im Cinetower Neunkirchen gezeigt. Weitere Informationen sowie die Möglichkeit zur Ticketvorbestellung im Internet unter cinemas-nk.de oder unter Telefon (06821) 92 34 10.

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