Feuerwehr jetzt wirklich schnell

Neunkirchen · In der jüngsten Stadtratssitzung kam die brandaktuelle Expertise zur Neunkircher Feuerwehr auf den Tisch. Rat und Verwaltung waren gespannt darauf. Denn bei der vorhergehenden Bestandsaufnahme hatte es vernehmliche Kritik gehagelt. Diesmal aber gab es gute Noten. Stadt und Feuerwehr haben ihre Hausaufgaben gemacht.

Acht Minuten - das reicht manchem Schachspieler kaum, um sich über den nächsten Zug im Klaren zu werden. Bei der Feuerwehr sollen acht Minuten reichen, um nach einem Alarm eine neunköpfige Einsatzgruppe an den Unfall- oder Brandort zu bringen. So will es der Gesetzgeber. Und die Feuerwehr Neunkirchen schafft das - im Zentrum sowieso, aber auch in den Außenbezirken. Dies bestätigt Roland Demke, ein versierter Feuerwehr-Experte, den Löschbezirken der Kreisstadt.

Demke ist promovierter Chemiker. Von 1995 bis 2011 war er Leiter des Amtes für Brand- und Zivilschutz der Landeshauptstadt Saarbrücken und zugleich Chef der dortigen Berufsfeuerwehr. Dann folgte er dem Ruf der Staatlichen Feuerwehrschule in Würzburg, deren Leiter er seither ist.

Im Auftrag der Stadt Neunkirchen hatte Demke schon 2009 ein Gutachten, einen sogenannten Brandschutzbedarfsplan, erstellt, in dem er Stärken und Schwächen der Neukircher Feuerwehr analysierte. Und es gab Schwächen. Die Feuerwehr war damals nicht optimal ausgerüstet. Auf Deutsch: Die Stadt hatte zu sehr bei der Ausrüstung gespart und einen Investitionsstau entstehen lassen. Zweiter, mindestens ebenso wichtiger Kritikpunkt war vor sieben Jahren: Die Feuerwehr zeigte Mängel bei ihrem Ausrückverhalten. Sprich: Sie war zu langsam. Seinerzeit legte Demke Handlungsempfehlungen vor. Diese wurden offenbar engagiert umgesetzt. Denn bei seiner neuesten Analyse kam der Gutachter zu einer durchweg positiven Beurteilung. Sein Fazit: "Die Weichen sind richtig gestellt."

430 Einsätze insgesamt hatten die Feuerwehren der Kreisstadt binnen Jahresfrist zu stemmen. 290 Alarmierungen davon entfielen auf den Löschbezirk Innenstadt. "Das ist an der Belastungsgrenze", erklärte Demke. Insgesamt haben die Löschbezirke Innenstadt, Furpach, Hangard, Ludwigsthal, Münchwies, Wellesweiler, Wiebelskirchen sowie der Löschzug Sinnerthal 315 ausgebildete Mitglieder. Die Frauenquote liegt bei elf Prozent. Bei der Jugendfeuerwehr machen 103 Mädchen und Jungen mit.

Besonders wichtig ist der Zugewinn an Tempo im Zentrum von Neunkirchen . Denn hier gibt es mit Abstand das größte Gefahrenpotenzial. Schlüssel zum Erfolg war und ist die Besetzung der Feuerwache mit insgesamt 28 hauptamtlichen Kräften, wovon die Hälfte allein für den Rettungsdienst benötigt wird. Weil ein gut ausgebildetes Team zumindest tagsüber vor Ort ist, kann das erste Einsatzfahrzeug sehr rasch nach einem Alarm lospreschen. So werden manchmal entscheidende Sekunden gewonnen. Das Gutachten bescheinigt den Kräften des Löschbezirks Innenstadt Ausrückzeiten von unter fünf Minuten.

Nachts sieht der Experte immer noch Verbesserungsmöglichkeiten. Er schlägt vor, dass die Stadt Feuerwehrleuten hilft, Wohnraum in der Nähe der Wache zu finden. Unter dem Strich wäre das viel billiger, als eines Tages doch noch eine Berufsfeuerwehr zu installieren. Dafür benötige man mindestens 50 Mann und es werde erheblich teurer als mit einer Freiwilligen Feuerwehr.

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