Fastenzeit Und plötzlich sprudelt ganz viel Energie

Neunkirchen · In St. Marien Neunkirchen trifft sich wieder eine begleitete Fastengruppe. Zuvor informiert am 7. März ein Vortrag über medizinische und religiöse Aspekte des Verzichts.

 Darauf einen Schluck Wasser: Pastor Michael Wilhelm und Dr. Mechthild Feldmann begleiten wieder eine Fastengruppe in St. Marien Neunkirchen.

Darauf einen Schluck Wasser: Pastor Michael Wilhelm und Dr. Mechthild Feldmann begleiten wieder eine Fastengruppe in St. Marien Neunkirchen.

Foto: cle

So kleine Freiheiten dürfen es schon sein: Wenn Ärztin Mechthild Feldmann ins Fasten startet, behält sie eines bei: die Tasse Kaffee am Morgen. „Das muss sein.“ Sonst gibt es eine Woche den lieben langen Tag Wasser und Gemüsebrühe. Pastor Michael Wilhelm kennt in den Fastentagen nur Wasser und Tee. „Ich lass den Kaffee weg.“ Feldmann (72) und Wilhelm (55) begleiten auch in diesem Jahr wieder eine Fastengruppe unterm Dach der Pfarrei St. Marien Neunkirchen. Zur Einstimmung laden sie ein zu einem Informationsabend am Donnerstag, 7. März, um 19.30 Uhr im Kirchenladen „Momentum“ auf der Neunkircher Bliespromenade. Es geht um Fasten aus religiöser und medizinischer Sicht. Die Gruppentreffen folgen dann am Freitag, 8. März, Sonntag, 10. März. Mittwoch, 13. März und Freitag, 15. März, jeweils um 19.30 Uhr. Beim letzten Treffen brechen sie gemeinsam das Fasten. Im letzten Jahr war es ein Apfel, mit dem die Teilnehmer sich wieder zurück ins normale Leben schmeckten. Nach einer Woche Nahrungsverzicht entfalte der Apfel ein so intensives Aroma, einen so intensiven Geschmack, schwärmen die Fastenbegleiter.

„Das Fasten entgiftet den Körper, um ihn dann in anderer Weise wieder aufzubauen“, sagt Feldmann. Der Mensch müsse aber körperlich und psychisch dafür belastbar sein. „Das Fasten macht den Menschen sensibler. Für sich selbst, für seine Umwelt“, sagt Wilhelm.  

Sicher führe der einwöchige Verzicht auch zu Gewichtsverlust, aber es entstehe vor allem ganz viel Energie, versichern die beiden. Ab dem dritten Tag jedenfalls. In den beiden ersten Tagen könne es dem Fastenden durchaus eher schlecht gehen. „Da sagen Teilnehmer in der Gruppe schon mal, sie halten vielleicht nicht durch, fühlen sich depressiv, haben Kopfschmerzen“, berichtet Feldmann. „Aber die Gruppe motiviert, stützt. Die Teilnehmer tauschen Informationen, Erfahrungen aus“, berichtet Wilhelm. Einmal, erzählen die beiden, habe eine Frau von Herzrasen in der Nacht berichtet. Ärztin Feldmann fand schließlich die Erklärung: Die Frau hatte ausschließlich Leitungswasser getrunken. Ihr fehlten Mineralien. Beim Gespräch im Pfarrhaus mit der SZ steht sprudelndes Wasser mit Mineralien auf dem Tisch. Mineralwasser und Tee wird auch bei den Gruppenabenden ausgeschenkt.

Zum Ablauf gehören Impulsfragen, etwa „Heute werde ich mich von einem Gegenstand trennen“. Die Treffen sollen nicht länger als eine gute Stunde dauern. Wichtiges soll angesprochen, aber nichts zerredet werden. Zur Fastenwoche gehöre zudem mehr als Nahrungsverzicht. Bewegung und Ruhe, dem Körper Gutes tun etwa mit einem Saunabesuch, Dinge bewusst erleben – all das passe in diese Phase bestens rein.

Urlaub muss der Pastor nicht nehmen. Das tun auch andere arbeitende Fastenmitmacher nicht, erzählt Wilhelm. Er arbeite eher mehr. So viel Energie werde frei. Und fürs Verdauen brauche es ja keine. Mehr Zeit habe man auch, sagt Feldmann. Man brauche ja keine fürs Kochen. Obwohl: In der Gruppe sind auch Ehefrauen ohne ihre Männer. Und sie, so hören wir, bekochen ihre Männer auch während ihres eigenen Fastens: „Das macht denen gar nichts aus“, lachen Feldmann und Wilhelm. „Die schmecken halt nur nicht ab.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort