Fehlanzeige bei den Fledermäusen

Heinitz · Seit 15 Jahren bietet Brigitte Scherer für die VHS Neunkirchen Fledermaus-Führungen an. Jetzt war die SZ dabei. Und zum ersten Mal ließ sich keines der kleinen flugfähigen Säugetiere blicken.

 Brigitte Scherer (r.) kann mit ihrem Bat Detektor die Frequenz der Fledermäuse aufspüren, wenn welche da sind. Foto: Thomas Seeber

Brigitte Scherer (r.) kann mit ihrem Bat Detektor die Frequenz der Fledermäuse aufspüren, wenn welche da sind. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Die Wasserpistole ist geladen. Mit verdeckten Augen ruft Yasmin aufs Geradewohl "Insekt". Linker Hand, ein paar Meter entfernt, ruft Brigitte Scherer wie ein Echo "Insekt" zurück. Daraufhin zielt die Neunjährige rein nach Gehör in diese Richtung und drückt ab. Getroffen. Oder fast, aber das spielt keine Rolle. Es geht ja ums Prinzip: Wie fängt die Fledermaus ihre winzige Beute, nachts, wenn es stockduster ist.

Das beliebte Experiment gehört zwingend zu der Fledermausführung, die Brigitte Scherer seit 15 Jahren anbietet. Bevor die kleine Gruppe vom Parkplatz gen Wald losmarschiert, gibt es von der diplomierten Biologin, Heilpraktikerin und Osteopatin erst mal ein paar grundlegende Fakten. Zwei Familien der einzigen flugfähigen Säugetiere existieren in Deutschland: die Glatt- und die Hufeisennasen. "Heute sehen wir die mit den glatten Nasen", darunter, was am wahrscheinlichsten ist, die Zwergfledermaus Pipistrellus pipistrellus. Deren Körper ist etwa daumengroß. Auf die Briefwage bringt sie maximal sieben Gramm, etwa so viel wie ein Gummibärchen.

Den ersten Stopp legt die Gruppe auf dem Spielplatz im Wohngebiet ein. Ein guter Platz, die "Zwerge" bevorzugen als gebäudebewohnende Art Fugen, Spalten und Rollladenkästen. Brigitte Scherer holt ein ulkiges Gerät namens Bat Detektor heraus. Damit kann man Ultraschallaute, die die Fledermaus zum Aufspüren der Insekten aussendet, in eine für den Menschen wahrnehmbare Frequenz umwandeln. "Die meisten Fledermäuse rufen bei 45 Kilohertz." Sie schaltet ein: Fehlanzeige. Doch, da ist ein Knistern und Knirschen . "Störgeräusche", diagnostiziert die Expertin. Nichts flattert. Und dabei bleibt es auch.

Bei der Runde durch den Wald, auf dem nagelneuen Holzbohlensteg des 12-Weiher-Wegs, kreuzt nur ein einsamer Fischreiher den Himmel. Liegt es am Vollmond, fragt jemand. Eher an der Trockenheit und dem resultierenden Mangel an Insekten . Fakt ist: Keine einzige Fledermaus tritt ihre Nahrungssuche an. "Das ist mir bei meinen gut 30 Führungen noch nie passiert".

Dabei sollten sich die Winzlinge jetzt langsam "Speicherfett" für den Winter anfressen. Bis zu 5000 Insekten muss eine Zwergfledermaus jede Nacht jagen, rund ein Drittel ihres Körpergewichts. Bei Yasmin wären das zwölf Kilo. Doch das Mädchen will jetzt nur noch ins Bett.

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